Archiv für die Kategorie „Immer wieder sonntags“

Tatort: Tödliche Habgier (ORF)

Freitag, 29. Juni 2007

Diese Folge hat sich Thomas für mich angesehen. Vielen Dank dafür.

Spoiler-Warnung: Im ersten Absatz wird die Auflösung verraten.

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Polizeiruf 110: Verstoßen (MDR)

Montag, 25. Juni 2007

[Bin noch nicht ganz, aber doch wieder da. Schabia hat sich den Polizeiruf der vergangenen Woche angesehen. Danke, mal wieder!]

Matthias, der verlorene Sohn, steht eines Tages vor dem Haus seiner Eltern, wo sein Bruder Thomas, der Daheimgebliebene, gerade feierlich die elterliche Firma überschrieben bekommt.

Nachdem der auf die schiefe Bahn geratene Matthias jahrelang keinen Kontakt zu seiner Familie hatte, versucht er jetzt, seine Pläne, ehrlich und rechtschaffen eine Familie zu gründen, in die Tat umzusetzen und stellt seinen Eltern seine schwangere Freundin vor. Vater und Bruder wollen jedoch nichts von ihm wissen. Kurz bevor Matthias traurig wieder wegfährt, sieht er seinen Neffen Jonas, den er, obwohl schon 6 Jahre alt, noch gar nicht kennt. Sie stellen sich einander vor und Matthias schenkt dem Jungen sein Taschenmesser.

Am Abend wird Jonas tot aufgefunden. Er ist wahrscheinlich beim Boot fahren umgekommen. Am nächsten Tag ist auch Matthias tot. Bei den Ermittlungen geraten zunächst Matthias’ ehemalige Komplizen Mirko und Henry in Verdacht, mit dem Mord zu tun zu haben weil Matthias die beiden bei der Polizei verpfiffen hatte.

Gleichzeitig hören sich Schmücke und Schneider aber auch in der Familie um und es stellt sich heraus, daß Matthias als Kind Zeuge eines schlimmen Unfalls wurde, bei dem sein Bruder Thomas schwer verletzt davonkam. Seitdem wurde Matthias die Schuld am Unfall zugeschoben, er wurde immer schwerer erziehbar und landete schließlich im Heim. Die Familie schweigt ihn von da an tot.

Auch jetzt gerät Matthias wieder ins Visier seines rachsüchtigen Vaters, der nach dem Tod seines Enkels davon ausgeht, daß Jonas nicht bei einem Unfall gestorben ist, sondern durch die Schuld seines Sohnes. Indiz für den Vater ist Matthias’ Taschenmesser, das er im leeren, auf dem See treibenden Boot entdeckt, folglich bringt er seinen Sohn um.

Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist „Verstoßen“ ein gelungener Hallenser Polizeiruf. Die dramatische Familiengeschichte ist spannend, aber zum Glück nicht zu rührselig, auch die Ermittlungen in andere Richtungen fügen sich schlüssig in die Handlung ein und klauen keine wertvolle Polizeirufzeit. Einzig die zahlreichen Zufälle, die zur Lösung des Falls beitrugen wirken sehr konstruiert (Schmücke rudert aufgrund einer ‚Ahnung’ auf den See hinaus, wird naß, kriegt zufällig den Anzug vom Vater und läßt diesen daraufhin auf Spuren untersuchen; oder auch, daß Matthias’ Freundin zufällig das Messer unter seinen Sachen entdeckt und daraufhin die Komissare erst mitkriegen, daß Matthias es seinem Neffen geschenkt hatte).

Zudem kommen für den Zuschauer viele Hinweise einfach zu früh, die im Film viel zu lange brauchen, um auch bei den Kommissaren durchzusickern. Trostlose, sehr eindrucksvolle Außenaufnahmen zeigen das Hallenser Umland so wie ich es kenne – nur tritt bei der Inneneinrichtung wieder mal das alte Tatort-Polizeiruf-Problem auf: unrealistisch protzige Wohnungen.

[Erstsendung: 17. Juni 2007, Autorin: Schabia]

Tatort: Investigativ (NDR)

Mittwoch, 13. Juni 2007

Kurze Unterbrechung meiner Abwesenheit: Frerk von Folge-Mag hat sich den letzten Tatort angesehen und einen Text dazu geschrieben. Dankeschön!

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Ein Mann geht ins Gerichtsgebäude, hustet, schleppt sich sichtlich erkrankt durchs Foyer. Parallel sieht man auf der Brüstung des Treppenhauses, wie ein schwarzgekleideter und vermummter Unbekannter ein Gewehr lädt und aufsetzt. Der erste Schuß kracht, geht fehl. Der kranke Mann schleppt sich weiter, sieht die vor ihm stehende Staatsanwältin an, dann der zweite Schuß — der Mann ist tot, die Staatsanwältin bekommt Blutspritzer ab. Das ist der Anfang des Tatorts “Investigativ”.

Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus: Es geht um Korruption, Machenschaften der Lokalpolitik und die Verstrickungen der Justiz, insbesondere der Staatsanwaltschaft, Immobilien und die Verbindungen zum Kiez. Und es geht um die Aufdeckung all dieser Machenschaften durch einen Journalisten. Willkommen in Hamburg!

Gregor Schulz war Redakteur des Fernsehmagazins “Investigativ” bis er eine Geschichte gegen den Kiezclan der Familie Radu veröffentlicht: der Bausenator war im Bordell des Familienclans, dem gleichzeitig drei nicht koschere Baugenehmigungen erteilt werden. Zwei der Quellen, die Schulz als Beweis anführt, wollen nach der Ausstrahlung der Fernsehsendung plötzlich nicht mehr aussagen, und der Redakteur verliert seinen Job. Er findet keine Arbeit mehr, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Jahre später wird ihm mitgeteilt, daß er Krebs habe, und er bereitet seinen großen Coup vor. Alexander Radu konnte nie etwas nachgewiesen werden, obwohl es dutzende eingeleiteter Verfahren gegen ihn gab, die dann aber alle merkwürdigerweise nicht weiterverfolgt wurden. Um die Anschuldigungen überhaupt erst ins Rolllen zu bringen, läßt sich Schulz daher selbst im Foyer des Gerichtsgebäudes erschießen. Kurz vorher trifft er Radu und läßt ihre Begegnung als mögliches Indiz für dessen Täterschaft fotografieren. Der Skandal ist perfekt und gerät ins Rollen.

Am Ende sind der designierte Generalstaatsanwalt, ein unbescholtener Kriminalbeamter und die Justizsenatorin mit dem Kiezclan direkt oder indirekt verstrickt. Weil sich die ermittelnde Staatsanwältin mit Radu persönlich getroffen hat und auch dies wieder fotografiert wurde, wird am Ende alles unter den großen Teppich des Erpressens und Gegenerpressens geschoben. Die Korruption ist unter uns und solange jeder gegen den anderen etwas in der Hand hat, wird es immer so bleiben. Der Zuschauer bleibt am Ende etwas beklommen auf dem Sofa sitzen: ja, so ist die Welt oder so könnte sie sein. Wer weiß das schon so genau. Ein guter Tatort.

