Tatort: Macht der Angst (NDR)

Freitag, 21. September 2007

Wie weit bist Du bereit zu gehen?

Einen aufregenden harten Tatort über die Macht der Angst gab es am letzten Sonntag. Schabia hat ihn sich mal wieder angesehen. Ihre Beschreibung (mit Auflösung) nach dem Klick.

(Und ich bin Ihr mal wieder äußerst dankbar.

Und damit auch wieder weg.

Bis dann — fallt nicht hin.)

Passend zur Jahreszeit beschert uns der NDR einen schönen düsteren Tatort mit vielen verworrenen aber trotzdem stimmigen Handlungssträngen. Kommissar Borowski ist zunächst mit einem noch nicht ganz abgeschlossenen Mordfall beschäftigt, bei dem er in der noch ausstehenden Gerichtsverhandlung gegen den Kindermörder Torben Meier aussagen muß.

Doch dann wird mitten auf einer belebten Kieler Innenstadtbrücke der Angestellte Jochen Harmsen durch einen Scharfschützen umgebracht. Die ihn begleitende Arbeitskollegin Simone Ehrt verfällt in Angst und Entsetzen, der Kommissar und die Psychologin Frieda Jung vermuten, daß sie irgendetwas mit dem Fall zu tun hat oder vom Täter bedroht wird.

Doch dann kommt wieder der Mordprozeß ins Spiel. Der Verteidiger des Angeklagten Thies Nissen setzt alles daran, Borowskis Glaubwürdigkeit zu untergraben. Der Kommissar wird beschuldigt, das Geständnis Torben Meiers erpreßt zu haben. Der Richter Jens Voigt folgt diesen Anschuldigungen, so daß es beinahe auf einen Freispruch des Mörders hinausläuft.

Doch auch die Familie des Richters wird massiv bedroht, so daß die Suche nach dem Sniper im Zusammenhang mit dem Mordfall weitergeführt wird. Die Ermittlungen ergeben, daß Torben Meier kein Einzelgänger, sondern Teil eines Kinderpornorings war, in den auch der Strafverteidiger Nissen verstrickt war. Die einzige Chance für Borowski, den Freispruch des Mörders zu verhindern, ist nun, dafür Beweise zu finden und Voigt zu überzeugen, den Fall wegen Befangenheit an einen anderen Richter abzugeben. Dies gelingt auch, allerdings in letzter Sekunde. Borowski und Jung heben das Versteck des Kinderpornorings aus, kurz bevor es in Flammen aufgeht, und schließlich stürzt sich Nissen, von Borowski mit seinen Verbrechen konfrontiert, rückwärts auf eine Schnellstraße.

Schön an „Macht der Angst“ ist, daß die Vermutungen des Zuschauers ständig in die verschiedensten Richtungen gelenkt werden, ohne daß er überfordert wird oder die Handlung in unwesentliche Zufälligkeiten und Nebenstränge abdriftet.

Mein persönlicher Held des Films ist Borowski, der von Axel Milberg großartig gespielt wird und dem das Drehbuch durch sorgfältige Details eine sehr eigene Persönlichkeit zuschreibt. Bei welchem Kommissar (außer Schimanski vielleicht) wird schon so viel Wert auf charakterliche Besonderheiten gelegt? Speziell zu nennen wäre dabei die wunderhübsche Szene, in der Borowski aus Langeweile an dem braunen Sessel rumpopelt. Was mir bisher auch noch nicht aufgefallen war, ist, daß Borowski so ein schön normales Auto fährt.

Aber (ein bißchen nörgeln muß sein) wie schnell hat Borowski denn gelernt, mit dem Schnickschnackhandy, das er gerade erst gegen halb neun geschenkt bekommen hat, zu fotografieren – galaktisches Tempo!

[Erstsendung: 16. September 2007, Autorin: Schabia]

2 Responses to “Tatort: Macht der Angst (NDR)”

  1. stralau says:

    Ha, sehr schön, danke!

    Ich habe ein bißchen geschummelt und unterwegs zwar kein Internet, aber Fernsehen: die lakonischen Details (Sesselpopeln) in den sehr trockenen Kieler Tatorten finde ich auch sehr gut.

    Ansonsten habe ich noch keinen Tatort gesehen, der so furchteinflößend war. Ganz toll die Angst in den Gesichtern und auch die Erzählung, die mit ganz wenigen Mitteln auskam — manche wichtige Details wurden nur durch die Geräusche erzählt.

    Die Szene mit den brennenden Computern fand ich nicht so realistisch — eigentlich hätte er die nicht einfach hochfahren dürfen, sondern zur Beweissicherung mitnehmen müssen, aber wenns der Dramaturgie dient.

  2. […] dicht über den Boden kriecht er hin (”sie scherzen, aber im innersten sind sie noch immer verbittert.”) “Bitte beachten Sie das allgemeine Waffenverbot bei Gericht.” Ein Bungalow im Wald. Glasfassade. Mückenlarven reifen auf dem Flachdach. Das [1] also toronto ist ungefähr so: die fünftgrößte stadt Sehr schöne Geschichte eines Kollegen: Es geht um Diebstahl. Ich belgien. land der braunen kästchen. dass man auch sachlich angefasst werden kann. Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer und Stadtdirektor Ullrich Sieraua Wie weit bist Du bereit zu gehen? […]

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