Tatort: Das Gespenst (NDR)

Sonntag, 29. März 2009

Connecting People.

Der Kongokrieg hat bisher 5,8 Millionen Todesopfer gefordert, mehr als jeder andere Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Kongo liegen große Teile des weltweiten Vorkommens von Coltan, einem Erz, dessen Metalle unter anderem für elektronische Geräte verwendet werden. Während der Zeit der New Economy hat sich der Coltanpreis verzehnfacht und heizt bis heute den Krieg an — die kriegführenden Parteien finanzieren ihre Waffenkäufe mit Erz.

„Das Gespenst“ spielt vor dem Hintergrund dieses Krieges. Daß der Krieg selbst kaum eine Rolle spielt, ist für einen Tatort schon ok. Wenn allerdings schon erwähnt wird, daß Coltanprodukte für jedes Mobiltelefon gebraucht werden, hätte man auch den besonderen Beitrag deutscher Firmen erwähnen können, die große Teile des weltweiten Coltanhandels beherrschen.

Wie alle hannöverschen Tatorte ist auch dieser dicht um die Hauptdarstellerin gestrickt. Ihre Gegenspielerin Manu (auf RAF gestylt: Karoline Eichhorn), am selben Tag im selben niedersächsischen Ort geboren und mit ihr aufgewachsen, ist als Ärztin mit einer Menschenrechtsorganisation in den Kongo gegangen und arbeitet nun verdeckt für den Verfassungsschutz. Ihre Gruppe will einen Anschlag auf den Diktator verüben, der sich — geheim, um nicht verhaftet zu werden — zu einer Operation in Deutschland aufhält. Sie will aus dem erpresserischen Verhältnis zum Geheimdienst aussteigen.

Vor dem ersten Anschlagsversuch erschießt Manu aus Nervosität einen Polizisten. Das ist der eigentliche Fall für Charlotte Lindholm, allerdings tritt sogleich der Verfassungsschutz auf den Plan, verwischt Spuren und es beginnt ein gut geschnittener flotter Plot. Manu und Charlotte kommen sich dabei immer näher, aber nie wirklich nahe. Die Brücken sind abgerissen. Spät entscheidet sich Charlotte, ihrer alten Freundin zu helfen und sie vor den Machenschaften des finsteren Agenten zu schützen. Es reicht dann nicht, sie wird in einer spektakulären Aktion von fünf vermeintlichen Chirurgen erschossen.

„Das Gespenst“ hat mir besser gefallen als viele Folgen aus Hannover, obwohl es sich vor allem um die Person der Charlotte Lindholm dreht und der Gegensatz zwischen den beiden Hauptfiguren wie immer etwas sehr klischeehaft daherkommen. Hinterher hat sich mal wieder eine bedrohte Minderheit über die Darstellung im Tatort beschwert: Der Verfassungsschutz fühlt sich verunglimpft.

[Erstsendung: 15. März 2009]

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