Tatort: Tod einer Heuschrecke (RBB)

Donnerstag, 20. März 2008

Wirtschaftsthemen kommen öfter vor beim Berliner Tatort. Dagegen ist im Prinzip auch nichts einzuwenden — allerdings begehen die Autoren hier immer eine Gratwanderung: sie müssen Komplexität reduzieren, um im Neunzig-Minuten-Format auch noch Handlung unterbringen zu können. Das kann langweilig sein; in „Tod einer Heuschrecke“ wiederum ist diese Reduktion so konsequent durchgezogen, daß man von Anfang an nicht auf die Idee kommt, der Film könnte etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben.

In einem Nobel-Club stürzte ein amerikanischer Hedge-Fonds-Manager („Die Heuschrecke“, spricht breites Deutsch-Amerikanisch wie Kinder es gern tun) vom Balkon. Es gibt: eine verschmähte Liebe, einen Betriebsratsvorsitzenden auf Abwegen, sinistre Chinesen, eine zwielichtige Dolmetscherin und einen Hacker mit Eifersuchtsmotiv. Der blickt finster drein, telefoniert mit Headset und haut ab als die Bullen kommen. Sie finden ihn natürlich in der C-Base, er gibt alles mögliche zu (Pornos auf einen Bundeswehr-Server geladen zu haben), wars aber nicht.

Am Ende warens die Kollegen, die noch gieriger waren als der tote Wilson. Auch wenn der Schluß völlig unglaubwürdig ist, macht das Artifizielle und Gespielte dieses Filmes Spaß. Die Amerikaner sind alle so Amerikanisch, daß man an eine Hommage an die wunderbare Berlingeschichte „Kai aus der Kiste“ denken mag. Die Chinesen werden hofiert und sind höflich aber gnadenlos. Der Betriebsratsvorsitzende erinnert an die VW-Affäre und hat eine kaputte Ehe. Und Dominic Raacke schwärmt mit Katrin Saß von damals, als sie zusammen Winnetou gesehen haben.

[Erstsendung: 16. März 2008]

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