Beim Italiener

Donnerstag, 6. April 2006

am Nachbartisch zwei Jungs. Ich hatte gedacht, die New-Economy-Spacken wären ausgestorben. Stimmt nicht — der Nachwuchs macht jetzt in Immobilien. Sonst genau wie damals: „lockere“ Kleidung, Trendfrisuren, Telefonieren im Restaurant. Diebische Freude über vermeintlich großartige Geschäftsideen.

„Ich kann diese Frau auch nicht mehr riechen.“
„Nicht mehr darüber reden, die regt mich auf.“
„In der Woche, in der wir nach London fliegen, fliegt sie.“
„Ja, aber ganz freundlich. Ich werde mit ihr ein nettes Gespräch führen.“
„Prost.“

~

„Bye, bye Berlusconi“ ist dann doch nur eher so mittel. Die Idee, das Making-Of zum eigentlichen Film zu machen, ist zwar sehr überzeugend umgesetzt, der Hauptdarsteller sieht B. nicht nur äußerst ähnlich, er spielt auch grandios. Aber die Story ist etwas dünn, zu pathetisch und die Stammheim-Reminiszenz, also bitte.

Uninteressant, aber nützlich

Donnerstag, 6. April 2006

Das folgende ist für fast alle uninteressant, könnte aber einigen Leuten, die danach suchen, viel Zeit sparen:

  1. Wenn man Dateisysteme zwischen Windows-, Linux- und Mac-Rechnern teilen will, kann man NFS und SMB/Samba benutzen. NFS ist schnell, aber schwierig zu konfigurieren, SMB konfiguriert sich leicht, ist aber (zumindest in der Mac-Implementierung) langsam. Das Mittel der Wahl ist das Apple Filing Protocol (AFP).

    Es ist schnell, kinderleicht zu konfigurieren, kann mit Mac-Metadaten und Unicode-Dateinamen umgehen und es gibt sowohl eine Implementierung von Microsoft als auch eine für Linux (Netatalk).

  2. Wenn ein Mac-OS-X-Nutzer keine AFP-Verbindung mehr aufbauen kann (Fehler 5002), die anderen aber schon, dann kann das daran liegen, daß irgendwelcher Mist in der Einstellungsdatei liegt.

    Es hilft dann, den Key com.apple.AppleShareClientCore in der Datei ~/Library/Preferences.GlobalPreferences.plist zu löschen (genauer: die Datei per Doppelklick öffnen, com.apple.AppleShareClientCore suchen und <Delete>, danach ab- und wieder anmelden).

So, jetzt ist es auch schon wieder gut mit dem langweiligen Mist.

Bootcamp

Mittwoch, 5. April 2006

Eigentlich ist das hier ja der Abfall von der reinen Lehre. Wenn es aber dazu führt, daß mir mein Arbeitgeber einen Mac hinstellt, wäre ich versöhnt.

Dann muß nur noch jemand SWT für den Mac fixen.

Das Leben hinterläßt Spuren

Dienstag, 4. April 2006

Thomas Lawinky (ja, der mit dem Spiralblock von Stadelmaier) spricht im Interview mit Barbara Bollwahn über seine Stasi-Mitarbeit.

Tatort: Sternenkinder (NDR)

Dienstag, 4. April 2006

Auch dieser Kieler Tatort lebte von der Unnahbarkeit seines Protagonisten Klaus Borowski (Axel Milberg). Dieses Schroffe, Beiläufige, in dem die Dinge, nun ja, festgestellt werden, tut den Kieler Folgen gut.

Das Buch (Orkun Ertener) und seine Umsetzung waren packend, um nicht zu sagen gruselig. Am Anfang wird eine Frau gefunden, der von einem unbekannten Täter das Kind aus dem Leib geschnitten wurde. Und während die Polizei verzweifelt nach dem Kind fahndet, werden die Zuschauer mit der Täterin bekanntgemacht, die sich in unheimlicher Idylle dem Kinde widmet, dabei fast hysterisch um die Aufrechterhaltung der Normalität kämpfend. Was es so gruselig macht: die Identifizierung mit dieser Frau, die Angst, was passieren wird, wenn das Lügengebäude in sich zusammenfällt. In der Szene, als die Polizei die Wohnung stürmen will und es gleichzeitig bei der Täterin klingelt, ist der Trick (daß die Polizei vor einer ganz anderen Wohnung steht) zwar schnell durchschaut, es ist aber dennoch hübsch gemacht.

