Archiv für die Kategorie „Dok-Leipzig 2008“

Dok-Leipzig 2008 (xvii): KJFG No.5

Freitag, 31. Oktober 2008

KJFG No.5 (Aleksej Aleksejew, Ungarn 2007, 2 min.) — Anima für Kinder

Der bisher witzigste Film des Festivals, Zeichentrick. Der Bär, der Hase und der Wolf machen im Wald, nun ja, das was sie Musik nennen und müssen sich vor dem Jäger verstecken. Ein rhythmischer Film mit unglaublich komischer Gestik und Mimik.

Dok-Leipzig 2008 (xvi): Emily Winter

Freitag, 31. Oktober 2008

Emily Winter (Manu Molin, Österreich/Tschechien 2007, 5:12 min.) — Anima für Kinder

Sehr überzeugende Puppenanimation über ein Mädchen, das versucht, aus der Stadt auszubrechen. Leider ist die Handlung etwas stark gerafft.

Dok-Leipzig 2008 (xv): Light my Fire

Freitag, 31. Oktober 2008

Light my Fire (Martinus Klemet, Estland 2007, 3:16 min.) — Anima für Kinder

Wieder eine 3D-Computeranimation, wo offensichtlich zu viel Energie in die Programmierung gesteckt wurde. Der Film ist nämlich recht uninspiriert und sieht eher wie eine Übung zur Computeranimation aus.

Dok-Leipzig 2008 (xiv): Kieselstein

Freitag, 31. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Kieselstein

Kieselstein (Ellen Hoffmann, Johann Stuttmann, Deutschland 2007, 6min.) — Anima für Kinder

Ein kleines Mädchen baut sich im Hof aus Müll einen Freund, mit dem sie dann eher angsterregende Dinge erlebt. Zuviel gewollt: 3D-Animation, die einen nicht vom Hocker reißt.

Dok-Leipzig 2008 (xiii): Rybka

Freitag, 31. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: The tiny fish

Rybka (The tiny fish) (Sergej Rjabow, Rußland 2008, 9:35 min.) — Anima für Kinder

Ein wunderbarer, liebevoller und märchenhafter Zeichentrickfilm über ein kleines Mädchen, einen kleinen Fisch, eine Katze und einen Angler, über Sehnsucht und Mitleid mit Musik von Tschaikowski, Ravel und Brahms.

Dok-Leipzig 2008 (xii): Bahrtaloo! Jó szerencsét!

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Bahrtaloo! Good Luck!

Bahrtaloo! Jó szerencsét! (Bahrtaloo! Good Luck!) (Róbert Lakatos, Ungarn, Österreich, Deutschland 2008, 80 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Zwei rumänische Staatsbürger, nämlich der Zigeuner Láli und der Ungar Lori ziehen wie Hans im Glück durch die Welt und versuchen, Geschäfte zu machen. Láli ist überall auf der Suche nach anderen Zigeunern und glaubt, in Ägypten das Mutterland der Zigeuner gefunden zu haben. Bahrtaloo ist spritzig und voller Witz, was vor allem an seinen sehr charmanten Hauptpersonen liegt, die einander zwischendurch auch mal ganz schön auf die Nerven gehen können.

Leider gab es hinterher keine Diskussion, ich hätte nämlich gern gewußt, wieviel in diesem Film inszeniert war. Meiner Meinung nach muß es ziemlich viel gewesen sein, wie zum Beispiel Telefongespräche zwischen den beiden, bei denen beide im Wechsel gezeigt werden, Lori im ägyptischen Tal der Könige und Láli auf dem Dache seines rumänischen Hauses.

Dok-Leipzig 2008 (xi): Kilka mniejszych wygranych

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: The Booth of Fortune

Kilka mniejszych wygranych (The Booth of Fortune) (Lesław Dobrucki, Polen 2008, 15 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Eine Lottobude soll für den Bau einer U-Bahn abgerissen werden. Noch einmal treffen sich einige derer, für die das Büdchen in den letzten 50 Jahren ein wichtiger sozialer Treffpunkt war.

