Wir bauen eine neue Stadt. Die soll die allerschönste sein?

Mittwoch, 2. April 2008

In Berlin gibt es seit den Neunziger Jahren den unseligen Trend, Vorkriegsstrukturen wiederherzustellen. Da ist vor allem das Planwerk Innenstadt, das u.a. auf den damaligen Senatsbaudirektor Hans Stimmann zurückgeht. Während hierbei die Urbanisierung der Wüste am Molkenmarkt eine Verbesserung darstellt, sind andere Entscheidungen, wie der Abriß des einmaligen Ahornblattes des im vorigen Jahr verstorbenen Ulrich Müther eine Katastrophe.

Aktuelles Beispiel ist die sinnlose Verlegung der Straße „An der Spandauer Brücke“ auf ihren Vorkriegsweg. Aber auch die Massenabholzung in Parks zur Wiederherstellung historischer Sichtachsen gehört zu diesen geschichtlich begründeten Untaten.

Am prominentesten sind wohl der Palastabriß und Schloßaufbau. Dabei ist ja gegen eine behutsame Rekonstruktion einzelner Gebäude, wie zum Beispiel der ehemaligen Bauakademie (deren Teile noch vorhanden und eingelagert sind), nichts einzuwenden. Aber die ausschließliche Rückwärtsgewandtheit ist doch erstaunlich. Es scheint, als müsse der DDR-Städtebau (den ich in seiner Gesamtheit durchaus problematisch finde) erst restlos beseitigt werden, bevor man sich neues ausdenken kann.

Hans Stimmann, seit 2006 im Ruhestand, meldet sich jetzt mit einem Artikel im Tagesspiegel zurück, in dem er lautstark all jene verdammt, die seinen Weg zurück nicht mitgehen wollen und fordert die Wiederherstellung der alten Kubatur am Marx-Engels-Forum. In seinem Rundumschlag gegen alles, was zwischen 1945 und 1990 gebaut wurde, wird sogar dem Denkmal von Marx und Engels vorgeworfen, mit dem Rücken zum Schlosse zu sitzen. Dabei wurden sie doch mit dem Rücken zum Palaste erbaut. Immerhin dürfen die beiden nach Stimmann dableiben.

[via]

2 Responses to “Wir bauen eine neue Stadt. Die soll die allerschönste sein?”

  1. frerk says:

    der abriss des ahorns war wirklich bitter. ich verstehe nach wie vor nicht, wie das passieren konnte.

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