Am Rande: das gezeigte Büro des Bösewichts Radu liegt in einem der interessantesten Bauten Hamburgs, zumindest was man als Tourist so kennt: auf dem Weg zur Strandperle gibt es dieses schiffartige Haus auf der rechten Seite direkt am bzw. schon im Wasser, wo man bei der Hafenrundfahrt schon immer dachte: Wow, dit is aber ein fein-protziges Büro. Vielleicht weiß jemand der Leser ja, was das für ein Gebäude ist? Wollt ich schon immer mal wissen.

[Erstsendung: 10. Juni 2007, Autor: Frerk]

Polizeiruf 110: Gefährliches Vertrauen (RBB)

Montag, 4. Juni 2007

Vorab: für die nächsten drei Wochen suche ich eine Vertretung. Es wäre schön, wenn mir jemand helfen könnte.

Die Handlung ist schnell erzählt: eine Journalistin (Kommissarin Johanna Herz (Imogen Kogge) konsequent: „Dschurnalistin“) fällt von einem Rohbau. Verdächtig benehmen sich der Sicherheitsbeauftragte des Baues Rausch (Florian Martens), der Bauamtsleiter im Wahlkampf Regensberger (Thomas Thieme) und der Bauunternehmer Kotschek (Kai Scheve).

Polizeihauptmeister Horst Krause (Horst Krause) muß während des Urlaubes seiner Schwester auf seine zwölfjährige Nichte achtgeben, die im Internet einen jungen Mann kennengelernt hat. Es stellt sich heraus, daß die Journalistin einerseits dem Korruptionstrio auf der Spur war, andererseits auch über die pädophilen Neigungen Kotscheks bescheidwußte.

Das Schauspiel in dieser wie immer unspektakulären Potsdamer Folge ist mehr als ok, den Figuren wird Platz gegeben, allen will man zurufen, daß man sie verstehe — sehr schön auch, daß Kotschek nicht als das kinderschändende Monster dargestellt wird, sondern als normaler Mensch mit abnormalen Neigungen — auch die ganze zur Schau gestellte Brandenburgigkeit mit Horst Krause auf dem Hühnerhof ist noch liebenswert und noch nicht übertrieben.

Allerdings kann sich das Buch im letzten Drittel leider nicht ganz entscheiden, ob es der Korruptionshandlung oder der verlorenen Nichte mehr Raum geben soll. Auch die Angst von Krauses Nichte und ihre Rettung sind ein wenig zu soaphaft umgesetzt.

[Erstsendung: 3. Juni 2007]

Tatort: Racheengel (MDR)

Mittwoch, 30. Mai 2007

Aha, das scheint zur Tradition zu werden: Am Pfingstmontag, dem Tag nach dem Wave-Gotik-Treffen gibt es einen Leipziger Tatort, in dem es um Bücher geht und in dem düstere Menschen vorkommen. Standortmarketing á la MDR.

Die Literaturagentin Ulrike Oppermann (Jutta Fastian) ist tot — nach SM-Spielen mit dem Polizisten Matthias Erler (Johannes Brandrup) am Bett gefesselt. Sie vertrat die Erfolgsautorin, die unter dem Namen Mimi Blaise auftrat. Doch wer Mimi Blaise ist, weiß man nicht. Zunächst gehen alle davon aus, daß Oppermann selbst hinter Mimi Blaise steckte, doch dann taucht Mechthild Bläser (Tina Engel) auf der Buchmesse auf, die wohl die wahre Autorin ist.

Die Polizistin Anna Stein (Annika Blendl) ist mit dem zunächst verdächtigen Erler befreundet und will seine Unschuld beweisen. Eigenmächtig schlüpft sie in die Rolle der Mimi Blaise und konfrontiert die verschiedenen Nebenverdächtigen mit ihrer Existenz. Am Ende gibt es dann eine ganz okaye Geldübergabe mit Gerenne und ein (naja) überraschendes Tatmotiv.

Eigentlich könnte man die Leipziger Ermittlungsgemütlichkeit, das Ruhen im Weltschmerz Bruno Ehrlichers (Peter Sodann) hinnehmen. Nicht jeder Tatort muß ja spektakulär sein. Gestört haben allerdings die Ausstattung — der MDR läßt fast alle Folgen (auch die aus Halle) in zu klischeehaft-luxuriösen Etablissements spielen, der Ton — die Musik (Karim Elias) war viel zu dominant abgemischt und teilweise das Schauspiel — insbesondere die Emotionen der befreundeten Polizisten Erler und Stein waren etwas zu übertrieben.

Auch Buch (Mario Giordano und Andreas Schlüter) und Inszenierung (Hannu Salonen) sind leider oft niedlich unbeholfen und zu dick aufgetragen: eine alberne Dark-Wave-Szene im Völkerschlachtdenkmal sowie eine sehr unglaubwürdige McGyver-Bombenentschärfung am Ende.

Sprache: Die Beamte würde viel besser klingen als die Beamtin.

Und: den Titel gabs schonmal in einer Folge des Saarländischen Rundfunks zum Abschied von Palu.

[Erstsendung: 28. Mai 2006]

Tatort: Familiensache (ORF)

Dienstag, 22. Mai 2007

Nach dem vermeintlichen erweiterten Suizid eines Ehepaares führen die Ermittlungen Moritz Eisner, den Sonderermittler des Innenministeriums (was es in Österreich alles so gibt — und der kann einfach mal so den Fall übernehmen, wenn er zufällig vorbeikommt) in den Single-Club „Goldener Handschuh“. So überdreht wie der ganze Film ist auch dessen Leiterin (mit Turmfrisur: Beatrice Frey), die aber leider nicht lange lebt.

Der Kreuzungspunkt dieser Fäden ist Cornelia Stummvoll (Ulli Maier), eine alleinerziehende Mutter, die sowohl im Hause des toten Ehepaares lebt als auch Mitglied im „Goldenen Handschuh“ ist. Und so wird aus dem scheinbaren Selbstmord eine Entführungsgeschichte mit unwahrscheinlichem aber genialem Motiv. Der Film (Buch und Regie: Thomas Roth) wiederum wandelt sich von einer Wiener Komödie mit viel Witz und Biß zu einem packenden Thriller, der es schafft, von sehr unglaublichen Wendungen immer wieder zurück zur Handlung zu kommen. Dabei nett gemachte Handlungsstücke (Erpressernachrichten in Fototaschen im Supermarkt, Krassnitzers krasser Abgang über 3 Balkone, Krassnitzer verkleidet sich mit Rasierschaum als Weihnachtsmann), interessante Nebenfiguren (Deny Jovanovic, der als stummer Begleiter Ivica alles sieht aber selten etwas sagt), gutes Schauspiel bis in alle Nebenrollen (ganz toll: Heribert Sasse als granteliger und arbeitsscheuer Wiener Kommissar sowie Silvia Fenz und Klaus Händl als pathologisches Mutter-Sohn-Gespann) und tolle Szenerie (Hitchcock-Hommage in einem Wiener Vorort). Und auch die Auswirkungen der Familiensituation der Personen auf ihre Weltsicht (Krassnitzer versteht sich als alleinerziehender Vater gut mit Cornelia Stummvoll, sein Chef als geschiedener Ehemann vermutet Geld bei ihr, das sie ihrem Ex aus den Rippen schneidet) wirken nicht zu bemüht.

Prima!

