Tatort: Gesang der toten Dinge (BR)

Sonntag, 5. April 2009


the monkey rode the blade on an overhead fan//
they paint the donkey blue if you pay//
I got a telephone call from Istanbul//
my baby’s coming home today//
will you sell me one of those if I shave my head//
get me out of town is what fireball said//
never trust a man in a blue trench coat//
never drive a car when you’re dead.

Die Fernsehastrologin Doro wird erschossen aufgefunden. Der Suizid scheint vorgetäuscht. Ihr Gatte Remy (passend blondiert: André Eisermann) hatte eine Affäre. Auch Doros Schwiegervater, der nach ihrem Tod schnell eine Beziehung zur Haushälterin entwickelt, forscht astrologisch. Die Ermittlungen führen die Batic und Leitmayer zu Fefi, einer leicht durchgeknallten Gärtnerin im Nymphenburger Schloßpark, wunderbar gespielt von Irm Hermann, und von dort zu Dr. Goll, der aus den von ihr aufgenommenen Geräuschen den „Gesang der toten Dinge“ macht, einen Tom-Waits-artigen Zusammenschnitt. Mit Fefis Führung taumeln die Ermittler durch eine immer schneller werdende Komödie, die sich vor allem durch punktgenaue Dialoge auszeichnet.

„Gesang der toten Dinge“ fügt sich ein in die Münchner Tradition, schräge Filme mit verrückten Alten zu drehen. Er kommt zwar nicht an die absolut herausragende Folge „Nicht jugendfrei“ mit den Schauspielern von „Raumpatrouille Orion“ und krassen Drogenerfahrungen heran, aber auch „Gesang der toten Dinge“ besticht durch viel Witz und grandioses Schauspiel: neben Hermann auch Theres Affolter und Bernd Stegemann sowie Sabine Timoteo, die für diese Folge den Ersatz für den Menzinger als schweizer Polizistin spielt, und dabei nur ein klein wenig zu niedlich ist.

Kritisiert worden ist die schwer nachvollziehbare Handlung, diese Kritik kann ich nachvollziehen, teile sie aber nicht: das Unwahrscheinliche, Übertriebene ist ja durchaus gewollt. Nicht nachvollziehen kann ich dagegen Heiko Wernings (der hier auch schon über Tatorte geschrieben hat) Warnung vor der Esoterik, der dieser Film das Wort reden würde. Die Tatort-Reihe richtet sich an Erwachsene, denen man Urteilskraft zutrauen kann. Wenn immer nur erklärt wird, was richtig und falsch ist, wird’s schnell langweilig.

Gestört hat mich die seichte Musik (Lothar Scherpe), die diesen Film in die Nähe deutscher Komödien der Neunziger Jahre rückt.

[Erstsendung: 29. März 2009]

2 Responses to “Tatort: Gesang der toten Dinge (BR)”

  1. ekzem says:

    Großartig war auch André Eisermann. Schade, dass er nur so wenig zu tun hatte.

  2. somlu says:

    Wir haben uns königlich amüsiert über diesen Tatort. War schon überzeichnet aber hat Spass gemacht. Und das dieser Tatort der Esotherik das Wort reden würde, kann ich nicht nachvollziehen. Ich hatte eher den Eindruck, dass sich über einige Auswüchse dieser Branche herzlich lustig gemacht wurde.

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