Dok-Leipzig 2008 (x): Himalaya, chemin du ciel

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Himalaya, chemin du ciel

Himalaya, chemin du ciel (Himalaya, a Path to the Sky) (Marianne Chaud, Frankreich 2008, 62 min.) — Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation Dok

Die buddhistischen Mönche des Klosters Phukthal leben kurz unter dem Himmel. Im Kloster leben erwachsene (aber noch recht junge) Mönche mit kleinen Kindern zusammen, die auch Mönche werden. Diese Kinder, besonders der achtjährige Kenrap sind die Hauptpersonen eines wunderbaren Filmes, der von einem Leben in Kargheit und eisiger Strenge erzählt, einem Leben, das seine Personen aber ganz offensichtlich glücklich sein läßt. Die Jungen sind heiter und ausgelassen, wie 5- bis 9-jährige Jungen nur sein können und offenbar sehr frei. Dabei haben sie mühsame Verrichtungen zu erledigen: Holz sammeln, Wasser holen, kochen. Auch tragen sie für ihr Alter viel Verantwortung. Die erwachsenen Mönche behandeln sie mit viel Respekt — die Kinder sind, obwohl sie noch lernen, schon ganz in die Gemeinschaft aufgenommen.

Ihre meiste Zeit verbringen sie mit Lernen, Philosophieren und Beten. Und es hat etwas feierlich-würdiges aber auch sehr ungewohntes, ausgelassenes, wenn die Jungen beim Spielen einander die philosophischen Fragen, die sie vormittags im Unterricht durchgenommen haben, stellen. Sie scheinen sehr früh (im Alter von drei bis vier Jahren?) lesen zu lernen. Kenrap antwortet auf die Frage, ob es ihm im Kloster gefalle, ja, besonders daß man immer philosophieren, beten und lesen darf, wenn man möchte.

Die Räume des Klosters kleben sich wie Schwalbennester an die Felswand und wenn die Kinder auf den schwindelerregenden Pfaden im Schnee direkt am Abgrund entlangrennen, kann einem schon bange werden. Nie jedoch sind die Kindermönche leichtsinnig. Ihnen ist völlig bewußt, daß das Leben hier sehr gefährlich ist. Kenrap sagt, man muß sein Herz starkmachen, wenn man überleben will. Für ihn heißt das zum Beispiel auf gefährlichen Pfaden einfach zu wissen, daß man nicht fallen wird.

Kenrap ist die Wiedergeburt eines alten Mönches und kann sich an seine Brüder aus dem vorigen Leben erinnern. Die Gabe der Erinnerung an früheres Leben haben nur besondere Menschen. Er wird im Kloster von seinem Onkel betreut, eine traditionelle Form der Weitergabe im Kloster: der Onkel kümmert sich um den Neffen, gibt ihm sein Wissen weiter und sorgt für sein leibliches Wohl. Später, wenn der Onkel alt ist, wird sich der Neffe um ihn kümmern. Nach dem Tode des Onkels erbt der Neffe sein Gewand.

Einmal im Jahr pilgern die erwachsenen und die Kindermönche für vier Tage hinunter in die Dörfer, und beten um Schutz für die Dorfbewohner. Dabei sieht Kenrap auch seine Familie wieder. Diese hat ein wesentlich härteres Leben als die Mönche, aber auch sie scheinen sehr erfüllt zu sein.

Dok-Leipzig (ix): Goleshovo

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Goleshovo

Goleshovo (Ilian Metev, Vereinigtes Königreich, Bulgarien 2008, 34 min.) — Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation Dok

Im Dorfe Goleshovo leben nur noch 59 alte Menschen. Ilian Metev ist für seinen Abschlußfilm aus England zurück nach Bulgarien gefahren und hat mehrere Monate im Dorf Goleshovo gelebt. Die Protagonisten sind drei sehr alte Frauen mit sehr viel Witz und Weisheit und erstaunlichen körperlichen Fähigkeiten sowie ein etwas zauseliger alter Priester, denen wir bei ihren mühseligen Verrichtungen (im Dorf gibt es keinen Strom, kein Gas, kein Telefon) zusehen.

Dok-Leipzig 2008 (viii): Dar dhakataye ka nagesol aglam medanand

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Half Value Life

Dar dhakataye ka nagesol aglam medanand (Half Value Life) (Alka Sadat, Afghanistan 2008, 25 min.) — Dieser Film läuft in den beiden Reihen Afghanistan — From Inside und Internationaler Nachwuchswettbewerb Generation DOK

Es gibt in der afghanischen Provinz Herat grausame Gewaltakte gegen Frauen und Mädchen. Mädchen werden im Alter von neun Jahren verheiratet und müssen ihrem Manne sexuell gefügig sein und den Haushalt führen. Frauen können sich nicht scheiden lassen, Männer hingegen schon, auch gegen den Willen und in Abwesenheit der Frau. Die Frau verliert in einem solchen Falle auch ihre Kinder an die Familie des Mannes.