[Erstsendung: 20. Mai 2007]

Polizeiruf 110: Tod in der Bank (MDR)

Freitag, 18. Mai 2007

Wer hätte das gedacht: auch Halle mal ganz ok. Zwar beginnt und endet alles wieder mit der Kücheneinrichtung, doch zwischendurch wird vernünftig ermittelt. Die handelnden Personen kommen nicht (wie sonst in Halle) aus der Upper Class und zwischen der neuen Staatsanwältin und Frau Weigand bahnt sich eine Frauenverschwörung an.

Klar werden Schmücke und Schneider jetzt nicht zu hektisch ermittelnden Action-Helden, „Tod in der Bank“ bleibt einer der stilleren Filme, aber das ist in diesem Falle ein Vorteil. Dirk Regel (Regie) und Hans-Werner Honert (Buch) sparen sich Kinkerlitzchen und konzentrieren sich auf die Ermittlungen. Ein Toter wird in einer Bank gefunden, es fehlt jedoch zunächst mal nichts. Die Ermittlungen fördern Details zutage: Die Alibizeiten stimmen nicht unbedingt, das Sicherheitssystem funktionierte eine Stunde lang nicht (Grund: Zeitumstellung; natürlich ist das ein unglaubwürdiger Anfängerfehler, aber es ist nicht einfach, dem Zuschauer technische Details verständlich zu machen, ohne den Fokus voll und ganz darauf zu richten), falsche Konten wurden angelegt (ganz wunderbar: als lässig trinkendes Ehepaar Günter Schubert und Christine Schorn, beide aus DDR-Polizeirufen bekannt). All das lädt zum Knobeln ein, auch wenn manche falschen Fährten zu offensichtlich sind.

[Erstsendung: 13. Mai 2007]

Tatort: Die dunkle Seite (SWR)

Sonntag, 13. Mai 2007

Aus Ludwigshafen gibt es nach längerer Durststrecke ein vernünftiges Drehbuch. Nach einem Raubüberfall auf eine Spedition ermitteln Kopper (Andreas Hoppe) und Odenthal (Ulrike Folkerts) in einem Familienunternehmen, das am Rande der Zahlungsunfähigkeit steht. In einem ruhigen Film ohne alberne Actionszenen wird der Zuschauer dennoch mit Spannung bei der Sache gehalten. Die handelnden Personen agieren glaubwürdig und auch der übliche Polizei-Büro-Schnack (Beckers Frau hat einen anderen, Kopper tröstet) wird nebenbei abgehandelt.

Schön, wie der dienstältesten Kommissarin (Odenthal ermittelt seit 1989) Raum gegeben wird zu altern. Während in früheren Folgen körperbetonte Kleidung und sportlicher Einsatz fast schon zu sehr im Vordergrund standen, ist die neue Rolle der klassisch kombinierenden Komissarin sehr glaubwürdig — das Team Odenthal/Kopper ist noch nicht auserzählt. Die Auflösung (Gewalt in der Ehe) muß zum Glück nicht für einen pädagogischen Film herhalten, sondern wird eben nur am Ende kurz erwähnt.

Außerdem beeindruckend: die sehr bewegte Kamera (Georg Steinweh), die eine eigene Rolle in diesem Film hat. In einer Szene stehen Odenthal und Frau Keller (Annalena Schmidt) auf schwarz-weiß-kariertem Fußboden und durch die Kamera, die sich von der oberen Türkante im Halbkreis um die beiden Protagonistinnen herum nach unten und auf dem gleichen Wege zurück wieder nach oben bewegt, wird ein schwindelerregender M.-C.-Escher-Effekt erzeugt.

Schön gespielt: fast alle Rollen, insbesondere Wotan Wilke Möhring, Lisa Kreuzer und Jeanette Hain.

[Erstsendung: 6. Mai 2007]

Tatort: Der Finger (BR)

Sonnabend, 5. Mai 2007

Ein Restaurantkritiker ist verschwunden. Der Meisterkoch Edgar Kaufmann (Helmut Berger) hat am Abend seines fünfzigsten Geburtstages in die Luft geschossen und ist also verdächtig. Ein Schwarzarbeiter im Restaurant findet einen abgeschnittenen Finger. Nur die Leiche ist weg.

Nach und nach wird die überdrehte Festgesellschaft des letzten Abends einzeln aufgeführt. Der Koch, der in einem Dreiecksverhältnis mit seiner Frau und dem Kritiker lebte und überdies eine kroatische Geliebte unter den Angestellten hatte. Diese wiederum war mit einem anderen Mitarbeiter liiert. Der zurückgesetzte Bruder des Koches. Nachdem sich der Leitmayr und der Menzinger schon bekanntgemacht haben, muß sich Ivo Batic als Hilfsarbeiter Igo Yugo ins Lokal einschleichen. Das sind dann die besten Szenen, in denen Miroslav Nemec einen Polizisten spielt, der einen Schwarzarbeiter spielt.

Auch das Casting ist stimmig, das überdrehte Münchner Kir-Royal-Milieu wird so abgefahren dargestellt, wie man es erwartet — jeder hat seine Leich’ im Keller. Die Suche nach dem Leichnam hat dabei dann schon viel von Delicatessen.

Mit der Plausibilität der Handlung hat es der Münchner Tatort noch nie so genau genommen, und so wird dann eben auch mal das Müllauto mit dem verdächtigen Hackfleisch mit dem Fahrrad verfolgt. Plausibilität der Handlung ist aber auch nicht das, was man vom Münchner Tatort erwartet — da wird dann auch mal eine Folge komplett im Drogenrausch gefeiert. Ähnlich wie beim Brenner geht es wohl eher darum, immer noch ein Stück mehr auszuprobieren, wieviel Unwahrscheinlichkeit der Zuschauer glaubt. Was jedoch plausibel bleibt, das sind die Motive der Figuren — man nimmt ihnen (im Unterschied zu Münster zum Beispiel) ihre Handlungen ab. Dahinter steckt viel Sorgfalt. Die Inszenierung wirkt sehr sicher — die Handlung muß nicht durch Musiksauce oder einen Dreh in letzter Minute überdramatisiert werden. Einzig die Dialoge zwischen den Polizisten sind an einigen Stellen ein bißchen altbacken. Insgesamt aber mit viel Lust gemacht.

[Erstsendung: 29. April 2007]

Schimanski: Tod in der Siedlung

Montag, 23. April 2007

Der Arbeitsamtsmitarbeiter Zimmermann verbrennt im Kofferraum seines Autos. Ein Bauarbeiter ist angeblich aus dem sechsten Stock gestürzt, hat jedoch außer dem todbringenden Genickbruch kaum Verletzungen.

Schimanski wohnt wieder in Duisburg, das eigentlich Köln ist und lebt in der Wohnung, die er schon im ersten Fall „Duisburg-Ruhrort“ hatte. Ein Mädchen bietet ihm ihren Körper an, Schimanski bringt sie nach Hause, nachdem er ihre Personalien kontrolliert hat — sie ist vierzehn. Ihr Vater, Martin Krawe (großartig: Matthias Brandt) wird von den Kindern zu hause angekettet, weil er schon Haus und Hof verspielt hat.

Alice Keller (Katharina Schüttler) läßt ihr Kind auf dem Arbeitsamt zurück und will sich vor die Straßenbahn werfen. Schimanski kommt ihr zuvor, ihr Freund (Maik „Ringo“ Lohse, gespielt von Ronald Zehrfeld) schmeißt ihn jedoch raus, als er sie nach hause bringt. Zimmermann hatte ALG II bewilligt, wenn die Antragstellerinnen mit ihm schliefen. Weiterhin hat er Sozialhilfeempfänger auf Baustellen vermittelt und das ALG II privat eingesackt.

