Rezension: Googles Privacy Policy

Mittwoch, 24. August 2005

Google Talk ist da. Telefonieren für die reine Internet-Gebühr. Lohnt sich in Stralau nicht, wg. Glasfaser.

Paranoiker wie wir lesen natürlich zuerst die Datenschutzerklärung. Google versichert darin unter anderem, keine Inhalte von Gesprächen zu speichern. Man söllte aber mißtrauisch sein, da es in den USA, anders als hier, keine wirksamen Datenschutzgesetze gibt und persönliche Daten dort inhärent unsicher sind. Unter anderem heißt es, bezogen auf Log-Informationen wie Kommunikationspartner und -dauer:

We use this information internally to deliver the best possible service to you, such as improving the Google Talk user interface and maintaining a consistent and reliable user experience. We delete all personally identifiable information from our logs after a period of time reasonably necessary to do so.

Da ist nicht ganz klar, ob mit „user experience“ auch personalisierte Werbung gemeint sein kann.

Des weiteren:

Google only shares personal information with other companies or individuals outside of Google in the following limited circumstances:

  • We have your opt-out consent, or opt-in consent with regard to sharing particularly sensitive personal information.

Opt-out consent bedeutet letztlich, daß die Daten weitergegeben werden können, wenn man nicht widerspricht. Damit ist eine Weitergabe der Daten an z.B. Werbetreibende mit einem harmlos klingenden Hinweis möglich.

[…]

  • We have a good faith belief that access, use, preservation or disclosure of such information is reasonably necessary to (a) satisfy any applicable law, regulation, legal process or governmental request, (b) enforce applicable Terms of Use, including investigation of potential violations thereof, (c) detect, prevent, or otherwise address fraud, security or technical issues, or (d) protect against imminent harm to the rights, property or safety of Google, its users or the public as required or permitted by law.

Hier ist nicht ganz klar, was passiert, wenn Medienunternehmen wegen einer möglichen Urheberrechtsverletzung anfragen. Meiner Meinung nach ist die Herausgabe an staatliche Institutionen mit richterlichem Beschluß ok, aber einerseits wollen sich die Verbände der Contentmafia zunehmend selbst als Ermittler betätigen, andererseits ist der obige Absatz recht schwammig.

Aber auch ein „governmental request“ kann alles mögliche bedeuten und wird seit dem 11. September auch bei sehr unklarem Verdacht eingesetzt, wie es in einem iX-Artikel von 2003 heißt:

So dürfen staatliche Stellen nun im Namen der Terrorabwehr von allen Unternehmen und Institutionen — etwa Banken, Krankenhäusern oder Kreditkartenfirmen — Auskunft darüber verlangen, was ihre Kunden tun. Dafür brauchen die Behörden nicht einmal einen offiziellen Durchsuchungsbefehl oder einen handfesten, belegbaren Tatverdacht. Vielmehr reicht allein die Anschuldigung, in terroristische Aktionen irgendwie verwickelt zu sein. Ausgestellt wird die Erlaubnis zur Einsicht in fremde Daten dann von einem geheimen Bundesgericht. Dessen Beschlüsse sind selbstverständlich auch nicht vor anderen Gerichten anfechtbar.

Fazit: Man erkauft kostenlose Nutzung eines prima Service’ mit der Auslieferung persönlicher Daten an zweifelhafte Akteure. Jeder muß selbst wissen, wieviel ihm Anonymität wert ist.

2 Responses to “Rezension: Googles Privacy Policy”

  1. ozean says:

    Bisher habe ich ja Skype für plattformübergreifende Voice-Chats genutzt. Weiss jemand, wie deren Datenschutzerklärung aussieht? Ich hab die mir damals durchgelesen und fand sie auch unprickelnd. Der Nutzen des umsonst Telefonierens bzw. des Anrufens auch ausländischer Telefonnummer auch vom Büro aus (wo diese Nummern gesperrt sind) ist allerdings so groß für mich, dass ich in diesen sauren Apfel beisse.

    Immerhin setzt Google Talk ja auf Jabber auf – mit meinem Adium funktionierts ganz wunderbar.

    Um den ganzen noch die Krone der politcal incorrectness aufzusetzen (und ein bisschen off topic zu werden): nach monatelangem Gehadere (keine Übertreibung!) habe ich heute beschlossen, mein web.de Konto einschlafen zu lassen und eine Weiterleitung auf ein neu angelegtes gmail Account eingerichtet. Die ständigen Werbemails für irgendwelche web.de Produkte haben mich schon ziemlich genervt, aber die grausam hohe Quote von “false positives” im web.de Spamfilter ist noch schlimmer. Die zwangsweisen 15 Minuten zwischen zwei POP Abfragen haben mich schon seit ihrer Einführung an einer Fortführung des Kontos bei web.de zweifeln lassen.
    Nun habe ich natürlich auch noch meine Uniaccounts, mit denen ich auch sehr zufrieden bin, aber eine Trennung zwischen privaten und beruflichen Mailkonten ist mir doch lieber. Großartig sind natürlich auch der riesige Speicherplatz und das hervorragende Interface von gmail. Oh je, ich bin dem Fetisch Google erlegen…

  2. stralau says:

    IMAP-Abfragen bei web.de funktionieren ohne Zwangspause. Wir hingegen bezahlen tatsächlich Geld für unseren Webhoster, der gleichzeitig unsere E-Mails ausliefert. Kleiner Verein, nicht ganz billig, aber zwei unschlagbare Vorteile:

    — E-Mails werden meist innerhalb von 2 Stunden beantwortet, auch am Wochenende.

    — Er hat unter 1000 Kunden und fällt damit nicht unter die Überwachungsverordnung.

    Zu Google: Ich bin kein Freund von gmail, aber die haben richtig gute Wissenschaftler, die mit sehr innovativen Ideen glänzen. Ich finde das, was da im Suchbereich passiert ziemlich spannend.

Leave a Reply to ozean