Tatort: Salzleiche (NDR)

Sonntag, 14. Dezember 2008

Ich bin ziemlich hinterher mit den Tatörtern und zu allem Überfluß habe ich noch meine Notizzettel verloren und muß die wenigen Bruchstücke aus dem Gedächtnis rekonstruieren.

Die Leiche eines Wachmannes des Gorlebener Salzstockes wird nach einem halben Jahr im Salz gefunden. Der Chef der Betreibergesellschaft wird erpreßt. Und Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) soll den Tod aufklären.

Dazwischen wird die Geschichte und das Drama um das Zwischenlager am Schicksal verschiedener Personen aufgerollt: die alt gewordene Protestanführerin, die Wachmänner, der Leiter der Betreibergesellschaft Kasper (Stephan Grossmann), ein Geologe, der einst im Dienst de Kraftwerks stand (Rainer Sellien) und der Landpolizist Halder (Matthias Bundschuh). Grossmann, Sellien und Bundschuh, die alle am Deutschen Theater sind oder waren, machen dieses vorzüglich inszenierte melancholischen Stück (Regie: Christiane Balthasar) zu einem herausragenden.

Dabei ist es schön zu sehen, wieviel Schrägheit der Film seinen Figuren zutraut. Kasper wird erpreßt, der Geologe steht im Verdacht, aber man weiß es nicht genau. Und während Kasper von Anfang an unheimlich und gleichzeitig völlig harmlos herüberkommt, ist man überrascht und bestürzt, als er schon ziemlich zu anfang bei einem Autounfall ums Leben kommt. Sellien ist enttäuscht und schon fast unerträglich zynisch. Es ist zwar klar, daß er der typische Neun-Uhr-Verdächtige ist, aber sein Spiel erfreut doch sehr.

Umwerfend aber ist Matthias Bundschuh, der mit seiner leisen, hohen Stimme, den flinken Augen und dem ausdrucksvollen Gesicht immer wieder den Irrsinn im völlig Normalen anklingen läßt, wie er es schon wunderbar als Jakob von Gunten getan hat.

Einzig störend ist Maria Furtwängler mit ihren Ursula-von-der-Leyen-Texten, bei denen ich manchmal den Eindruck habe, daß sie sie selbst in das Drehbuch schreibt.

[Erstsendung: 16. November 2008]

2 Responses to “Tatort: Salzleiche (NDR)”

  1. kid37 says:

    (Sie schreibt sie in die Drehbücher. Also so ziemlich. Offiziell wird es “Einflußnahme” genannt ;-))

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