Zimmermanns Witwe, die Ärztin ist, betreut eine krebskranke Nachbarin, die Schimanski ihr Geheimnis zeigt: ein altes Sport-Cabriolet in der Tiefgarage. Der Bauarbeiter ist auf Zimmermanns Privatbaustelle vom Gerüst gefallen und nach seinem Tode transportiert worden. In einer anrührenden Szene verspielt Krawe Geld, Jacke und Schuhe.

Schimanski ist älter geworden, langsamer aber auch melancholischer. Das ist durchaus stimmig dargelegt. Auch die Bilder aus der Stadt und aus Duisburg sind aufregend. Die Personen spielen glaubwürdig, die Achtziger-Jahre-Musik ist hübsch ausgewählt, Hunger ist immer noch ein Arschloch, Hänschen wird auch alt.

Was jedoch leider übertrieben wird, ist die Rolle von Schimanski als dem guten Menschen des Viertels. An jeder Ecke hilft er wo er kann, er stammt aus der Gegend, deswegen schaut er auch schonmal in andere Wohnungen, um zu sehen, ob noch alles in Ordnung ist (natürlich nicht). Insgesamt wirkt das alles etwas überzogen und knüpft zu deutlich an das Schimanski-Klischee vom rauhen Bullen mit Herz für die Schwachen an. Auch die Schlußszene, in der die, die noch Hoffnung haben, gemeinsam das Viertel verlassen, ist etwas klischeehaft.

Und der Film krankt an einem logischen Fehler an entscheidender Stelle: Am Ende war’s Frau Zimmermann. Diese ist innerhalb von 45 Minuten (auch schön nostalgisch: die Alibilücke wird anhand der Laufzeit einer Kassette ermittelt) zu ihrem Rohbau gefahren, hat dort ihren Mann in dessen Auto geladen, ihn zurück in die Siedlung gebracht und dort das Auto angezündet. Während jedoch Schimanski und Hunger lange rätseln, mit welchem Verkehrsmittel sie hinfuhr (das Cabriolet der Nachbarin), wird nicht erklärt, wie dieses wieder zurück in die Garage kam. Das ist enttäuschend.

Hübsch: am Ende nochmal wie in der ersten Folge rohe Eier trinken, weil keine saubere Pfanne da ist.

[Erstsendung: 22. April 2007]

Tatort: Das namenlose Mädchen (NDR)

Sonnabend, 21. April 2007

Einerseits: eine Familie ist überfordert mit ihrem Sohn, der unter ADHS leidet und stirbt. Andererseits: Eine Irin wird tot in einem Güterwaggon aufgefunden.

Einerseits: Martin Brambach ist, wenn er im Tatort auftaucht, meist der Böse. Andererseits: Man wünscht es ihm nicht, er spielt den erschütterten Vater einfach zu gut.

Einerseits: Martin Feifel nervt. Andererseits: Er wird als der klassische Neun-Uhr-Verdächtige eingeführt (kann es also nicht gewesen sein), macht sich aber unmotiviert verdächtiger als er ist.

Aber hauptsächlich: seit die ARD mit Schleichwerbung mehr aufpassen muß, wird Cross-Promotion großgeschrieben. Nicht nur, daß seit einigen Monaten das Christiansen-Thema in den Abspann reingequatscht wird — jetzt muß Charlotte Lindholm, deren Darstellerin Maria Furtwängler Schirmherrin bei der ARD-Themenwoche „Kinder sind Zukunft“ ist, schwanger werden, um den Zuschauern das Thema aufzudrängen. Und diese Schwangerschaft wird so recht nach Frauenzeitschriftenart aufgezogen: nachts an der Apotheke klingeln, um einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Der andere Strang, der sich auch mit dem Kinderthema befaßt, hingegen ist gut inszeniert: die Familie, die wegen des lauten Kindes in ein Haus zieht, das sie sich nicht leisten kann, die dafür von den Nachbarn gehaßt wird und die bei allem Streß ihr Kind doch liebt, jedoch ziemlich überfordert ist.

Einerseits: Charlottes Mitbewohner Martin hat jetzt eine Freundin. Andererseits: Hatte er nicht beim letzten Mal sein Coming-Out?

[Erstsendung: 15. April 2007]

Tatort: Engel der Nacht (SWR)

Dienstag, 10. April 2007

Ich bitte Euch um Hilfe: schlecht habe ich geschlafen, weil mir das Ende des gestrigen Tatorts fehlt. Und das kam so: Da die Bahn bezahlbare Fahrscheine nur noch verkauft, wenn man sich Wochen vorher auf einen Zug festlegt, mußte ich mittendrin los. Die Fernsehsoftware Eye-TV wiederum gibt keine Warnung aus, wenn programmierte Aufnahmen in der Vergangenheit liegen. Und so konnte ich zu hause das Ende leider nicht sehen.

Aber: vielleicht könnt Ihr ja in den Kommentaren die Auflösung ergänzen. Zur Handlung soweit ich sie gesehen habe: Der Besitzer einer Konstanzer Zoohandlung wurde erschlagen. Sein ca. achtjähriger Sohn Manuel Heller (Henry Stange) war am Tatort, allerdings schlafwandelnd, so daß er sich an nichts erinnern kann. Sein älterer Bruder Andreas (Niels Bruno) ist Spieler und verstrickt sich in Lügen, macht sich also verdächtig und kann deswegen wegen Beeinflussungsgefahr seinen jüngeren Bruder nicht zu sich nehmen. Dieser übernachtet bei Kommissarin Blum, welche prompt nachts überfallen wird: „Wo ist därrrr Jun-ge?“

Einer der Einbrecher könnte der ominöse Dusa Semjonicic gewesen sein, der in krummer Verbindung zu Andreas steht. Außerdem hat Erich Sendel (prima als Busfahrer gecastet: Matthias Kniesbeck), der Mann der Nachbarin Erika Sendel ein Motiv: seine Frau war in ihren Chef, den Zoohändler, verliebt und wurde vor kurzem fristlos von ihm entlassen.

Klara Blum baut langsam ein Vertrauensverhältnis zu dem Jungen auf und will mehr Aussagen von ihm unter Hypnose bekommen. In der ersten Sitzung erinnert sich der Junge an einen Engel. Das war die Handlung bis ca. 21.15 Uhr. Über eine Fortsetzung in den Kommentaren wäre ich glücklich.

[Erstsendung: 9. April 2007]

Tatort: Die Anwältin (MDR)

Montag, 2. April 2007

Räume eingerichtet wie in Schöner Wohnen, Dialoge, die klingen, als spielten die Schauspieler jemanden, der jemanden spielt, Peter Sodann tappt arglos durch den Fall und Bernd Michael Lade verschwendet seine besten Jahre. Am Ende fliegt ein Wohnwagen in die Luft und die Täter entkommen doch nicht.

[Erstsendung: 1. April 2007]

Tatort: Dornröschens Rache (RBB)

Montag, 2. April 2007

Jahre, wat sar’ick, Jahrzehnte konnte man den Berliner Tatort vergessen. An den Haaren herbeigezogene Geschichten, biedere Wortwitze und ödes Privatleben. Nach Günter Lamprecht kam Winfried Glatzeder, der zwar in Urzeiten seine Glanzrolle als Paul hatte, dessen Tatort-Folgen aber hölzern und steif waren und als besondere Innovation auf Video gedreht wurden. Auch Dominic Raacke mit Stefan Jürgens und später Boris Aljinovic waren bestenfalls ein bißchen niedlich.