Half Value Life begleitet Mariya Bashir, die einzige weibliche Staatsanwältin im Herat. Bashir hat Ende der Achtziger Jahre Jura studiert, um Frauen helfen zu können. Während der Herrschaft der Taliban mußte sie sich verstecken, bekam aber hinterher relativ schnell wieder eine Position. Neben den Fällen häuslicher Gewalt hat sie vor allem mit Entführungen zu tun, die ein großes Problem im Herat sind. Das führt zu großen Einschränkungen in ihrem Leben, u.a. dürfen ihre Kinder aus Sicherheitsgründen nicht zur Schule gehen und lernen zu hause. Bashir glaubt aber an ihre Aufgabe und ermutigt andere Frauen und Mädchen, Anklage zu erheben, was eigentlich verpönt ist.

Der sehr sorgfältige Film bringt uns Bashir und die Frauen und Mädchen sehr einfühlsam nahe und erzählt nebenbei noch eine fiktionale Geschichte. Alka Sadat ist Amateurin und hat den Film unter sehr schwierigen Bedingungen gedreht. Die Gefahr von Entführungen ist so groß, daß sie auch hier in Leipzig auf eine Publikumsfrage nicht antworten wollte, was der Film gekostet hat.

Dok-Leipzig 2008 (vii): Pizza in Auschwitz

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Pizza in Auschwitz

Pizza in Auschwitz (Moshe Zimmermann, Israel 2008, 66 min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Danny Chanoch, ein aus Litauen stammender Jude, überlebte als kleiner Junge fünf Konzentrationslager und einen Todesmarsch. In “Pizza in Auschwitz” macht er sich mit seiner erwachsenen Tocher und seinem erwachsenem Sohn auf den Weg, um seine Zeit in den Lagern in Litauen, Polen, Deutschland und Österreich nachzuerleben. Unterwegs im Mini-Van entstehen Konflikte vor allem zwischen ihm und seiner Tochter, die der Sohn zu beschwichtigen versucht. Die drei scheint vor allem ein erschreckender Sarkasmus zu einen, der die schlimmen Erlebnisse auf Distanz zu halten versucht.

Im Film fällt auf, daß die Konflikte zwischen der Generation, die die Shoa miterlebt haben, und der zweiten Generation sehr hart sind. Die Tochter erzählt, wie sie als Dreijährige die Überlebensgeschichten ihres Vaters zum Einschlafen hörte und bei jedem Türklopfen Angst vor der SS hatte.

Im Gespräch mit Danny Chanoch nach dem Film wird deutlich, wie stark ihn die Geschichte immer noch gefangenhält, wie wenig es ihm vergönnt ist, loszulassen, wie ihn der Zorn immer noch mitnimmt. Ihm und dem Team war es wichtig, daß der Film seine Premiere in Deutschland hatte.

Dok-Leipzig 2008 (vi): Do bólu

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Till it hurts

Do bólu (… Till it hurts) (Marcin Koszałka, Polen 2008, 25 min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Ein Mann im Alter von 53 Jahren verliebt sich in eine Krankenschwester. Nicht ungewöhnlich, außer, daß er bei seiner Mutter lebt, zu der er eine Art ödipalen Verhältnisses hat. Und so geht es in diesem außergewöhnlichen Film vor allem um den Streit zwischen ihm und seiner Mutter. Hinzu kommt, daß er Psychiater ist und die sehr emotionalen Äußerungen seiner Mutter einerseits beantwortet, andererseits sehr nüchtern, fast überheblich, analysiert.

Ein sehr genauer, schmerzhafter Film, der das vierte Gebot im Rahmen einer Dekalog-Reihe, die von Kieslowskis Witwe für das polnische Fernsehen initiiert wurde, thematisiert.

Dok-Leipzig 2008 (v): Par Dzimteniti

Dienstag, 28. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Three Men and a Fish Pond

Par Dimteniti (Three Men and a Fish Pond) (Laila Pakalnina, Maris Maskalans, Lettland 2008, 52 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Mehrere Männer (es sind mehr als drei!) leben in einer alten Hütte und betreiben eine Fischzucht. Wir sehen ihnen bei der Arbeit und am Feierabend zu und atemberaubende Naturbilder. Viel mehr passiert nicht, ist aber völlig ok.

