Fahre mit dem Fahrrad in ein anderes Stadtgebiet

Sonntag, 12. Februar 2006

Sie gehen durch die Stadt und zeigen überall mit dem Finger drauf. Dieses müßte so und so sein, und jenes geht ja schon gleich gar nicht. Dieses ist anderswo anders, jenes aber so gewöhnlich. Und ihre ganze schlechte Laune und Arroganz wird auf die anderen projiziert. Die anderen, die sie vermutlich nie kennenlernen.

Darin ähneln sie jenen (vielleicht sind es sogar die gleichen), die alles über den grünen Klee loben, ohne zu wissen, warum und wofür.

Und dann gibt es noch die komischen Vögel, die überall Wichtiges entdecken wollen und sich selbst als unglaublich wichtigen Teil von irnkwas begreifen.

Dabei wäre es so einfach: die Stadt als gegeben hinzunehmen und sich als Teil von ihr zu betrachten. Ein Gespür für Geschichte zu entwickeln. Sich die Geschichten der alten Leute erzählen zu lassen. Den Grünanlagen zu mißtrauen.

Als Einstieg tut es auch der Luisenstädtische Bildungsverein.

2 Responses to “Fahre mit dem Fahrrad in ein anderes Stadtgebiet”

  1. spalanzani says:

    Die Frage ist vermutlich, wie man sich bewegt in so einer Stadt: Mit Deiner zärtlichen Sorgfalt oder mit dem funktionalem Anspruch der heimatlosen, die sich im Wettbewerb der Städte einfach eine aussuchen, die dann zu tun hat, was eine Stadt tun soll, nämlich Lebensqualität produzieren.

    Aus einem mir unbekannten Grund kann ich Städte nur in Ausnahmefällen nicht als Maschinen sehen, die mich vor allem beim Leben unterstützen sollen, sondern als selbständige Wesen, mit denen ich mich anfreunden muß wie mit einem Menschen. Es gelingt mir sogar bei meiner Heimatstadt schlecht und zunehmend schlechter.

    Nur ist der Adressat solchen Klagens dann auch eigentlich die Infrastrukturleistung, nicht die Stadt, die immer Stimmungen mitführt und Zeit. Gestern “Sommer vorm Balkon” gesehen; der betreibt zwar ein bisschen Kult, aber nicht schlimm. Falls ich es schaffe, hier nochmal wegzukommen, das weiß ich ziemlich sicher, werde ich den in zwanzig Jahren mit wässrigen Augen wiedersehen.

    • stralau says:

      Ja, und was fehlende Infrastrukturleistungen z.B. in Form von behaglichen Cafés angeht, stimme ich zu. J’accuse: z.B. die Ersetzung des “Maurer” durch so ein seelenloses Ding ohne Namen. Oder auch, daß es rund um das Theater am Schiffbauerdamm seit Schließung des Cafés am Schiffbauerdamm keine betretbare Lokalität gibt.

      Aber Berlin (und insofern mag ich nicht von einer Berliner Krankheit sprechen) wird hier bundesdeutsch-normal: die Häßlichkeit (die aber eben gerade einer gewissen Geschichtslosigkeit entspringt) greift um sich.

      Die DDR-Planer hatten zwar größtenteils noch weniger Geschmack, aber glücklicherweise auch weniger Geld.

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