Dreht Euch nicht um …

Dienstag, 23. Januar 2007

Die Polizei warnt, und Leser bitten mich, auf folgendes hinzuweisen: auch in Alt-Stralau (wie im gesamten östlichen Teil Friedrichshains) ist der verwirrte Mensch gesehen worden, der Frauen mit zerbrochenen Flaschen angreift.

Es gibt auch ein Phantombild.

6 Responses to “Dreht Euch nicht um …”

  1. Thomas says:

    Moeglicherweise ist der Mann heute festgenommen worden, nachdem in der Eldenaerstr. eine junge Frau mit Baby attackiert worden war:
    http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/71625/index.html

  2. heidrun says:

    “schöner sterben am wasser…”

  3. Marek Möhling says:

    Verwirrt? Nicht böse? Nicht mal wenigstens böse *und* vielleicht verwirrt? War Adolf H. auch verwirrt? Mutiert das Böse dann zwangsweise zur Verwirrung, wenn der Protagonist ein kleines Würstchen ist? Ethologen sehen mittlerweile das Böse als durchaus rationale Strategie: sofern eine Mehrheit sich an Regeln hält, ist ihr gelegentliches Durchbrechen ein wirksames Mittel, sich Vorteile auf Kosten der Anderen zu verschaffen. Um einmal Goethe sinngemäß zu zitieren: “Es gibt kein Verbrechen, dass ich nicht in Gedanken schon begangen hätte”. Das war kein Verweis auf die Licentia Poetica, sondern psychologische Einsicht. Das Böse ist kein metaphysisch abgespaltenes Anderes, das dem Gutmenschen nicht mehr eigen ist, er verkneift es sich vielmehr aus Einsicht -> Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem Anderen zu.

    Der unfreundliche Herr mit den Flaschenhälsen hat, wie beispielsweise auch Vergewaltiger, eigene Vorstellung zum Thema Sexualität und Macht – das haben wir jeweils alle. Er allerdings lässt jede Rücksicht fahren – wir reißen uns zusammen. Dass der Übergang von Krankheit zum Verbrechen fließend ist, bestreite ich nicht, aber jeden Übeltäter von vornherein zum Opfer, mindestens aber zum Täter und Opfer zu erklären (denn die bürgerliche Gesellschaft ist ja inhärent pervers und damit pervertierend, der Missetäter zwingend ihr Opfer), geht mir absolut gegen den Strich.

    • stralau says:

      Ich will das Böse nicht leugnen. Da oben steht „verwirrt“ aus zwei Gründen: zum einen gab es damals eine unangenehme Boulevardzeitungskampagne über den Schlitzer von Friedrichshain, in die ich mich nicht einreihen wollte. Zum anderen aber — und das war die Hauptmotivation — habe ich Menschen kennengelernt, die seelisch verwirrt waren und aggressiv wurden. Dahinter steckte so viel Einsamkeit und Traurigkeit, daß ich tatsächlich nicht allein von Bösartigkeit sprechen möchte. Das mindert nicht die Verwerflichkeit ihres Tuns und auch nicht die Aufgabe der Gesellschaft, hier verhindernd und strafend einzugreifen.

      Jemanden aber auf seine Rolle als Bösen zu reduzieren wird ihm nicht gerecht. Jeder wird hier (wie überall) die verschiedenen Eigenschaften unterschiedlich wichten: eines seiner Opfer wird vielleicht das Böse stärker bewerten als ich (und hat damit aus seiner Sicht genauso recht, wie ich). Genauso wie der Täter aber böse, vielleicht blond und groß und ca. 30 Jahre alt war, war er eben auch verwirrt — in den Pressemitteilungen hieß das dann „vermutlich geistig gestört“.

      Du schreibst „Er allerdings lässt jede Rücksicht fahren – wir reißen uns zusammen“, was suggeriert, das mit dem Zusammenreißen sei so einfach. Ich vermute, daß es das für ihn nicht ist. Da fällt es mir schwer, so verwerflich seine Taten auch sind, ihn wirklich als „böse“ zu bezeichnen. Böse Handlungen sind für mich eher solche aus Gier oder Gedankenlosigkeit (also sind auch wir böse).

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