Tatort: Schwarzer Peter (MDR)

Sonntag, 25. Januar 2009

Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann.

Peter Schneider, Leipziger Unternehmer, wird erstochen und ohne Beine in der Elster gefunden. Aufgrund der Strömungsgeschwindigkeit kann leicht errechnet werden, an welcher Stelle er in den Fluß geworfen worden worden war, das aber hilft kein Stück weiter.

Was den Ermittlungen hilft ist Einfühlungsvermögen. Schneider wollte alles unter Kontrolle haben: seine Frau, seine Kinder und den ehrgeizigen Prinzipal. Erreicht wird diese Kontrolle durch Einschüchterung und Geld. Dies führte bei fast allen Personen, mit denen er zu tun hatte, zu vordergründiger Gefolgschaft, die aber immer von Haß oder Gleichgültigkeit begleitet wurde.

Das Thema dieses Filmes ist die Gewalt und wie sie sich fortpflanzt. Gezeigt wird dies an den Ränkespielen im Betrieb, am kaputten Umgang der Witwe Schneider und ihrer Kinder miteinander, vor allem aber an der Familie der Tochter Lina (Layla Laberny), in der sich die Gewalt und das Schweigen fortsetzt.

Hier unterscheidet sich „Schwarzer Peter“ wohltuend von anderen Filmen zum Thema häuslicher Gewalt, indem das tägliche Grauen und die Ausweglosigkeit in der Reihenhaushölle erschreckend deutlich gemacht werden, ohne daß jemals quoten- oder eitelkeitsbedingt der Voyeurismus der Zuschauer bedient wird.

„Schwarzer Peter“ ist sehr genau inszeniert, das gilt sowohl für die Dialoge, als auch für Kamera und den Rhythmus des Schnittes. Susanne Thomalla und Martin Wuttke spielen sich von Folge zu Folge besser aufeinander ein und weiterhin freut man sich als Herzens-Leipziger über die Stadtbilder.

Als solcher fällt einem dann aber auch auf, daß die Leiche in echt nicht aus der Elster, sondern aus dem Karl-Heine-Kanal gezogen wurde, der gar keine Fließgeschwindigkeit hat, sondern ein stehendes Gewässer ist. Aber so wird man eben zum Mitdenken angehalten.

[Erstsendung: 18. Januar 2009]

One Response to “Tatort: Schwarzer Peter (MDR)”

  1. somlu says:

    Bei mir hat dieser Tatort großen Eindruck hinterlassen. Bei einer Bekannten von mir, die selbst aus einem Elternhaus kommt, in dem Gewalt an der Tagesordnung war, hat der Tatort ziemlich heftige Reaktionen hervorgerufen und sie fand diesen Tatort ziemlich gut.

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