Tatort: Mann über Bord (NDR)

Montag, 11. September 2006

Das Thema des Kapitäns, der ein Doppelleben führt, ist alt. So alt, daß manchen ein Doppelleben nicht auszureichen scheint. Dieses völlig unspektakuläre Sujet wird im Kieler Tatort jedoch zu einem Meisterwerk des Rhythmus’ verarbeitet.

Im Hauptstrang folgt der Rhythmus den Schiffsreisen von Kommissar Borowski zwischen Kiel und Göteborg. Ihm voraus eilen jedoch die Anrufe: beim Kapitän, bei der Kieler und der Göteborger Polizei, bei den Gattinnen des Kapitäns. Gleichzeitig wird der Rhythmus in die Vergangenheit verlängert: wer hat wann wen angerufen? Der Informationsvorsprung, den der Zuschauer am Anfang hat, wird übertragen auf die beiden Ehefrauen: wer hat wann vom Doppelleben erfahren und somit ein Mordmotiv?

Obwohl sich die Handlung steigert (Welche der beiden Frauen plant einen Mordversuch auf die andere und verrät sich dadurch? Welche Rolle spielt der alkoholabhängige Erste Offizier? Was weiß der Steuermann?), bleiben Kamera, Schnitt und Musik im Rhythmus. Lars Becker (Regie) und Dorothee Schön (Buch) haben hier eine Perle geschaffen. Hinzu kommt ein exzellentes Casting und kammerspielartige Dialoge, in denen die Pausen oft länger sind als nötig und die den Kieler Tatort immer etwas still und unwirklich erscheinen lassen.

[Erstsendung: 10. September 2006]

2 Responses to “Tatort: Mann über Bord (NDR)”

  1. martin says:

    Das mag sich jetzt blöd anhören, aber ich hatte besonders anfangs ernsthafte Probleme, die Schauspieler zu verstehen, weil der Ton so schlecht war. Auch die Szene im Auto, wo sich die schwedische Komissarin nach hinten umdreht weist darauf hin, dass die “Macher” mit der Qualität nicht zufrieden waren: Für ein paar Sekunden wurde die Stimme (ziemlich schlecht und ohne Raumakustik) drübergesprochen.

    Außerdem fand ich diesen dummen Bestätigungston für die Schlüsselkarten ganz unerträglich. Immerhin hat auf der Brücke nichts gepiept…

    Nichtsdestotrotz einer der besseren “Tatorte”.

Leave a Reply to stralau