Am Abend

Sonntag, 30. November 2008

Hinter den Fenstern der orangen Siedlung überall der gleiche Stern. Angler machen Witze. An der Spitze ein polnischer Lastkahn, der Kapitän schweigt rauchend. Enten in Ruhe, paarweise auf den Stegen. Begüterte hinter Riesen-Fernsehern. Die Reichen am Fluß in beleuchteten Schaufenstern in kleinen Gruppen am Tisch bei Rotwein und Zigaretten.

5 Responses to “Am Abend”

  1. Thomas says:

    Meinst Du Landgüter der Kategorie 100qm?!? Normalerweise spricht man doch von Gütern, wenn es sich um Land handelt, dass in Hektar gemessen wird. Deine Stralauer Abendstimmung ist zwar stilistisch sehr schön, aber inhaltlich ärgert mich mal wieder, dass den Orange-Bewohnern ihre vierstöckigen Hünerställe nicht gegönnt werden. Diese Ländereien wären nicht einmal der Bodenreform zum Opfer gefallen, fürchte ich: Das ist doch eher eine extrem ökonomische (und dabei nicht unbedingt komfortable) Art, als Familie mit mehreren Kindern zentral zu wohnen, und ihnen dabei trotzdem ein Minimum an Erdverbundenheit (sic!) angedeihen zu lassen. Reichtum ist anders.

    • stralau says:

      Mh? Liest Du da vielleicht Dinge hinein, die Du lesen willst? Auf die orange Siedlung nehme ich doch nur bezug bei der Stelle mit dem Stern. Und Du mußt Dir das mal ansehen: die haben wirklich fast alle den gleichen Stern im Fenster.

      Reiche gibt es vielleicht nicht in den orangen Häusern (das steht da oben aber auch gar nicht), aber sehr wohl in Stralau. Und selbst die wirklich Reichen kritisiere ich doch gar nicht, ich beschreibe nur, was ich sehe. Das Wort “begütert” habe ich gewählt, als ich eine Kategorie unter den Reichen gesucht habe. Daß das eigentlich von Gütern kommt, war mir kurz entfallen, ich hätte wohl besser wohlhabend schreiben sollen.

      Und wohlhabend sind wir, im Vergleich zur Berliner Durchschnittsbevölkerung. Das ist aber auch nicht schlimm, man sollte nur nicht so tun, als sei man arm und benachteiligt. Wenn für Dich Reichtum negativ besetzt ist, tut es mir leid, für mich ist er es nicht.

      Ich wünsche mir etwas weniger Mißtrauen.

  2. Thomas says:

    OK, ich als Wessi vom Lande fühle mich wahrscheinlich im Unterbewußtsein immer noch “umstellt” von lauter Kommunisten und wittere Attacken, wo in Wahrheit keine sind ;-)

    Insbesondere möchte ich das Ideal vom Ländlichen Leben (Taoismus) verteidigt wissen … und dazu gehört der eigene (noch so kleine) Garten.

    • stralau says:

      Kommunist? Icke? Auf keinen Fall. Dit sollteste aber wissen.

      Dennoch finde ich es wichtig, zu wissen, wo man herkommt und daß man kein Anrecht auf ein sorgloses Leben hat.

      Insofern für mehr Gerechtigkeit, Teilhabe und soziale Inklusion: auf jeden Fall.

    • stralau says:

      Ich bin übrigens recht froh, daß ich unseren Garten zwar gerne benutze, er aber von der Hausverwaltung gepflegt wird. Dafür teile ich ihn auch gern mit den anderen Mietern.

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