Dok-Leipzig 2008 (x): Himalaya, chemin du ciel

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Himalaya, chemin du ciel

Himalaya, chemin du ciel (Himalaya, a Path to the Sky) (Marianne Chaud, Frankreich 2008, 62 min.) — Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation Dok

Die buddhistischen Mönche des Klosters Phukthal leben kurz unter dem Himmel. Im Kloster leben erwachsene (aber noch recht junge) Mönche mit kleinen Kindern zusammen, die auch Mönche werden. Diese Kinder, besonders der achtjährige Kenrap sind die Hauptpersonen eines wunderbaren Filmes, der von einem Leben in Kargheit und eisiger Strenge erzählt, einem Leben, das seine Personen aber ganz offensichtlich glücklich sein läßt. Die Jungen sind heiter und ausgelassen, wie 5- bis 9-jährige Jungen nur sein können und offenbar sehr frei. Dabei haben sie mühsame Verrichtungen zu erledigen: Holz sammeln, Wasser holen, kochen. Auch tragen sie für ihr Alter viel Verantwortung. Die erwachsenen Mönche behandeln sie mit viel Respekt — die Kinder sind, obwohl sie noch lernen, schon ganz in die Gemeinschaft aufgenommen.

Ihre meiste Zeit verbringen sie mit Lernen, Philosophieren und Beten. Und es hat etwas feierlich-würdiges aber auch sehr ungewohntes, ausgelassenes, wenn die Jungen beim Spielen einander die philosophischen Fragen, die sie vormittags im Unterricht durchgenommen haben, stellen. Sie scheinen sehr früh (im Alter von drei bis vier Jahren?) lesen zu lernen. Kenrap antwortet auf die Frage, ob es ihm im Kloster gefalle, ja, besonders daß man immer philosophieren, beten und lesen darf, wenn man möchte.

Die Räume des Klosters kleben sich wie Schwalbennester an die Felswand und wenn die Kinder auf den schwindelerregenden Pfaden im Schnee direkt am Abgrund entlangrennen, kann einem schon bange werden. Nie jedoch sind die Kindermönche leichtsinnig. Ihnen ist völlig bewußt, daß das Leben hier sehr gefährlich ist. Kenrap sagt, man muß sein Herz starkmachen, wenn man überleben will. Für ihn heißt das zum Beispiel auf gefährlichen Pfaden einfach zu wissen, daß man nicht fallen wird.

Kenrap ist die Wiedergeburt eines alten Mönches und kann sich an seine Brüder aus dem vorigen Leben erinnern. Die Gabe der Erinnerung an früheres Leben haben nur besondere Menschen. Er wird im Kloster von seinem Onkel betreut, eine traditionelle Form der Weitergabe im Kloster: der Onkel kümmert sich um den Neffen, gibt ihm sein Wissen weiter und sorgt für sein leibliches Wohl. Später, wenn der Onkel alt ist, wird sich der Neffe um ihn kümmern. Nach dem Tode des Onkels erbt der Neffe sein Gewand.

Einmal im Jahr pilgern die erwachsenen und die Kindermönche für vier Tage hinunter in die Dörfer, und beten um Schutz für die Dorfbewohner. Dabei sieht Kenrap auch seine Familie wieder. Diese hat ein wesentlich härteres Leben als die Mönche, aber auch sie scheinen sehr erfüllt zu sein.

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