Aber was war jetzt das? Eine Geschichte, in der fast alles stimmt. Eine Geschichte, die sich viel Zeit nimmt. Eine Geschichte, die gut inszeniert ist. Eine Geschichte, in der sowohl Personal als auch Dialoge, Ausstattung und Ort stimmen. In Vor- und Abspann wird Regina Ziegler als Produzentin genannt. Hat man sich beim RBB vielleicht gedacht, geben wir den Film mal in professionelle Hände.

Richard Merten (Hans Diehl) wird tot in seiner Stalinallee-Wohnung gefunden. Die Spuren führen in das brandenburgische Dorf Wieditz (gedreht wurde in Niederwerbig), in dem vor 20 Jahren seine Frau unter ungeklärten Umständen umgebracht wurde. Seine Tochter Paula (Anna Thalbach) kehrt jetzt zurück, begräbt ihren Vater dort und übernimmt das alte Haus. Doch die Dorfbewohner schweigen.

Zurückgekehrt ins Dorf ist auch Paulas Vetter Klaus (Steffen Münster), der dem Dorf Reichtum durch ein Golfhotel verschaffen will. Einzig Paulas Haus ist noch im Wege und sie will nicht verkaufen. Die bis dahin nicht besonders überraschende Handlung nimmt eine Wende, als sie Ihr Grundstück demjenigen verspricht, der den Mord an ihrer Muter aufklärt.

Auch wenn der Topos des schweigenden Dorfes immer wieder gern verwendet wird und auch wenn die Krimihandlung nicht außergewöhnlich ist, ist die Genauigkeit, mit der der Film das Dorf und seine Bewohner zeichnet, doch sehr schön zu anzusehen.

Über kleine handwerklichen Fehler, daß zum Beispiel das gezeigte Wartburg-Modell 1987 schon als Oldtimer zählte und deswegen nicht überall anzutreffen war, kann man hinwegsehen.

So kann das was mit uns werden, RBB.

[Erstsendung: 25. März 2007]

Tatort: Ruhe sanft (WDR)

Donnerstag, 22. März 2007

Der Münsteraner Tatort ist beim Publikum sehr beliebt. Allerdings wird diese Beliebtheit mit einem Trick erkauft: lustige Dialoge täuschen über Schwächen im Skript hinweg. Und so hinterläßt diese Folge einige Fragen. Aber auch das permanente Personal agiert sehr abziehbildartig, was von der einzigen Ausnahme, Axel Prahl, so überspielt wird, daß es keiner merkt.

Zur Handlung: eigentlich geht es darum, daß Thiel in der Urlaub will aber nicht kann und daß Boerne Präsident der Weltorganisation der Pathologen werden will. Außerdem hat Boerne eine schöne Wienerin in seiner Wohnung, weswegen er Tisch und Bett mit Thiel teilen muß. Thiels kiffender Vater wiederum bekommt dieses Mal eine richtige Rolle. Ein asiatischer Wissenschaftler „stellt Stange Wasser in Ecke“.

Ach so, ja, Krimi. Also: Ein Bestatter wurde erschlagen. Sofort verdächtig ist eine Gruppe von Gothics. Aber wie Harald Schmidt schon im idealen Tatort erklärte: der Tätowierte war’s nie. Und so sind die Schwarzen („Wie nennt man diese Leute, die schwarz rumlaufen?“ – „Neger“. „Neger sagt man nicht, das heißt Schwarzer.“ – „Sagt wer?“ – „Die Grünen“) denn auch so lieb und sanft, daß man sie einfach ins Herz schließen muß. Auch der 21.00-Uhr-Verdächtige fehlt nicht: der Tote hatte Streit mit seinem Bruder. Dieser schlug ihn nieder, aber jemand hatte noch mit dem Kerzenständer nachgeholfen. Jedoch ist am Ende mitnichten alles klar: Wo ist denn das Beweisstück? Auch will mir der Suizid der Wienerin nach dem falschen Befund nicht einleuchten.

Man sollte Axel Prahl übrigens nicht mit dem Fahrrad durch Münster fahren lassen. Man sieht ihm einfach an, daß er das nicht gewohnt ist.

Lustig wars aber (bis auf die Penetranz von Boerne) schon – auch die Verfolgungsjagd treppab dem Sarg nach in die Verbrennungsanlage war eine gute Idee.

Für DDR-Nostalgiker: Lutz Kerschowski war an der Musik beteiligt. Und beim Fernsehlexikon gibts einen Showdown Krimi gegen Comedy.

[Erstsendung: 18. März 2007]

Tatort: Liebeshunger (NDR)

Freitag, 16. März 2007

Geht ja ganz vernünftig los: eine Frau verläßt ihre Familie, geht zur Arbeit. Unterwegs trifft sie verschiedene Personen und wird von anderen beobachtet, so daß es am Ende jeder hätte sein können, der sie, die als Prostituierte (huch!) arbeitet, gefesselt und ermordet haben könnte.

Könnte also auch ganz ordentlich werden, wenn der Hamburger Tatort nicht immerzu damit beschäftigt wäre, aus Robert Atzorn einen coolen Typen machen zu wollen. Und wenn Thomas Bohn (Regie) nicht eine seltsame Obsession für Ursula Karven im Schlüpfer hätte.

[Erstsendung: 11. März 2007]

Tatort: Bienzle und sein schwerster Fall (SWR)

Mittwoch, 28. Februar 2007

Die Bienzle-Tatorte waren auf schöne Art altmodisch: keine Action-Szenen, Bienzle ermittelte vor allem durch Kombination und Instinkt, und der lokale Bezug zu Stuttgart war immer sehr präsent, beinahe so stark wie bei Schimanski in Duisburg.

Während meiner Zeit in Stuttgart, in der ich mit dieser Stadt und ihren Bewohnern nicht so richtig warm wurde, hat Bienzle Verständnis in mir geweckt. Das Problem ist ja, daß man als Außenstehender sehr schwer das Gesicht dieser reichen Stadt findet, die an sehr vielen Stellen alte Spuren schnell durch Neues, Teures, Gesichtsloses ersetzt. Stuttgarter mögen mir widersprechen, ich habe aber den Eindruck, daß es dem Tatort gelang, ein stimmiges Bild dieser Stadt zu zeigen, das Modernes nicht ausspart und dennoch sympathische Spuren sichtbar macht.

Mein Arbeitsweg in Stuttgart ging durch die ganze Stadt. An einem lauen Sommerabend fuhr ich wieder mit dem Fahrrad über den Vorplatz der Oper, als dort jemand – etwas zu warm gekleidet mit Mantel und Hut – aus dem Auto stieg und auf mich zukam. Ich sah ihm ins Gesicht und grüßte, irgendwoher kannte ich den doch. Erst als ich die Rufe des Filmteams hörte – „Wer hat denn den Fahrradfahrer durchgelassen“ – wurde mir klar, daß ich gerade einen Dreh („Bienzle und der steinerne Gast“) versaut hatte.

