Ein kleiner Bruder

Donnerstag, 28. Juli 2011

Gestern hat unsere Tochter einen kleinen Bruder bekommen.

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Auf dem Krankenhausflur ein Paar, er ein Schrank von einem Mann, tätowiert, T-Shirt mit dem in Neonazikreisen beliebten Spruch der WK-2-Fallschirmjäger „Klagt nicht, kämpft“. Auf der Geburtsstation urst komisch.

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Eine Geburt ist ein so schwieriger und erstaunlich fragiler Prozeß, daß man sich fragt, warum es die Menschheit überhaupt noch gibt.

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Das Krankenhaus Friedrichshain wird von alten Leuten die Knochenburg genannt. Auch Paula hat dort die Geburt ihres dritten Kindes nicht überlebt. Aber Paula ist Legende und außerdem ist dort jetzt alles neu und so ist unsere erste Tochter in Friedrichshain zur Welt gekommen — keine gute Idee (zumindest die Kinderintensivstation).

Nun also St. Joseph in Tempelhof — ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man hat Zeit, es gibt keine Sinnlosbehandlungen, nur weil die Technik dafür vorhanden ist. Dafür gibt es Ansprache. Der Krankenhausrhythmus tritt zurück und wir werden als Individuen behandelt.

7 Responses to “Ein kleiner Bruder”

  1. Flohbude says:

    Klasse! Das scheint rundum eine gute Sache gewesen zu sein? Um so besser – Alles Gute aus Leipzig!

    (Aber die Paula-Episode bedrückt. Ist sie wirklich nur Legende?)

  2. stralau says:

    Ich verstehe die Frage nicht ganz — Plenzdorfs „Legende vom Glück ohne Ende“ und Carows Verfilmung sind Fiktion, ja. Aber klar wird da auch schon mal jemand gestorben sein.

  3. mek says:

    Herzlichen Glückwunsch!

  4. christiane says:

    Herzlichen Glueckwunsch und alles Gute! Und schön zu hören, daß es im St Joseph jetzt gut ist. Vor 14 1/2 Jahren war das nicht der Fall – da wurde man nicht so richtig für voll genommen. Ich fand es derart gruselig dort, daß ich direkt nach der Geburt wieder nach Hause gefahren bin.

  5. Andi says:

    Gratuliere!

    Ups, ein langhaariger Mitarbeiter bei der Post, zu der ich fast täglich gehe, trägt häufig besagtes “Klagt nicht, kämpft!”-T-Shirt. Ich wusste das nie so recht zuzuordnen.
    Muss ich den nun als Nazi einschätzen…?

  6. stralau says:

    Lt. Kommentaren im Web ist der Spruch auch bei BW-Fallschirmjägern aus zweifelhafter Traditionspflege beliebt.

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