Polizeiruf 110: Eine Maria aus Stettin (NDR)

Sonntag, 28. September 2008

Beim Lesen der Vorabkritiken konnte man den Eindruck bekommen, daß es ein sehr düsterer, gewalthaltiger Film werden würde: Die Kinder von polnischen Prostituierten in Schwerin werden gegen deren Willen an kinderlose Paare verscherbelt, die Huren werden mit brutalen Verletzungen und Massenvergewaltigungen gefügig gemacht.

Daß der Film ganz anders wird, ist das große Verdienst von Eckhard Theophil (Buch) und Stephan Wagner (Regie). Sie schaffen es, grausame Machtverhältnisse darzustellen, ohne die tatsächliche Gewalt explizit zeigen zu müssen und mit billigen Effekten zu arbeiten. Das Drehbuch, aber auch der Schnitt sind sehr aufmerksam, stimmig und genau. Unterstützt werden sie von durchweg großartigen Schauspiel-Leistungen, beispielsweise von Agata Buzek als etwas naiver aber starker und betrogener Nutte, die lieben will; Frank Giering als dem Zuhälterscheusal und vor allem Dirk Borchardt, als seinem strohdummen, wunderschön berlinernden Knecht.

Parallel wird eine schöne Geschichte der deutsch-polnischen Zusammenarbeit der Polizei erzählt, die zwischen Mißtrauen, Bewunderung und Kameradschaft pendelt. Aufgrund einer Verletzung Kommissar Hinrichs’ (Uwe Steimle) muß sein sonst etwas im Hintergrunde stehender Kollege Tellheim (Felix Eitner) die Ermittlungen führen. Seinen polnischen Partner spielt wunderbar Tomek Nowicki.

Und auch die Musik (Ali N. Askin), die sehr an Tom Waits erinnert, ist immer sehr gut auf dem Punkt und ganz eigene Akzente.

[Erstsendung: 21. September 2008]

Leave a Reply