Die Rolle des allwissenden Beobachters, die der Zuschauer hier einnimmt, wird durch die großartige Kameraführung (Andreas Doub) verstärkt: viele Szenen sind von oben aufgenommen, bei anderen steht eine Mauer o.ä. im Wege, hinter der die Kamera die eigentliche Handlung ausspioniert.

Dem Problem mit der Uhrzeit geht der Film auch sehr gekonnt aus dem Wege: nach 45 Minuten ist der Fall gelöst. Allerdings geht es nach kurzer Erholung weiter: der berühmte Frauenarzt Martin Sonneborn (wieso eigentlich?) wurde ermordet. Was nun folgt und die erste Tat miterklärt, ist leider ein wenig abstrus: in seiner Klinik wurden einerseits Mütter behinderter Kinder zur Abtreibung gedrängt, andererseits die getöteten Föten für verbotene Forschung an anderen schwerkranken Embryonen benutzt.

Leider auch deswegen, weil das ja tatsächlich häufig vorkommt: Mütter werden zur pränatalen Diagnostik und bei positivem Befund zur Abtreibung gedrängt. Der Forschungsteil hingegen hört sich etwas konstruiert an.

Diese zwei Kriminalfälle sind diesem handlungsstarken Film jedoch noch nicht genug: Der smarte iranischstämmige Kollege Alim Zainalow (Mehdi Moinzadeh) wird leider aus dem Drehbuch geschrieben. Wegen angeblicher Zahlungen an islamistische Organisationen wird er festgenommen. Hernach verläßt er seinen Arbeitsplatz, weil ihm sein Chef Milberg nicht vertraut hat. Etwas unglaubwürdig, dieser Handlungsstrang, auch wenn die ehrenwerte Absicht, Muslime vom Generalverdacht auf Terrorismus zu befreien gar nicht zu dick aufgetragen ist.

Viel Symbolik allerorten: die Bauchaufschneiderin sieht aus wie Michael Jackson; die Personen, die den Kommissar liebten, ihn dann aber wegen seiner Liebesunfähigkeit verlassen, gehen durch den Notausgang und auch die Strümpfe der Psychologin werden wieder gezeigt.

Ach ja: mal wieder furchtbare Musiksoße (Karim Elias).

[Erstsendung: 2. April 2006]

Redensarten

Montag, 3. April 2006

Der Historiker Laurenz Demps im auch sonst sehr lesenswerten Montags-Interview in der Berlin-Taz über die Herkunft von „es ist fünf vor zwölf“:

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Wilhelm I. trat kurz vor 12 Uhr ans Eckfenster des Kaiser-Wilhelm-Palais, um den Aufzug zu sehen und sich von der patriotischen Bevölkerung bejubeln zu lassen. Wenn ein Minister oder Botschafter kurz davor zum Gespräch einbestellt wurde, war das ein Wink, daß es um die Sache nicht gut bestellt war. Gegen 11.55 Uhr überbrachte ein Diener die Botschaft: “Majestät, es ist fünf vor zwölf.” Das war ein deutlicher, aber vornehmer Wink, daß die Audienz zu Ende war.

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All work and no play makes Jack a dull boy

Freitag, 31. März 2006

Noch jemand da?

Versuchung

Freitag, 31. März 2006

Am 30. Tag des großen Fastens ertappte er sich dabei, sich im Internet Bilder von hübsch zurechtgemachten Speisen anzuschauen.

[Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden. Mt 4,3]

Zerstörung architektonischen Erbes in Leipzig

Freitag, 31. März 2006

Die Stadt Leipzig ist reich mit architektonischen Kostbarkeiten gesegnet. Während der Baubestand zu DDR-Zeiten dem Verfall preisgegeben war, wurde nach der Wende viel Geld in Sanierung gesteckt und so ist die Stadt inzwischen kaum wiederzuerkennen. Obwohl die nach der Wende entstandenen Neubauten größtenteils durch Einfallslosigkeit glänzen, hat man sich beim Altbaubestand richtig Mühe gegeben.

Seit einiger Zeit ist allerdings eine unheilbringende Koalition aus städtischen Entscheidungsträgern und der Wohnungsbaugesellschaft LWB dabei, diese Werke durch großflächige Abrisse zu zerstören. Hauptgrund dürfte die Stabilisierung der Mietpreise sein.

Das Stadtforum Leipzig wehrt sich gegen die Vernichtung des Bauerbes. Am Palmonntag, dem 9. April um 14.00 Uhr findet eine Demonstration vor der Wohnanlage Zerbster Straße in Leipzig-Eutritzsch statt.

