Tatort: Dornröschens Rache (RBB)

Montag, 2. April 2007

Jahre, wat sar’ick, Jahrzehnte konnte man den Berliner Tatort vergessen. An den Haaren herbeigezogene Geschichten, biedere Wortwitze und ödes Privatleben. Nach Günter Lamprecht kam Winfried Glatzeder, der zwar in Urzeiten seine Glanzrolle als Paul hatte, dessen Tatort-Folgen aber hölzern und steif waren und als besondere Innovation auf Video gedreht wurden. Auch Dominic Raacke mit Stefan Jürgens und später Boris Aljinovic waren bestenfalls ein bißchen niedlich.

Aber was war jetzt das? Eine Geschichte, in der fast alles stimmt. Eine Geschichte, die sich viel Zeit nimmt. Eine Geschichte, die gut inszeniert ist. Eine Geschichte, in der sowohl Personal als auch Dialoge, Ausstattung und Ort stimmen. In Vor- und Abspann wird Regina Ziegler als Produzentin genannt. Hat man sich beim RBB vielleicht gedacht, geben wir den Film mal in professionelle Hände.

Richard Merten (Hans Diehl) wird tot in seiner Stalinallee-Wohnung gefunden. Die Spuren führen in das brandenburgische Dorf Wieditz (gedreht wurde in Niederwerbig), in dem vor 20 Jahren seine Frau unter ungeklärten Umständen umgebracht wurde. Seine Tochter Paula (Anna Thalbach) kehrt jetzt zurück, begräbt ihren Vater dort und übernimmt das alte Haus. Doch die Dorfbewohner schweigen.

Zurückgekehrt ins Dorf ist auch Paulas Vetter Klaus (Steffen Münster), der dem Dorf Reichtum durch ein Golfhotel verschaffen will. Einzig Paulas Haus ist noch im Wege und sie will nicht verkaufen. Die bis dahin nicht besonders überraschende Handlung nimmt eine Wende, als sie Ihr Grundstück demjenigen verspricht, der den Mord an ihrer Muter aufklärt.

Auch wenn der Topos des schweigenden Dorfes immer wieder gern verwendet wird und auch wenn die Krimihandlung nicht außergewöhnlich ist, ist die Genauigkeit, mit der der Film das Dorf und seine Bewohner zeichnet, doch sehr schön zu anzusehen.

Über kleine handwerklichen Fehler, daß zum Beispiel das gezeigte Wartburg-Modell 1987 schon als Oldtimer zählte und deswegen nicht überall anzutreffen war, kann man hinwegsehen.

So kann das was mit uns werden, RBB.

[Erstsendung: 25. März 2007]

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