Dok-Leipzig 2008 (iv): Fritsud ja blondiinid

Dienstag, 28. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Nazis and Blondes

Fritsud ja blondiinid (Nazis & Blondes) (Arbo Tammiksaar, Andrei Hvostov, Estland, Lettland 2006, 52 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Das ist das vielbeschworene Klima von Leipzig, weswegen ich nur immer wieder empfehlen kann, hierherzufahren: gerade als ich diesen Text schreibe, findet mich der Regisseur und erzählt mir von den Schwierigkeiten und Unsicherheiten seines Filmes, nachdem vor zwei Stunden in der Vorstellung eine Frage von mir nicht richtig beantwortet wurde.

Fritsud ja blondiinid handelt von Propaganda. In der Sowjetunion wurden unzählige platt-propagandistische Filme über den zweiten Weltkrieg gedreht. Die Nazis in diesen Filmen wurden mit Schauspielern aus dem Baltikum besetzt, was ein echtes Problem ist, weil nicht nur in den letzten Jahren, sondern auch schon in der Sowjetunion den Balten das Naziklischee immer wieder vorgehalten wurde, während sie sehr unter der Annexion durch die Sowjetunion und den nachfolgenden Verbrechen leiden mußten. Der Drehbuchautor erzählte, wie sein Freund in den achtziger Jahren bei der Armee wegen seiner lettischen Herkunft den Spitznamen Martin Bormann verpaßt bekam.

In den sowjetischen Kriegsfilmen standen die Faschisten (wie die Nationalsozialisten in den sozialistischen Ländern genannt wurden) für das Grundböse an sich. Dieser Haß übertrug sich auch auf die Schauspieler, denen ihre zwiespältige Rolle, die sich eben nicht nur gegen die Deutschen sondern auch gegen die Balten richtete, im Nachhinein sehr unangenehm ist. Ein russischer Filmkritiker kommt ausführlich zu Wort und erzählt unter anderem davon, wie der Krieg in Rußland zur Religion wurde, denn durch den Krieg konnten die furchtbaren stalinistischen Verbrechen vergessen werden, der Feind war von nun an außen.

Die Interviews werden am Ende zu Verhören mit den Schauspielern in einer Art Nachstellung der Nürnberger Prozesse. Das mag für deutsche Augen und Ohren zu dick aufgetragen sein, aber ihre Geschichte ist nicht unsere. Das Bemerkenswerte an den Verhören sind aber die Emotionen, die währenddessen bei den Schauspielern freiwerden.

Umrahmt werden die Interviews und Verhöre von einem Treffen der „Veteranen der Ideologie“ auf einem Schloß in der Nähe von Riga, auf dem in einer hübschen Nazi-Parodie den verdienten Schauspielern Preise — die „Ringe der Nibelungen“ — verliehen werden. Interessant: Auf diesem Treffen von Litauern, Letten und Esten ist Russisch die lingua franca.

Der Bogen zu Gegenwart wird geschlagen, als Ausschnitte aus russischen Medien gezeigt werden, die kalt lächelnd den Esten und Letten wieder die Rolle der Nazis zuweisen. Regisseur und Drehbuchautor weisen aber im Gespräch darauf hin, daß auch die estnische und lettische Position heute sehr propagandistisch ist.

Dok-Leipzig 2008 (iii): Vabzdziu dresuotojas

Dienstag, 28. Oktober 2008

Vabzdziu dresuotojas (The Bug Trainer) (Rasa Miskintye, Donatas Ulvydas, Linas Augutis, Marek Skrobecki, Litauen, Polen, Deutschland 2008, 53 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Ladislas Starewitch (Władysław Starewicz) wuchs als Kind polnischer Eltern in Kaunas auf. Als seine ersten Filmversuche mit dressierten Käfern nicht glücken wollten, tötete er diese, verstärkte die Extremitäten mit Draht und fotografierte einzelne Einstellungen. So wurde er in den 1910er Jahren zu einem der ersten Stop-Motion-Filmemacher. Nach der Oktoberrevolution floh er von der Krim nach Frankreich.

Seine Filme, die in Ausschnitten gezeigt werden, sind wirklich atemberaubend schön und man kann sich gut vorstellen, wie das damalige Publikum glaubte, daß die Käfer lebten und Starewitch sie trainiert hätte. Interessant sind auch die Interviews mit Filmfachleuten. Rundherum ist jedoch eine Kulisse aus aufwendigen Szenen und Animationen gestrickt, die dem Film eher schadet.

