Tatort: Blinder Glaube (RBB)

Dienstag, 2. September 2008

Berlin bleibt beim Thema: Wirtschaftskrimi. Das ist auch ok, denn hier können sie noch viel bessermachen.

Gut: Jörg Gudzuhn, Ernst-Georg Schwill und die Handlungsorte — Forschungsministerium, Wissenschaftsstadt Adlershof, Friedrichstraße, Humboldthafen.

Solide: die Kommissare, gespielt von Dominic Raacke und Boris Aljinovic sowie die Kamera (Wolf Siegelmann). Raacke, dessen Machohaftigkeit ich anfangs immer ein bißchen übertrieben fand, hat inzwischen das richtige Maß gefunden.

Die Geschichte: mäßig. Nicht ganz, die Überkreuzverstrickungen (der fiese Geschäftsführer ist einerseits mit der Tochter des Professors verlobt und hat andererseits ein Verhältnis mit seiner Frau) sind ja ganz hübsch. Auch gibt es Vetternwirtschaft bei der Vergabe von Forschungsgeldern. Daß langjährige Bekannt- und Freundschaften hier eine Rolle spielen und Ministeriumsangestellte in einer Zwickmühle sein können, stimmt sicher. Die Suggestion der blinden Versuchsperson, die wieder sehen möchte, ist eine hübsche Idee. Aber einen Mord unter Wissenschaftlern wegen gefälschter Ergebnisse in einem Acht-Millionen-Projektes finde ich dann doch etwas unglaubwürdig. Auch das Angeben mit Doktortiteln ist etwas übertrieben, wie überhaupt das ganze Thema (Geldvergabe in der Forschung) etwas zu geheimnisvoll daherkommt.

Unterirdisch: Witze und Slapstickeinlagen (Sektkorken ins Auge von Ritter, Stark mit dem Fuß im Wassereimer, der Abschlußwitz mit dem Chef, der mit Insiderwissen spekuliert hat).

Inzwischen Running Gag in der ARD: Ärzte mit überklebten Äpfeln auf Macs.

[Erstsendung: 31. August 2008]

2 Responses to “Tatort: Blinder Glaube (RBB)”

  1. 500beine says:

    Deutsche Krimis kann man schon lange nicht mehr gucken, sie sind in Zeitlupe erstarrt.

  2. saphir08 says:

    Nun, so schlecht war dieser Tatort auch nicht.
    Sicher sind deutsche Krimis nicht mehr sooo spannend, aber das könnte auch daran liegen, dass es mittlerweile unzählige “Tatorte” gibt, das den Autoren da nicht am laufenden Band spannende Themen (bzw. spannende Umsetzungen) gelingen, sollte da etwas verständlich sein. Und mir ist das sehr viel lieber, als diese unvergleichlich coolen und abgebrühten USA-Krimis a la CSI.
    Und gerade die Berliner haben das Problem, dass die im Gegensatz zu den anderen, einen kleinen Sender haben, der finanziell nicht mit den großen mithalten kann und ihnen deswegen auch einige Themen, die sehr gut nach Berlin passen würden, durch die Lappen gehen, weil ein anderer Sender dieses bereits aufgreift.

    Und was die Slapstick Einlagen angeht, so ist das zumindest für ein paar Schmunzler gut, wer darüber nicht lachen kann, fand wahrscheinlich auch “Dick und Doof ” nicht sehr witzig, da gerade durch die Unterschiede der beiden Kommissare, diese beiden wohl als eine Art Vorbild genommen wurden.

    Nebenbei…der Sektkorken, der ins Auge ging, ging in Starks Auge und nicht in Ritters.

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