Zeitung für alte Säcke will jungen Leuten gefallen

Sonnabend, 2. Dezember 2006

Vor drei Wochen hat die FAZ den Namen der vor einiger Zeit eingeſtellten ehrwürdigen Tiefdruckbeilage wiederbelebt: „Bilder und Zeiten“ heißt jetzt ein Zeitungsteil für die wenigleſenden Mitbürger, der hauptſächlich aus bunten Bildern, viel Durchſchuß und menſchelnder Perſonality beſteht. Die Beilage ſoll die „Lücke zwiſchen Sonntagszeitung und FAZ-Feuilleton ſchließen“. Naja, ſolange das ein Zuſatzangebot bleibt, kann es einem ziemlich egal ſein, obwohl es ſchon ziemlich nach der ZEIT riecht.

Auch damit, daß der Reſt immer bunter wird, kann ich leben. Zumal die Bildredaktion in der Auswahl und vor allem der Anordnung oft grandioſe Arbeit leiſtet.

Aber jetzt paß auf, das hier: FAZ paßt Rechtſchreibung an, faktiſch Donnerſchlag.

Uiuiui, werden da einige ſagen. Obwohl ja, wenn man den ganzen Artikel lieſt, vom Reformwerk nicht mehr viel übrig bleibt, außer daß ſie „daß“ jetzt mit -ſs schreiben.

Und inſofern ist dieser Schritt ebenſo ſcheinheilig und eitel wie der, in den Überſchriften weiterhin Fraktur zu benutzen, aber „zur beſseren Lesbarkeit“ auf das lange ſ zu verzichten. Denn Einheitlichkeit wird ja gerade mit einer weiteren Hausorthographie nicht erreicht.

2 Responses to “Zeitung für alte Säcke will jungen Leuten gefallen”

  1. Boris says:

    Hach, was schön ist an solchen Dingen vom Rande der Wahrnehmungsschwelle:

    Die FAZ macht irgendwas, das ich für so irrelevant und witzfrei halte, dass ich als Frankfurter in einem Berliner Blog darüber lesen muss, um überhaupt davon zu erfahren.

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