Die Mauer

Donnerstag, 10. Mai 2007
Mauerstreifen: Denkmal für zwei erschossene Kinder
Denkmal für zwei erschossene Kinder. Klicken macht groß

Den Kommentaren nach zu urteilen scheint es ja noch viel Interesse an den Resten der Mauer zu geben. Nun denn. Heute wurde der Mauerweg, einmal rund um West-Berlin eröffnet. Ich bin letzte Woche ein Stück mit dem Fahrrad gefahren und muß sagen: Schön.

Bouchéstraße: Vorher/Nachher
Bouchéstraße: Vorher/Nachher. Klicken macht groß
Mauerstreifen: Stadtkante mit Zirkus
Mauerstreifen: Stadtkante mit Zirkus. Klicken macht groß

Man merkt (und das ist ja nicht immer so), daß hier die verschiedenen Beteiligten gut zusammengearbeitet haben: die Wegweiser sind deutlich sichtbar, an vielen Stellen gibt es gut geschriebene Informationstafeln, die auch auf dem aktuellen Stand der Forschung zu sein scheinen (der erst 2004 entdeckte Fluchttunnel Elsen-/Heidelberger Straße wird allerdings noch nicht erwähnt). Nebenher lernt man neue Wege durch die Stadt kennen. Interessant: Die Informationstafeln wurden vom Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart gestaltet, die das auch schon im Olympiastadion gemacht haben.

Fluchttunnel: Elsen-/Heidelberger Straße
Noch nicht dokumentiert: An der Ecke Elsen-/Heidelberger Straße wurde 2004 bei Bauarbeiten ein Fluchttunnel entdeckt.

Wir sind am Wachturm Schlesischer Busch gestartet und bis zur Massantebrücke gefahren. Interessant zu sehen, wie der Blick ein anderer wird. Wie Mauerlücken einerseits inzwischen verbaut wurden, an anderen Stellen sich aber immer noch scharf in die Stadt einschneiden. Wie der alte Kolonnenweg jetzt zum Pfad durch die Natur wird. Wie man plötzlich orthogonal zu den üblichen städtischen Verbindungsrastern durch die Stadt unterwegs ist. Wie Denkmäler ganz unterschiedlich — mal spielerisch, mal mahnend — mit der Grenze umgehen. Die Kirschbäume, die in der Nachwendeeuphorie von Japanern gestiftet wurden. Wie am Lohmühlenzwickel immer noch am Straßenpflaster erkennbar ist, welcher Teil erst beim Gebietsaustausch 1988 zum Westen kam und welcher Teil vorher schon Westen war. Interessant: wie hoch Bäume in 18 Jahren wachsen können.

Nachnutzung von Mauerteilen
Kiefholzstraße: Nachnutzung von Mauerteilen in einem Sandlager
Rangierbahnhof Schöneweide
Rangierbahnhof Schöneweide. Klicken macht groß

Am Ende dann sehr spektakulär, wenn auch nicht mehr auf dem Mauerweg gelegen: der ehemalige Rangierbahnhof Schöneweide, ein weiteres Fossil aus einer anderen Zeit — einer der großen Berliner Güterbahnhöfe, der (durch die Verlagerung des Verkehrs auf die Straße) irgendwann nach der Wende geschlossen wurde.

Rangierbahnhof Schöneweide
Rangierbahnhof Schöneweide. Klicken macht groß

Literatur/Links

Sehr hilfreich: der Führer „Berliner Mauer-Radweg“ des grünen Europaabgeordneten Michael Cramer. Momentan vergriffen, ich kann mir aber vorstellen, daß anläßlich der Eröffnung vielleicht eine neue Auflage vorbereitet wird. Cramer führt auch regelmäßig Mauerstreifzüge durch.

Außerdem sehr empfehlenswert ist das Buch „Mauerreste – Mauerspuren“, das es auch eine Zeitlang bei der Landeszentrale für politische Bildung für eine geringe Schutzgebühr gab.

Erinnerungskonzept des Berliner Senates

Linksammlung bei der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Wie ich gerade feststelle, scheinen Stadtspaziergänge und andere Ausflüge hier ein Schwerpunkt zu sein. Man könnte ihnen zur besseren Übersicht also eine Kategorie geben. Namensvorschläge?

4 Responses to “Die Mauer”

  1. The Exit says:

    Vielen Dank für die Fotos.

    Manueller Trackback zum Hauptstadtblog: http://www.hauptstadtblog.de/article/3319/berliner-mauer-kucken

  2. Alex says:

    Klicken mach groß!

  3. StefBlog says:

    Mauer-Erinnerungen…

    Ich habe Berlin als Mauerstadt kennengelernt, und eigentlich ist für mich die Tatsache, dass die Mauer weg ist, immer noch mehr ein Wunder statt Normalität. Und ich bin immer wieder überrascht wenn ich Menschen begegne, die mich beim Thema Berliner …

  4. […] für den Teil mit Autos drumrum interessiert, muss den allerdings selber abfahren, oder bei anderweitig bereitgestellten, netten Impressionen […]

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