All alone in space and time

Mittwoch, 23. April 2008

Wenn du jetzt bei untergehender Sonne am Seeufer stehst, dann sind da nicht nur viele Enten, fliegende Schwanschwärme und Bleßhühner, sondern auch die Fledermäuse machen Kunstflüge um deinen Kopf, daß dir ganz wuschig wird. Aber nicht mehr lange, denn wenn die Streletzki-Vermögensverwaltung ihre Pläne wahrmacht, werden wohl auch die Fledermäuse aus dem Flaschenturm weichen müssen.

Streletzki hat i.ü. die Teilnahme an der Informationsveranstaltung vorige Woche zwei Stunden vor Beginn ohne Angabe von Gründen abgesagt, was sehr schade ist und für Unmut sorgte, sind doch deren Projekte die umstrittensten in Stralau.

Anwesend waren dann:

  • die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die weiter den See sanieren (es sind neue Kontaminierungen aufgetaucht, Schlamm soll teilweise abgetragen werden, beim Rest hofft man durch die große Wassertiefe auf geringe Auswirkungen, die abgebrochene Uferwand wird durch eine Spundwand ersetzt)
  • und die Investoren (Sanus Beteiligungs-AG, Real Grund AG) der Neubauten an der Straße Alt-Stralau (dort, wo früher Wagenburg und Strandbar waren). Ich find’s scheußlich: Renditeobjekte ohne viel Gefühl für die Gegend. Wichtig ist der Wasserblick für alle Mieter/Eigentümer, dafür wirkt die Fassade zur Hauptstraße hin sehr verschlossen. Die Architekten schwafelten von neuartigen Traumobjekten, hatten sich aber erkennbar kaum mit der Gegend auseinandergesetzt. Darauf angesprochen, ob die beiden Bauherren sich bei der Gestaltung (einmal gelb, einmal fast schwarz) nicht aufeinander hätten abstimmen können, reagierten sie mit Unverständnis. Die Mietpreise wurden nicht genannt, aber teuer wird’s, richtig teuer.

Währenddessen verschwinden nach und nach die, die das Sterben in Stralau schön machen: Das Unkul in der alten Teppichweberei hat, leider, leider, zum 1. Juni seine Kündigung erhalten. Wahrscheinlich kommt da auch so ein Klopper hin.

Wer etwas verändern will, kann das im Bürgerforum Stralau tun, das sich am Dienstag, 6. Mai um 18.30 Uhr im Nachbarschaftszentrum Bahrfeldtstraße zur konstituierenden Sitzung trifft. Kommt, frischer Wind ist willkommen.

2 Responses to “All alone in space and time”

  1. Ich war erschrocken, als ik das letze mal durch Stralau durch bin. Dieser krasse Wandel des einstigen Fischerdörfchens wo meine Uroma schon immer auffem Rummel war, kotzt mich dermaßen an.
    Es wird der Tag kommen, da sperren die Alt-Stralau ab und lassen nur noch die Reichen fatzken, wie in miami, rein. Wer wird in dieser sterilen Betonwüste, wo jegliche Konsitenz in der “Dorfansicht” fehlt, wohnen? Kölner Architekten-Arschlöcher und Stuttgarter Agenturpenner. Mir reichts definitiv auch. Da muss mehr Presse, mehr Gewalt auf das Thema. Protest ik bin dabei!

  2. ulli says:

    Die Architektur der Häuser ist wirklich eine Schande. Früher war das Paul und Paula Ufer ein schönes Ziel für Spaziergänge, jetzt ist es ein optischer Schandfleck. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass sich in diesem Stepford von Ostberlin hohe Mieten auf Dauer erzielen lassen. Zu scheußlich sind die grauen Klötze, die hier hochgezogen wurden.

    Lutzkettenschutz muss ich sagen, dass ich aus dem Westen komme, seit 15 Jahren in Ostberlin wohne und häßliche Betonbunker ebenso übel finde, wie die Vorgartenspießer die sich da ansiedeln. Man sollte aus der architektonischen Verschandelung von Ostberlin, wie sie in den letzten Jahren sichtbar wird (auch bsw. am Spreeufer in Friedrichshain), kein Ost-West-Thema machen, sondern sich solidarisieren.

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