Nun geht Bienzle also, der mit Dietz Werner Steck auch einen herausragenden Schauspieler hatte. Einer, der den auf Distanz bedachten Kommissar mit Prinzipien sehr überzeugend spielte. Einer, der mit den Jahren alterte, seine Rolle aber immer überzeugender spielte.

Leider hält das Drehbuch im letzten Film nicht ganz mit: Ein kleines Mädchen wird ermordet. Und schnell gibt es einen Verdächtigen, der bei einem ähnlichen, bisher unaufgeklärten Fall schon eine Rolle spielte. Hartwin Grossmann (Bernd Tauber), ein Polizist im Ruhestand, der diesen schon im vorangegangenen Fall im Verdacht hatte, ihm aber nichts nachweisen konnte, übt Druck auf Bienzle aus, ihn festzusetzen. Ein großer Teil des Filmes beschäftigt sich nun mit dem Konflikt zwischen beiden. Irgendwann kommt dann aber der verklemmte Bewährungshelfer des Verdächtigen ins Spiel, und sofort ist dem Zuschauer klar: der wars. Leider braucht die Polizei ziemlich lange, bis sie auch dahinterkommt. Zwischendurch wird noch brutal der Musiklehrer des Opfers aus seiner Wohnung geholt, obwohl die Verdachtsmomente ziemlich dünn sind (Bienzle hat eine Melodie gehört).

Auch schlecht umgesetzt: Grossmann verschafft sich irgendwann Zutritt zur Gerichtsmedizin. Von da an ist dem Zuschauer klar, daß er Beweise manipuliert. Auch hier schaut man dann gelangweilt mit zu, bis Bienzle irgendwann dahinterkommt. Am Ende hat der Täter ein weiteres Mädchen in seine Gewalt gebracht und in furchtbar langen Emo-Sequenzen wird auch dem letzten nochmal klargemacht, wie schlimm es ihm ergeht. Dazu viel zu dick aufgetragene Musik.

[Erstsendung: 25. Februar 2007]

Tatort: Der Tote vom Straßenrand (SR)

Mittwoch, 21. Februar 2007

Der zweite Film der Palu-Nachfolger. Ein VW-Käfer wird unsanft durch ein parkendes Auto zum Stehen gebracht. Heraus fällt der Fahrer Kurt Nagel, tot. Er konnte nicht mehr atmen. Hatta zuviel jepupt, bisset richtî schön stinkt in’t Auto? Nein, er wurde vergiftet, Kohlenmonoxid wurde in das Fahrzeug eingeleitet. Und wäre nicht die hübsche Pathologin Reha Singh (Lale Yavas) zufällig vor Ort gewesen, wäre nichts aufgefallen.

Und dann geht es munter weiter: Nagel war Mathematiker, spielsüchtig und gehörte zu einer Gruppe ehemaliger DDR-Bürger, die sich gegenseitig zur Flucht verholfen hatten. Nebenher wird Frau Singh von den Kommissaren Kappl (Maximilian Brückner) und Deininger (Gregor Weber) umworben sowie von ihrem Ex nachgestellt. Die Ossis haben sich gegenseitig erpreßt und am Ende müssen sich Kappl und Deininger spektakulär mit dem „Einer-flog-übers-Kuckucksnest“-Waschbeckenwurf aus dem Hobbyraum befreien. Hübsch: Fabian Busch als Lyriker. Ist Euch auch schon aufgefallen, daß der immer in geschmackvollen teuren Einfamilienhäusern auftritt?

Das war jetzt ungefähr ein Zehntel der Handlung, die tatsächlich an zu vielen Nebensträngen krankt. Auch die Dialogwitze sind eher von der betulichen Sorte und an Unsauberkeiten im Buch mangelt es leider auch nicht: Warum heißen Ossigruppen, auch wenn sie nicht bei Stasi oder Partei waren immer Seilschaft? Wie kann ein Mathematiker ernsthaft glauben, daß er ein todsicheres Roulettesystem gefunden hätte?

Insgesamt jedoch finde ich die Vorabverisse in den Zeitungen etwas zu negativ. Aus den beiden könnte durchaus noch was werden. Geben wir ihnen noch eine Chance.

[Erstsendung: 18. Februar 2007]

Tatort: Das Ende des Schweigens (NDR)

Mittwoch, 14. Februar 2007

Etwas verwirrende Handlung: Eine Frau ist mit dem Boot hinausgefahren und kehrt nicht zurück. Nur das Boot wird gefunden. Sie soll einen neuen Freund gehabt haben, und ihre jüngere Schwester Maxie verhält sich sehr seltsam. Da Kommissar Borowski (Axel Milberg) nicht an Suizid glaubt, fahndet er nach dem Phantom Sandor Kovac (mh, wenn es ein Ungar war, würde er doch eher Sándor Kovács geschrieben, oder? Ich mein, wenn im Film schon die Aussprache von Sandor auf Schandor verbessert wird, ist das doch doof.), während sich die Psychologin Jung (Maren Eggert) Maxie vornimmt.

In der Zwischenhandlung erpreßt Maxie Kovac und am Ende wars natürlich jemand anderes. Wie im Polizeiruf „Mit anderen Augen“ führte Buddy Giovinazzo Regie. Wie dieser ist auch „Das Ende des Schweigens“ seltsam hektisch angelegt. Der Film kann sich lange nicht entscheiden und ist über weite Strecken recht vorhersehbar. Das ständige Personal, das im Kieler Tatort viel Tiefe und Entfaltungsspielraum mitbringt, bleibt leider sehr eindimensional. Und auch der Ton ist so abgemischt, daß man nur die Hälfte versteht.

Einzig das Schauspiel von Milberg, Eggert und Thomas Kügel ist grandios wie immer und rettet diese Folge. Klar, und auch ein paar sehr nette Dialoge waren dabei.

Tatort-Rezensionen gibts übrigens auch bei Sopran.

[Erstsendung: 11. Februar 2007]

Polizeiruf 110: Taubers Angst (BR)

Montag, 5. Februar 2007

Mit Jürgen Tauber hat der Bayerische Rundfunk eine außergewöhnliche Figur geschaffen. Mit Edgar Selge hat der Münchner Polizeiruf einen außergewöhnlichen Schauspieler engagiert. Niemand im deutschen Krimi-Gewerbe spielt so präzise, mit so viel Präsenz und Einsatz.

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Tatort: Roter Tod (SWR)

Montag, 29. Januar 2007

Zunächst eine Anfrage: kann mir jemand eine vernünftige Zimmerantenne empfehlen? Seit hinter unserem Hause Neubauten gebaut wurden, ist der Empfang unter aller Sau. ZDF und 3sat gehen gar nicht mehr, das Erste normalerweise schon, beim Tatort aber, der wohl mit höherer Datenrate ausgestrahlt wird, wird’s schwierig.

Deswegen habe ich von der gestrigen Folge wenig mitbekommen: Eine Ärztin wird mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne gefunden. Schnell wird klar, daß es kein Suizid war. Außerdem gibt es noch Enzo, der vermutlich im Krankenhaus durch Blutkonserven mit Aids infiziert wurde. Das Ganze wird dann eher zu einem Bilderbogen menschlicher Eitel- und Schlechtigkeiten denn zu einem Krimi, was aber angesichts sehr solider Schauspielerleistungen und eines vernünftigen Drehbuchs nichts macht.

