Wir tanzen, wir tanzen

Sonnabend, 14. Juli 2007

Flüstern und Schreien ist eine Dokumentation von 1987 über verschiedene DDR-Bands. Dieter Schumann hat 1994 eine Fortsetzung gedreht, die leider nur ein einziges Mal im Fernsehen lief und nicht mehr erhältlich ist. Der Film ist ein wunderbares Abbild der Stimmung der frühen Neunziger in Berlin. Viel mehr will ich zum Inhalt nicht sagen, denn die Fernsehaufnahme ist inzwischen im Internet aufgetaucht. Zu sehen sind Feeling B bei ihrem letzten Konzert (Steinbrücken im Schlamm), Aljoscha, der die Leute zuquatscht, Paul, der noch etwas erreichen will, Santa Clan, das Wydoks, die Anfänge von Rammstein und natürlich Sandow (in Berlin, in Petersburg und in den Bunkern der Normandie) — Chris Hinze und Kai-Uwe Kohlschmidt.

Das kriegen wir auch noch hin, wir haben ja schon einen Staat kleingekriegt.

Das sagte die Bibliothekarin in der Senefelderstraße, als sie mich mal wieder zu einer der Demos gegen die Schließung des dortigen Postamtes einlud. (Besonders nett: als die Omis aus der Herbstlaube in der Dunckerstraße mit Stühlen und einem Cellisten das Postamt besetzten und Volkslieder sangen — ick sach nur 10 Strophen gelber Wagen — und die damals noch nicht zimperliche Berliner Polizei sich weigerte, den Räumungsbeschluß auszuführen).

Es ergibt keinen Unterschied, ob man von Schaben oder Milben regiert wird.

Egal ob Hausbesetzer oder Nostalgiker, Künstler, Spinner oder Spießer — der Systemvergleich, den Kohlschmidt (nein, nicht der im Auto, das ist Aljoscha. Der mit der Sonnenbrille auf der Stirn) in Teil 6 zwar völlig zugekokst, aber durchaus logisch erklärt, war Anfang der Neunziger noch in allen Köpfen präsent — auch wenn er bei jedem ganz unterschiedlich ausfiel. Inzwischen ist diese Geschichte nur noch Teil der privaten Biographie — das wir ist uns längst verlorengegangen.

Ich habe das Gefühl, der Film könnte auch wieder aus dem Internet verschwinden. Hier gibt es eine relativ simple Möglichkeit, Youtube-Filme herunterzuladen.

6 Responses to “Wir tanzen, wir tanzen”

  1. spalanzani says:

    Mensch, ist das fremd, zwischen diesem YouTube-Zeug.

  2. sunny says:

    was muss man mit den heruntergeladenen dateien anstellen, damit man sie sich anschauen kann? :-)

    • stralau says:

      Ihnen eine Dateiendung namens .flv geben und mit einem geeigneten Player abspielen (zB Quicktime oder VLC, wenn der entsprechende Codec installiert ist — ein Flash-Standalone-Player sollte es aber auf jeden Fall tun).

  3. baumkind says:

    äusserst interessant, das zu entdecken! ich liebe den satz: “… berlin ist ja die einzige stadt in deutschland, in der man überhaupt leben kann!”
    / da ich ja seit einem jahr als langzeit-tourist hier lebe, kann ich nur ja sagen ; )

    weiss jemand wie dass lied heisst, das im teil 2 ab ca. 3:30 min läuft? haben!

    • stralau says:

      Das ist „Space Race“, einer der Bonustracks auf der CD „Die Maske des Roten Todes“ von Feeling B, erschienen 1993 bei P-Music und auch noch erhältlich. Ist aber meiner Meinung nach ihr schwächstes Album.

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