Quëlle

Sonntag, 14. August 2005

Drei mehr oder weniger russische Meldungen:

  1. In Rußland versucht der Staat, nach deutschem Vorbild die Schreibung zu reglementieren. Dort trifft es allerdings nur einen Buchstaben: Das ë darf in offiziellen Dokumenten nicht mehr verwendet werden. Streng genommen ist das ë nur eine Aussprachevariante für das betonte e. D.h., ein e (gespr.: je) wird in einer betonten Silbe zu ë (gespr.: jo):

    Aus звезда (swjes′da, der Stern) wird звёздный (sw′josdnyi, sternig).

    [Update: Es gibt auch betonte es, z.B. in Lenin. Richtig ist hingegen, daß das ë immer betont ist.]

    Immerhin will die Stadt Uljanowsk dem ë jetzt ein Denkmal aus rotem Granit setzen. Hoffentlich fallen die Tüttelchen nicht runter.

    [russlandonline.ru, via de.etc.sprache.deutsch]

  2. Rußland ratifiziert den Grenzvertrag mit Estland nicht, da die Präambel Estland als „Opfer der Aggression der Sowjetunion“ bezeichnet. Putin möchte hingegen immer noch von „Befreiung“ sprechen. Zur Erinnerung: Die sechzigjährige Besetzung des Baltikums im Rahmen des Hitler-Stalin-Vertrags zur Aufteilung Europas wurde im Osten offiziell als „Befreiung“ bezeichnet.
    [Basler Zeitung online]
  3. Nur mittelbar mit Rußland zu tun hat das neue schöne Wort: Der Stern sorgt sich um russische Dominanz auf deutschen Stränden, der Herr Spalanzani wiederum wünscht sich,

    die mongolischen Horden würden über die Medienzicken herfallen, daß die Bröckchen aus den Ohren quöllen

    [Vigilien]

One Response to “Quëlle”

  1. […] Auf der Museumsinsel gab es den Eisenstein-Film „Panzerkreuzer Potёmkin“, musikalisch begleitet von den Pet Shop Boys und den Dresdner Sinfonikern (bekannt unter anderem durch ihren Rammstein-Liederzyklus). Einflußreich wie kaum ein anderer Film, umjubelt und umstritten reicht die Wirkung von Panzerkreuzer Potemkin bis in die heutige Zeit. Rumms! Die Explosion der Revolution, die freudige Wut ihrer Protagonisten, die brutale Niederschlagung des Aufstandes auf der Hafentreppe von Odessa sind auch heute noch eindrucksvolle Zeugnisse des sowjetischen Propagandafilms. Sein Autor, Sergej Eisenstein wünschte sich aller zehn Jahre eine neue Filmmusik. […]

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