Zwei Dinge haben mich dann doch etwas irritiert: der Tagesschausprecher, der in der Abmoderation Sabine Christiansen ankündigt mit dem naheliegenden Versprecher „RAF-Touristen“. Und die Eingangsszene, in der die Kamera beim Putzen Lena Odenthals Ausschnitt fixiert und sie ruft „Kopper, die Milch brennt an.“ Weia.

[Erstsendung: 28. Januar 2007]

Tatort: Schwelbrand (RB)

Sonntag, 21. Januar 2007

Pathetische Soap um böse Neonazis und friedliche Gegenrocker.

Jeannette Biedermann und die Brandstifter.

[Erstsendung: 21. Januar 2006]

Polizeiruf 110: Dunkler Sommer (NDR)

Mittwoch, 17. Januar 2007

“Egon! Egon!”

Den legendären Filmen der Olsenbande ähnlich wird am Anfang jemand aus dem Gefängnis abgeholt. Am Hause seiner Familie aber, vor dem er im Unwetter steht, wird er nicht eingelassen. Auf hartnäckiges Insistieren öffnet schließlich sein Schwiegervater die Tür. Es fällt ein Schuß.

Dieser Film ist wirklich außergewöhnlich inszeniert (Regie: Hendrik Handloegten, “Was nützt die Liebe in Gedanken”, “Paul is dead”): man spürt die Hitze des Sommers, in der die Kinder ihren getöteten Vater auf einem Karren in den Wald ziehen und ihn dort begraben. Der Film läßt sich Zeit, um diese Geschichte plausibel zu erzählen – die unspektakuläre Geschichte des Familientyrannen, der aus dem Gefängnis zurückkehrt. Die langen Kamerafahrten (Peter Przybylski), die Farben und der Schnitt sind für einen Polizeiruf außergewöhnlich. Und auch musikalisch ist dieser Film exzellent: die Musik (Dieter Schleip) übertönt nicht die Handlung, schafft aber eine aufregende zweite Wahrnehmungsebene. Die Auswahl der Orte könnte nicht besser sein: Die düstere Familie lebt in einem alten Bahnhof und scheint schon immer da zu sein. Die Handlung spielt sich nicht, wie in Halle oder Leipzig, in (für Ostdeutschland) völlig unglaubwürdigen Luxusvillen ab, sondern im Hier und Jetzt: alles etwas schäbig und mit frischen Reklameschildern versehen.

Gut auch, wie sich viel Zeit für die Personen und ihre Beziehungen genommen wird. Und dennoch bleibt Nebenhandlung (Hinrichs und sein Vater, die beiden Kommissare untereinander) ganz klar Nebenhandlung. Hervorzuheben sind weiters die Kinderszenen (Casting: H. Handloegten und Jacqueline Rietz, “Paul is dead”) sowie die hervorragende Besetzung bis in alle Nebenrollen hinein: Sarah Horváth, Ingeborg Westphal, Axel Werner, Julius Terhederbrügge, Anna Lena Werner, Thorsten Merten, Hermann Beyer.

Und der Haken? Das Ende ist zu einfach: Nachdem die Tochter, die ihren Vater umgebracht hat, rechtzeitig vor dem Suizid gefunden und gerettet wurde, reden ihr die Kommissare ein Notwehr-Szenario ein. Damit auch noch der letzte Zuschauer begreift, wie hier Gut und Böse verteilt sind.

Aber ansonsten: Schwerin rulz!

[Erstsendung: 14. Januar 2007]

Tatort: Bienzle und die große Liebe (SWR)

Donnerstag, 11. Januar 2007

Nja. Stuttgart war auch schon besser. Mühsames Herumermitteln in alle Richtungen. Streng nach Schema. Zu erwähnen vielleicht noch der Auftritt des SWR-Chefs Peter Voß, der Bienzle in den Arm fällt. Aber sonst. Deswegen hier lieber der ideale Tatort, erklärt von Harald Schmidt am Beispiel von „Der Lippenstiftmörder“:

„Der ideale Tatort“ bei Youtube

[Erstsendung: 7. Januar 2006]

Tatort: Die Blume des Bösen (WDR)

Donnerstag, 4. Januar 2007

Endlich wieder Spannung: Ein unheimlicher Serienkiller scheint es auf Max Ballauf abgesehen zu haben: in kurzer Zeit werden zwei Frauen ermordet, mit denen er einst ein Verhältnis hatte. Und während die Polizei einerseits versucht, den Täter zu finden, der sich auch regelmäßig telefonisch meldet, muß Ballauf in seiner Vergangenheit graben, um den Grund für den Haß des Täters zu finden.

Der dabei entstehende Wettlauf ist nett anzusehen: während der unsichtbar agierende Mörder Ballauf durch Köln hetzt und sich in Selbstüberschätzung am Spiel ergötzt, nimmt man Ballauf seine Angst wirklich ab. Dessen Verunsicherung wird zu Beginn mit einem hübschen Trick ausgelöst. Von diesem Moment an wird man durch ein Rennen in Atem gehalten, das mit sicherem Rhythmus und guten Bildern inszeniert ist. Irgendwann dringt der Unsichtbare auch in sein Leben ein: Ballauf kümmert sich um die Tochter seiner Cousine Beatrice (Nadeshda Brennicke), die mit Krebsverdacht im Krankenhaus liegt. Und da der Täter ihn auf Schritt und Tritt beobachtet, hat er es auch irgendwann auf sie abgesehen.

Am Ende kommt es zum Showdown im Haus von Beatrice, bei der sich aber das Mädchen geschickt wie das siebte Geißlein im Uhrkasten versteckt und auch von der Katze nicht verraten wird. So muß Ballaufs Kollege Schenk als das Opfer herhalten, dem Ballauf das Todesurteil sprechen soll.

Leider überdeckt die Spannung aber nicht die vielen Lücken in Drehbuch und Ausstattung: Beim Szenenwechsel vom Kindergarten in den Zoo und zurück schneit es im Zoo, am Kindergarten ist schönes Wetter. Der Racheplan Kuschmanns (dessen Tochter einst von Ballauf erschossen wurde) scheint von vorn bis hinten ausgeklügelt; von dem Mädchen, das Ballauf betreut, wußte er aber am Anfang noch nichts. Daß Ballauf genau in dem Moment die Identität des Täters (gespielt von Jürgen Schornagel) herausfindet, als dieser in seiner eigenen Wohnung eine Nachricht für ihn hinterläßt, ist nicht planbarer Zufall. Für eine junge alleinerziehende Ethnologin ist das Haus der Cousine zu luxuriös. Und wenn man schon so eine Hütte hat, dann baut man nicht gerade Glastüren in den Eingang, die sich mit einem Faustschlag öffnen lassen. Die Überwindung der Polizisten am Eingang gelingt dem Täter zu leicht: das kann so nicht (wie vom Drehbuch suggeriert) geplant gewesen sein. Und schließlich schafft Kuschmann es nicht, die zierliche Beatrice zu überwinden, beim schweren Freddy Schenk scheint das aber kein Problem gewesen zu sein (die Szene wird uns vorenthalten).

Unglaubwürdig ist auch, daß Polizisten über eine Tötung, auch wenn sie in Notwehr geschieht, so schnell hinwegkommen, daß sie im Nachhinein kein Wort mehr darüber verlieren. Ich hoffe zumindest, daß das im richtigen Leben noch nicht so ist.

Und wenn schon klugscheißern dann bitte richtig: Symbol der Unschuld ist die weiße, nicht die rote Lilie.