Aus dem Aufruf:

Nach den zahlreichen sinn- und verantwortungslosen Abbrüchen der letzten Jahre, von denen das Henriette-Goldtschmidt-Haus, das Haus Karl-Heine-Straße 30, die Kleine Funkenburg und die Reudnitzer Wagenhalle nur die prominentesten Beispiele sind, soll der Abriß nun flächenmäßig innerhalb gewachsener Wohnquartiere weitergehen. Neuestes Opfer sollen die architektonisch hochwertigen Wohnanlagen der 1920er Jahre werden. Dazu zählt auch die Wohnanlage Zerbster Straße des Architekten Alfred Liebig von 1923; errichtet als eine der ersten großen Wohnungsanlagen des sozialen Wohnungsbaus in Leipzig. Sie steht damit am Anfang einer Entwicklung, in deren Verlauf auch die bedeutende Kroch-Siedlung und der Rundling in Lößnig entstanden. Leipzig spielte auf diesem Gebiet damals eine wichtige Vorreiterrolle mit Beispielfunktion und Wirkung für ganz Deutschland.

Wir sagen als Einwohner Leipzigs NEIN zu dieser Verantwortungslosigkeit! Wir fordern die Verantwortlichen dazu auf, endlich zu erkennen, daß Sie das bauliche Erbe unserer Stadt nur für uns und für kommende Generationen verwalten, es jedoch nicht zu ihrer Verfügung steht!

Update: Sehr ausführlich dazu Lizzy online.

Once there was a guy called Erwin B.

Freitag, 31. März 2006

Die Band hat sich heute vor neun Jahren aufgelöst. Während ich über den Verlust bis heute nicht richtig hinweg bin, haben sich meine Ohren inzwischen erholt. Unter anderem wohl, weil ich auf Stöpsel im Ohr konsequent verzichte.

Aber fein ist es schon, sich sowas mal auszuborgen und die Welt mit Wahrnehmungsfilter zu erleben. Es verleiht einem eine gewisse Gelassenheit, während gleichzeitig die Gebäude und Menschen, mit denen man konfrontiert ist, mit Bedeutung aufgeladen werden.

Anna Amalia goes Web 2.0

Donnerstag, 30. März 2006

Verlorenes neuerfinden: Einige der verbrannten Bücher der Anna-Amalia-Bibliothek werden neugeschrieben. KollaGemeinsam.

[Von hier.]

Vertikale Lösungen:
Das Parkhaus Krachtstraße/Fischzug

Dienstag, 28. März 2006

Das Problem:

Vorher

Zu viele Autos in Alt-Stralau.

Aber die Wasserstadt GmbH hat eine prima Lösung:

[Hier gehts weiter: »]

Tatort: Der schwedische Freund (SWR)

Dienstag, 28. März 2006

Ziemlich langweiliges Geplänkel (Buch: W. Anders) um den Mord an einem schwedischen Geschäftsmann. Stümperhafte Ermittlungen. Kleine Andeutungen werden dem Zuschauer noch mal ausführlich erläutert. Viel Rotwein-Kerzenschein-Romantik (Regie: Uli Möller). Der Pippi-Langstrumpf-Schwede hat seinem deutschen Kollegen die Lockerheit voraus, er und seine Tochter (wohnt im etwas anderen Bauernhaus) teilen aber ein dunkles Geheimnis. Übertriebenes Schauspiel in alle Richtungen. In Schweden duzen sich alle. Auch auf deutsch.

Kein abgrundtief schlechter, aber auf keinen Fall ein guter Film. Keine Lust, mehr Worte darüber zu verlieren.

(Geht auch mal vor’s Haus, da scheint die Sonne! Und kommenden Sonntag dann Kiel mit Axel Milberg).

[Erstsendung: 26. März 2006]

Hach

Montag, 27. März 2006

Wenn es so riecht wie heute, warm, feucht und grau und man nicht sehr weit kucken kann, dann …

… soll der Frühling noch ein wenig warten und man will in den Keller gehen und dort Geschwister finden.

[Ungebrochene Begeisterung, ich weiß, muß aber auch mal sein.]

Die Räuber

Montag, 27. März 2006

Das Justizministerium hat eine recht eigenwillige Vorstellung von politischer Willensbildung.