Dok-Leipzig 2008 (ii): Nocki

Dienstag, 28. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Nocki

Das Festival ist ja nicht nur eines für Dokumentarfilme, Animationsfilme aus aller Welt werden auch gezeigt. In der Reihe Anima für Kinder:

Nocki (Manfred Schreyer, DDR 1984, 56 min.) — Anima für Kinder

Im Handpuppentheater ist der Prinz ausgefallen. Und so wird eine unförmige Marionette, Nocki, als Ersatz erkoren. Der böse Zauberer hätte jedoch selbst gern die Rolle und so gibt es mehrere Kämpfe zwischen ihm und Nocki, der wiederum von einer guten Fee beschützt wird. Dabei wird ständig die Grenze zwischen der Geschichte und ihren Machern aufgebrochen, wir erfahren im Spiel, wie Puppen-, Marionettentheater, Stop-Motion-Film und Scherentrick gemacht werden. Das ist alles recht lehrreich, jedoch etwas bieder und blutleer.

Dok-Leipzig 2008 (i): Eröffnung

Dienstag, 28. Oktober 2008

Dok Leipzig 2008: Eröffnung

Ist man in Berlin oder Potsdam in Filmzusammenhängen unterwegs, läuft einem unvermeidlich Knut Elstermann über den Weg. Eine Art Hase-und-Igel-Effekt war es, als er hier — eloquent und witzig wie üblich — in Leipzig die Eröffnungsveranstaltung des 51. Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm moderierte.

Es sprachen: die sächsische Kultusministerin Frau Dr. Schwarz, die redete, wie eine Kultusministerin eben reden muß; der Leipziger Kulturstadtrat Girardet und der Festivalleiters Claas Danielsen, der eine kluge Rede über den Film in einer Welt der Angst hielt.

Das Highlight in diesem Jahr: Innenansichten aus Afghanistan. Das Problem: keine deutschen Beiträge im internationalen Wettbewerb, was wohl auch daran liegt, daß Dokumentarfilm in Deutschland vor allem vom Fernsehen bezahlt wird und entsprechend weichgespült ist. Dazu gibt es am Sonnabend auch ein Panel, aber ich denke nicht, daß ich mir das anhören werde, denn ich bin zum Filme gucken hier.

Auf der Eröffnung gab es zwei Filme:

Dok Leipzig 2008: Germania Wurst

Germania Wurst (Volker Schlecht, Deutschland 2008, 11 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Ein Ritt durch die deutsche Geschichte vom Teutoburger Wald bis zur Wiedervereinigung. Amüsant, rasant und mit teilweise atemberaubenden Bildern: der Systemwettkampf zwischen DDR und BRD wird dargestellt von zwei Hunden in Hamsterrädern deren einer davonrollt, während der andere immer mehr abmagert und am Ende umkippt und den Grenzzaun mitreißt und schließlich vom wohlgenährten Westhund gefickt wird.

Dok Leipzig 2008: Man on Wire

Man on Wire (James Marsh, Vereinigtes Königreich 2007, 89 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Philippe Petit ist schon als Kind gern hoch hinaus geklettert. Er brachte sich selbst das Seiltanzen bei und suchte später nach dem immer Außergewöhnlicheren, dem Regelbruch, der Kunst. Zuerst spannt er heimlich ein Seil zwischen den beiden Türmen von Notre Dame und läßt Paris den Atem stocken. Dann verursacht er (mit seiner Clique, die ihm beim Aufbau helfen) einen Stau auf einer Brücke in Sidney, wo er zwischen den beiden Pylonen auf dem Seil tanzt.

Als Kind findet er einen Artikel in einem französischen Magazin über die Zwillingstürme des World Trade Centers, die gebaut werden sollen. Als diese Türme noch nur Idee sind, werden sie sein Traum. 1974, kurz nach Beendigung des Baus, schleichen er und seine Freunde sich ein. In einer abenteuerlichen Nacht wird das Seil in 450 m Höhe gespannt und am nächsten Morgen bewegt er sich 45 Minuten lang zwischen den beiden Turmspitzen. Als er wieder Festland erreicht, schlägt ihn die Polizei nieder und führt ihn in Handschellen ab. Ihn erstaunt vor allem, daß die Amerikaner immer wieder fragen, warum er das getan hat, während doch die inhärente Schönheit eines solchen Kunstwerkes auf der Hand liegt.

Ein wundervoller Film, der zeigt, wie weit Menschen gehen können, wenn sie keine Angst haben.