Dok-Leipzig 2010: Sinna mann

Sonnabend, 23. Oktober 2010

Sinna mann

Sinna mann (Angry Man) (Anita Killi, Norwegen 2009, 20.00 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Ich glaube, das gab es in den anderen Jahren noch nicht, daß die Animationswettbewerbsfilme nach Themen gruppiert sind. Gefällt mir gut. Dieser und die folgenden Filme lief im Programm „Kein Kinderspiel“, das sich mit der Beziehung zwischen Eltern und Kindern auseinandersetzt.

„Sinna mann“ ist ein Zeichentrickfilm (teilweise mit ausgeschnittenen Papierfiguren) nach einem Buch von Gro Dahle, der von dem kleinen Boj handelt, in dessen Vater ein wütender Mann lebt. Dieser kommt heraus, wenn der Vater die Wohnung verwüstet, die Mutter schlägt und der kleine Boj in sein Zimmer flüchtet.

Die Familienkonstellation ist klassisch, inklusive einer Mutter, die dem Vater alles verzeiht, als er auf den Knien vor ihr liegt und die sich verprügeln läßt, damit Boj nichts abbekommt. „Sinna mann“ ist aus der Sicht von Boj gefilmt. Das erlaubt die Identifikation des erwachsenen Zuschauers (die jedoch nicht die Zielgruppe des Filmes sind) mit ihm. Andererseits weiß man ja, daß Boj nichts dafür kann, auch wenn er seinen Vater liebt und hofft, den nächsten Wutanfall zu verhindern, indem er noch braver und aufmerksamer ist. Das — und die große Angst von Boj — macht den Film besonders gruselig.

Doch der Film nimmt eine Wendung: Boj soll es aufschreiben. Aber es ist doch ein Geheimnis? Die Vögel im Baum singen: „Sag es weiter“. Boj schreibt also einen Brief an den König: „Papa schlägt. Bin ich schuld?“ Und König Harald kommt, nimmt den Vater mit auf sein Schloß, wo es viele Räume gibt, in denen der Vater lernen kann, den wütenden Mann zu besiegen. Boj besucht ihn dort, hat immer noch Angst, aber der Vater verändert sich.

Auch wenn das vielleicht etwas sehr skandinavisch-optimistisch ist gefällt mir diese Wendung, vor allem, wenn vor mir eine Zeitung liegt mit all dem angstmachenden Quatsch über die schlimmen Gefahren aus dem Internet.

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