Stadtgespräche

Dienstag, 25. Oktober 2005

Blick über die Spree vom Karl-Marx-Denkmal in Alt-Stralau zum Treptower Park

Tobias, zum Studieren in die Stadt gekommen, doch ziemlich schnell von viel aufregenderen Dingen in Beschlag genommen, saß am Flußufer und beeindruckte ein paar Mädchen. Das machte er gerne. Zwar knabberte er noch am Ende seiner letzten Beziehung, doch war er schon fast nicht mehr wütend auf die blöde Schlampe, die ihn ein verantwortungsloses Weichei geschimpft hatte, das endlich sein Leben selbst in die Hand nehmen solle.

Der Rentner Horst K. ging wie jeden Morgen am Flußufer spazieren. Seit Konnis Tod war er auf seinen Spaziergängen allein. Er sah sie, bevor sie ihn sehen konnten. Sie saßen mitten auf dem Gehweg, ein Hund sprang um sie herum. Horst K., durchaus umgänglich, war nicht derjenige, der Konflikten auswich.

“Nehm die Töle da wech!”
“Nimm.”
“Hä?”
“Das heißt ‘Nimm’.”
“Ick ramm da glei’ dein Hippie-Rohr1 inne Fresse!”
“Ach leck mich doch, Alter.”

Und trotz seiner 72 Jahre machte Horst K. seine Ankündigung wahr. Zufrieden lächelnd ging er weiter, die Schmerzensschreie ignorierend.

The day that music died.

1Hippie-Rohr: Australisches Blasinstrument mit zehn Buchstaben, © s.

2 Responses to “Stadtgespräche”

  1. 500beine says:

    furchtbar!
    alles rüpel da!
    und was geschah mit dem torso?

  2. stralau says:

    Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses, oder so.

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