Tatort: Die dunkle Seite (SWR)

Sonntag, 13. Mai 2007

Aus Ludwigshafen gibt es nach längerer Durststrecke ein vernünftiges Drehbuch. Nach einem Raubüberfall auf eine Spedition ermitteln Kopper (Andreas Hoppe) und Odenthal (Ulrike Folkerts) in einem Familienunternehmen, das am Rande der Zahlungsunfähigkeit steht. In einem ruhigen Film ohne alberne Actionszenen wird der Zuschauer dennoch mit Spannung bei der Sache gehalten. Die handelnden Personen agieren glaubwürdig und auch der übliche Polizei-Büro-Schnack (Beckers Frau hat einen anderen, Kopper tröstet) wird nebenbei abgehandelt.

Schön, wie der dienstältesten Kommissarin (Odenthal ermittelt seit 1989) Raum gegeben wird zu altern. Während in früheren Folgen körperbetonte Kleidung und sportlicher Einsatz fast schon zu sehr im Vordergrund standen, ist die neue Rolle der klassisch kombinierenden Komissarin sehr glaubwürdig — das Team Odenthal/Kopper ist noch nicht auserzählt. Die Auflösung (Gewalt in der Ehe) muß zum Glück nicht für einen pädagogischen Film herhalten, sondern wird eben nur am Ende kurz erwähnt.

Außerdem beeindruckend: die sehr bewegte Kamera (Georg Steinweh), die eine eigene Rolle in diesem Film hat. In einer Szene stehen Odenthal und Frau Keller (Annalena Schmidt) auf schwarz-weiß-kariertem Fußboden und durch die Kamera, die sich von der oberen Türkante im Halbkreis um die beiden Protagonistinnen herum nach unten und auf dem gleichen Wege zurück wieder nach oben bewegt, wird ein schwindelerregender M.-C.-Escher-Effekt erzeugt.

Schön gespielt: fast alle Rollen, insbesondere Wotan Wilke Möhring, Lisa Kreuzer und Jeanette Hain.

[Erstsendung: 6. Mai 2007]

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