[Erstsendung: 1. Januar 2007]

Tatort: Schlaflos in Weimar (MDR)

Montag, 18. Dezember 2006

Langweilige Leipziger Betulichkeit. Irgendwann eingeschlafen.

Ein Häftling auf Freigang im Fahrstuhl des Leipziger Bildermuseums. Der Aufzug öffnet sich und einer der Bewacher ist tot, getötet mit einer abgebrochenen Flasche, die sich in der Hand des Häftlings befindet. Dieser flüchtet dann nach Weimar, wo seine unerfüllte Liebe Judith auf ihn wartet. Judiths Mutter, die Leiterin des weimarer Denkmalamtes wird kurz darauf auch ermordet. Die Verbindung zwischen beiden Taten stellt der Kunstprofessor Henze dar, der einerseits im Gefängnis Malkurse gab, andererseits ein Haus in Weimar umbauen läßt.

Dabei trifft es sich gut, daß Bruno Ehrlichers Arzt in Weimar residiert, so daß beide ein paar Alte-Herren-Scherze im Behandlungszimmer machen können. Neben der weiterhin betulichen Art des MDR-Tatorts nerven zeigefingerhafte Kunsthinweise („Die Leipziger Schule ist bestimmt auch nur eine Blase.“), Fehler in der Lokalisierung (wer schonmal im Leipziger Bildermuseum war, weiß, daß die Weimarer Atelierszene dort gedreht wurde. Das verwirrt besonders, weil ein Teil der Handlung tatsächlich im Bildermuseum spielt) sowie peinlich dick aufgetragener Lokalkolorit (seltsam, was die fehlenden Plätze für Schleichwerbung jetzt für Früchte tragen: Bildermuseumsschild, Anna Amalia).

Es bleibt zu hoffen, daß mit dem Darstellerwechsel in Leipzig im übernächsten Jahr ein frischerer Wind auch durch die Bücher weht.

[Erstsendung: 17. Dezember 2006]

Tatort: Der Tag des Jägers (HR)

Montag, 4. Dezember 2006

Der Frankfurter Tatort lebt von seiner Unruhe. Den Ermittlern, die stets eine Spur zu zerstreut sind, dennoch aber im richtigen Moment hinhören. Dem glanzvollen Paar Andrea Sawatzki/Jörg Schüttauf und denen ihnen zur Seite gestellten Antipoden Peter Lerchbaumer und Thomas Balou Martin. Und auch heute wieder Lagezentrum, Großaufgebot, Hubschrauber, SEK, Polizeipsychologe, das ganze Programm.

Während aber „Das letzte Rennen“ durch seinen genauen Rhythmus besticht, ist dieser Film aus dem Ruder gelaufen: Kreisfahrten mit der Handkamera, daß einem schlecht wird, Geräusche, die an Neun Live kurz vorm Hot Button erinnern (ja, neben Saxophon-Gedudel gibt es im Verhör auch noch ein Uhrticken) und eine einigermaßen hanebüchene Story. Wobei das mit der Tonspur ja wenigstens inhaltlich paßte, denn Auslöser für den Mord war ein Nachbarschaftsstreit über zu viel Lärm.

Nervig auch: ARD-Crosspromotion. Tatort-Melodie als Handyklingeln vorige Woche in München war ja einmal ganz witzig. Dieses Mal wurde aber zusätzlich noch Sabine Christiansen sowohl im Film erwähnt als auch mit einer gesprochenen Ankündigung während des Abspanns bedacht. Ich dachte, die hört eh auf.

[Erstsendung: 3. Dezember 2006]

Tatort: Das verlorene Kind (BR)

Sonntag, 3. Dezember 2006

Behinderte im Fernsehen sind auch so eine Sache.

Sie dienen häufig dem Aufkommen von Rührseligkeit oder Betroffenheit. Schön, wenn es auch mal anders geht.

In „Das verlorene Kind“ kommt der Menzinger Carlo (Michael Fitz) noch einmal in die Wohnung zurück, in der der alte Herr Kirchner tot aufgefunden wurde. Er bemerkt, daß er nicht allein ist — Kirchners geistig behinderter Sohn Hans (Arndt Schwering-Sohnrey) hält sich in der Wohnung auf — doch halt, das wissen wir und der Menzinger zu diesem Zeitpunkt nicht. Blair-Wich-mäßig schnaufend und mit Handkamera hält er zitternd nach dem Monster Ausschau. Soweit die eine Sicht, die Außensicht, das Sich-Fürchten vor dem, der anders ist.

Die zweite Sicht ist die der Ermittler, die das Bett mit den Fixiervorrichtungen in der Dachkammer finden. Die Außensicht der fürsorgenden Gemeinschaft, die es der Familie nicht zutraut, mit dem behinderten Familienmitglied umzugehen.

Die dritte Sicht ist die von Hans’ Schwester, die die Familiengeschichte kennt, den ärztlichen Autoritäten mißtraut und für alles eine Erklärung hat. Die Zuschauer verfolgen während des Films die Wandlung der Sicht der Kommissare. Und hier baut der Film ein gutes Kammerspiel auf, auch wenn manche Personen wie der ehrgeizige Arzt etwas überzeichnet wirken und man von Anfang an ahnen kann, daß Hans nicht der Täter sein konnte. Auch das Ausblenden der Farben bis kurz vor Ende wirkt unverständlich und man kann zu recht bemängeln, daß die Krimihandlung (aber auch nur ein bißchen) zu einfach ist.

Dennoch ist „Das verlorene Kind“ sowohl wegen der Bilder, vor allem aber wegen der guten Schauspielleistungen einer der besseren Tatorte.

[Erstsendung: 26. November 2006]

Tatort: Liebe macht Blind (RBB)

Mittwoch, 22. November 2006

Nja, Berlin eben. Ein Anwalt wurde umgebracht und alle Kanzleimitarbeiter haben ein Motiv. Zwischendurch spielt noch der neue Berliner Trend Speeddating eine wichtige Rolle. Die etwas langweilige Story wird auch dann nicht besser, wenn die Ermittler abends in der Kneipe Einsame-Wolf-Kommentare zu dem ganzen Beziehungskram abgeben. Zwischendurch Berlin-Klischees am laufenden Band (im Lokal „Zur Molle“ lesen sie eine Zeitung namens „Kiez und Kneipe“, also bitte!).

Einzig Ernst-Georg Schwill (Weber) („Spittetting“) und Veit Stübner (Wiegand) spielen die Berliner glaubwürdig und mit Witz. Sie sind aber auch welche.

[Erstsendung: 19. November 2006]

Tatort: Das zweite Gesicht (WDR)

Mittwoch, 22. November 2006

Im Moment komme ich nicht so ganz hinterher mit den Tatorten und die Aufnahme zum Nachgucken habe ich auch nicht mehr. Daher ist das hier jetzt etwas kürzer.

Aber schön wars. Diese Folge versöhnt wieder etwas mit den Münsteranern: Liefers spielt nicht mehr ganz so affektiert. Die Witze werden etwas besser in die Handlung eingebaut und insgesamt ist alles angenehm im Fluß. Großartig: Alexander Hörbe als paranoider Nachbar mit Strahlenschutzhelm („Ich mußte nochmal in die Wohnung, sie wissen ja gar nicht wie das wehtut, diese Alpha-Strahlen“).

[Erstsendung: 12. November 2006]