Schimanski: Tod in der Siedlung

Montag, 23. April 2007

Der Arbeitsamtsmitarbeiter Zimmermann verbrennt im Kofferraum seines Autos. Ein Bauarbeiter ist angeblich aus dem sechsten Stock gestürzt, hat jedoch außer dem todbringenden Genickbruch kaum Verletzungen.

Schimanski wohnt wieder in Duisburg, das eigentlich Köln ist und lebt in der Wohnung, die er schon im ersten Fall „Duisburg-Ruhrort“ hatte. Ein Mädchen bietet ihm ihren Körper an, Schimanski bringt sie nach Hause, nachdem er ihre Personalien kontrolliert hat — sie ist vierzehn. Ihr Vater, Martin Krawe (großartig: Matthias Brandt) wird von den Kindern zu hause angekettet, weil er schon Haus und Hof verspielt hat.

Alice Keller (Katharina Schüttler) läßt ihr Kind auf dem Arbeitsamt zurück und will sich vor die Straßenbahn werfen. Schimanski kommt ihr zuvor, ihr Freund (Maik „Ringo“ Lohse, gespielt von Ronald Zehrfeld) schmeißt ihn jedoch raus, als er sie nach hause bringt. Zimmermann hatte ALG II bewilligt, wenn die Antragstellerinnen mit ihm schliefen. Weiterhin hat er Sozialhilfeempfänger auf Baustellen vermittelt und das ALG II privat eingesackt.

Zimmermanns Witwe, die Ärztin ist, betreut eine krebskranke Nachbarin, die Schimanski ihr Geheimnis zeigt: ein altes Sport-Cabriolet in der Tiefgarage. Der Bauarbeiter ist auf Zimmermanns Privatbaustelle vom Gerüst gefallen und nach seinem Tode transportiert worden. In einer anrührenden Szene verspielt Krawe Geld, Jacke und Schuhe.

Schimanski ist älter geworden, langsamer aber auch melancholischer. Das ist durchaus stimmig dargelegt. Auch die Bilder aus der Stadt und aus Duisburg sind aufregend. Die Personen spielen glaubwürdig, die Achtziger-Jahre-Musik ist hübsch ausgewählt, Hunger ist immer noch ein Arschloch, Hänschen wird auch alt.

Was jedoch leider übertrieben wird, ist die Rolle von Schimanski als dem guten Menschen des Viertels. An jeder Ecke hilft er wo er kann, er stammt aus der Gegend, deswegen schaut er auch schonmal in andere Wohnungen, um zu sehen, ob noch alles in Ordnung ist (natürlich nicht). Insgesamt wirkt das alles etwas überzogen und knüpft zu deutlich an das Schimanski-Klischee vom rauhen Bullen mit Herz für die Schwachen an. Auch die Schlußszene, in der die, die noch Hoffnung haben, gemeinsam das Viertel verlassen, ist etwas klischeehaft.

Und der Film krankt an einem logischen Fehler an entscheidender Stelle: Am Ende war’s Frau Zimmermann. Diese ist innerhalb von 45 Minuten (auch schön nostalgisch: die Alibilücke wird anhand der Laufzeit einer Kassette ermittelt) zu ihrem Rohbau gefahren, hat dort ihren Mann in dessen Auto geladen, ihn zurück in die Siedlung gebracht und dort das Auto angezündet. Während jedoch Schimanski und Hunger lange rätseln, mit welchem Verkehrsmittel sie hinfuhr (das Cabriolet der Nachbarin), wird nicht erklärt, wie dieses wieder zurück in die Garage kam. Das ist enttäuschend.

Hübsch: am Ende nochmal wie in der ersten Folge rohe Eier trinken, weil keine saubere Pfanne da ist.

[Erstsendung: 22. April 2007]

2 Responses to “Schimanski: Tod in der Siedlung”

  1. […] über Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Westsachsen und Oberfranken noch etwas Regen ab. Die Duisburger sehen nachmittags wieder etwas Sonne. Östlich der Elbe beginnt die Wüste. Regen? Hier? Nö. […]

  2. […] jemand Lust, mir einmal dieses Phänomen verstaubter TV-Unterhaltung zu erklären? Ich kann damit nämlich rein gar nichts anfangen und bin ob der regelmäßig […]

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