Schwarz statt bunt

Sonntag, 31. Mai 2009

Beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig hat sich in den letzten Jahren ein feines Teilprogramm mit Alter Musik entwickelt. Die Mitwirkenden aus der klassischen Musik freuen sich über ein Publikum, das bei di Lasso nicht gähnt, sondern richtig abgeht.

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Auch alte Leipziger freuen sich über das dunkle Treffen. So eine mittelgroße Stadt mit echtem Zentrum wird von so einer Subkultur, die hier ihre jährliche Zusammenkunft hat, richtig dominiert. Kinder, die besonders schöne Paare bitten, für ein Handy-Foto zu posieren.

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Zurück in der Berliner S-Bahn das Kontrastprogramm: buntgekleidete Betrunkene vom Karneval der Kulturen. Warum in Berlin eigentlich immer so viel gesoffen wird?

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Auf der Ringbahnbrücke ein Dauertelefonierer, der permanent seinen Standort durchgibt: „Ich bin gleich Alt-Straláu“ mit Betonung auf der letzten Silbe. Ein Fahrradfahrer brüllt ihn im Vorbeifahren an: „Dit heißt Strálau, du Fatzke!“

14 Responses to “Schwarz statt bunt”

  1. Andi says:

    Weißt du, warum sich die Gothic-Szene ausgerechnet Leipzig als Stadt für ihr Treffen ausgeguckt hat?

    Ein Freund von mir, der dort noch nicht lang wohnt, meint, dass generell das ganze Jahr über viele Gothics im Stadtbild zu sehen sind.

    Wir waren letzte Woche in Leipzig, und mich beeindruckte, dass auch eine Veranstaltung am/im Völkerschlachtdenkmal im Rahmen des Gothic-Treffens stattfinden soll. Sicher ein passender Ort – aber das zeigte mir, dass die Stadt dem Treffen sehr freundlich gegenüber steht.

    • stralau says:

      Naja, das Treffen bringt ja auch nicht unerheblich Geld in die Stadt. Bei meinen Leipziger Schnorrer-Freunden war es eine zeitlang recht beliebt, die Wohnung an Festival-Gäste unterzuvermieten, die dann eine Monatsmiete an einem Wochenende bezahlt haben.

      • Andi says:

        Das mit dem Geld ist sicher ein wichtiger Aspekt, aber ich denk mal, nicht der einzige.
        Zum Vergleich: das HipHop-Open-Air findet dieses Jahr nicht in Stuttgart statt, wo es die letzten Jahre über immer erfolgreich gewesen ist und um die 90.000 Menschen in die Stadt brachte.
        Grund: die Stuttgarter Polizei wollte nicht von ihrer restriktiven Strategie abgehen, und wurde darin von den Stadt-Oberen bestärkt.
        Ich hab das Gefühl, die Leipziger sind generell eher freundliche und offene Menschen.

        • stralau says:

          Das stimmt! Und im Vergleich mit Stuttgartern allemal (hoffe, jetzt fühlt sich niemand auf den Schlips getreten. Ist hoffentlich klar, daß das nur auf meinen Einzelerfahrungen beruht).

    • Foxxi says:

      “Weißt du, warum sich die Gothic-Szene ausgerechnet Leipzig als Stadt für ihr Treffen ausgeguckt hat?”

      Das ist ganz einfach. Als ehemalige Messestand gab es nach der Wende sehr viele gute und vorallem günstige Locations, für einen Event wie das WGT optimal …

  2. noumoe says:

    saufen: stimmt, manchmal hat man den Eindruck, daß zusätzlich zum Fahrscheinauch ein Wegbier zu lösen ist.

    • stralau says:

      Man muß da unterscheiden: den Bauarbeiter, der sein Feierabendbier in der S-Bahn trinkt und auch Gewohnheitstrinker gab es zu DDR-Zeiten schon, allerdings waren das damals kleine Flaschen. Die Anzahl der betrunkenen Freizeitmenschen nimmt allerdings in den letzten Jahren stetig zu.

  3. Lenbachplatz says:

    Wenn man das halt mal so drin hat als Neuberliner oder als ehemaliger Neuberliner…

    …ich habe jetzt ein paar Mal in den Monitor gesprochen und gemerkt, daß ich eigentlich dazu neige, auch die erste Silbe zu betonen. Ist aber falsch, ja? Na gut. Werde ich überarbeiten.

  4. Lenbachplatz says:

    Upps. Meinte in meinem Kommentar die zweite Silbe. Doppelte Besserung notwendig.

  5. Maggi says:

    Stimmt es eigentlich, dass man Ost- und Westberliner daran unterscheiden kann, wie sie “Treptow” aussprechen? Ost: “Treeptow”. West: “Trepptow”. Meine Liebste und ich sind da etwas uneinig.

    • stralau says:

      Ich würde sagen: die richtige Aussprache ist Tre:ptow, also langes e. Ich habe aber auch schon Radiowerbung gehört, in der von Trəptow, also mit kurzem e geredet wurde.

    • Thomas says:

      Da gibt es noch einige andere: Bernáu vs. Bärnau (“Bärnauer Straße”!), Mackdeburg vs. Mahgdeburg, Strahlsund vs. Stralsúnd, …

    • marc says:

      ich komme gebürtig aus west-berlin und sage immer treeptow. mit kurzem e habe ich das im grunde auch noch nie von berlinern gehört. ich denke, es klingt auch einfach schöner mit langem e.

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