Wolfgang Schneider in der FAZ (S. 40) über die PEN-Urheberrechtstagung:

Des weiteren stellte er [Elmar Hucko vom Justizministerium] in Aussicht, daß man im Verlauf des üblichen parlamentarischen Verfahrens den Novellierungsentwurf noch nachbessern werde. Vieles werde erst einmal diskret behandelt und erst ganz am Ende in die Ausformulierung eines Gesetzes hineingenommen, um die Gegenkräfte nicht zu früh auf den Plan zu rufen.

Das erklärt vielleicht die Haltung von Brigitte Zypries, sich immer sehr volksnah zu geben, um dann das Gegenteil dessen, was sie öffentlich vertritt, umzusetzen. Verdorbene Welt.

Arbeitswelten

Sonnabend, 25. März 2006

Man bekommt den Eindruck, Transparency Deutschland, der deutsche Teil von Transparency International, hätte ein gestörtes Verhältnis zur Meinungsfreiheit. Nach dem, was sich da inwischen als Reaktion zusammenbraut, kein besonders kluges Vorgehen.

Interessant ist aber schon, was gerade in den Bereichen Kultur, Soziales und Politik auf dem Arbeitsmarkt stattfindet. Fast so erschreckend wie die Kündigung während der Probezeit (sowas kommt auch in klassischen Unternehmen vor), finde ich die Begründung: daß es eine Bewerberin gibt, „der es auf das Geld nicht ankommt“. Das ist eine Sauerei. Es ist ja eine schöne Sache, auf das Geld nicht angewiesen zu sein. Damit aber den Markt zu versauen, gehört sich nicht.

Eine Bekannte, die sich auf eine qualifizierte Stelle (kein Praktikum) mit Hochschulabschluß beworben hatte, lehnte bei einem Honorar von 10 € brutto ab. Inzwischen ist die Stelle besetzt — mit einer Frau, die in dem Bereich einen Namen hat und von der man nicht denkt, daß sie es nötig hätte. So sind aber die Zeiten.

[Und ich rege mich über zu viele Überstunden auf.]

Hammer ist schlecht für Daumen, aber gut für Nagel in Wand

Donnerstag, 23. März 2006

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»Welches Ziel verfolgen Sie eigentlich«, stillgestanden! Der Angeklagte gibt zu Protokoll, daß er erstens als Angestellter angewiesen ist, Artikel zu schreiben, um sein Gehalt zu rechtfertigen, und daß sein Arbeitgeber zweitens behauptet, seine Angestellten dürften jederzeit alles schreiben, was sie tatsächlich denken. Der Angeklagte versucht also, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Er rechtfertigt sein Gehalt, indem er die Welt so kommentiert, wie er sie sieht, und testet dabei gleichzeitig, ob man an so einem Ort wirklich schreiben darf, was man denkt. Wenn es schief geht, kriegt er Arbeitslosengeld — eine Situation, bei der er jedenfalls kurzfristig nur gewinnen kann.

[]

[Dietmar Dath im Interview mit Phase 2, via]

Beckenbauer: Zensur macht nichts

Donnerstag, 23. März 2006

Leute, hier ist grad viel zu tun, deswegen grade nicht so viel inhaltlich aufregendes. Dafür ein Hinweis auf das Transkript eines ZDF-Interviews von gestern bei Fooligan:

Kerner: Aber das ist schon Zensur, auch.
Beckenbauer: Ja. Macht aber nichts.

Arena Treptow nicht professionell genug?

Mittwoch, 22. März 2006

Das zumindest findet Michael Schneider, Umweltstadtrat von Treptow-Köpenick:

Das sind Künstler. Die arbeiten spontan. Bisher war unser Amt da tolerant. Aber wenn sie nicht bald professioneller arbeiten, wird das nichts mit der Genehmigung.

Die Arena möchte während der Fußball-WM im Treptower Park Konzerte ausrichten. Stralauer und andere Anwohner fürchten den Lärm. Andere fürchten diplomatische Verwicklungen mit den Russen.

Ob es wirklich so schlimm kommt, wird sich zeigen. Daß die Veranstaltung schon beworben wird, obwohl sie noch nicht genehmigt ist, paßt natürlich zu “einem der erfolgreichsten Kulturinvestoren der Stadt”.

Raubkopierer sind Verbrecher

Mittwoch, 22. März 2006

Namen, die man sich bis zur nächsten Wahl merken sollte: Bernd Neumann (CDU, Kulturstaatsminister) und Brigitte Zypries (SPD, Justizministerin) wollen bis zu drei Jahre Haft für den nichtgewerblichen Download rechtswidrig hergestellter und öffentlich gemachter Vorlagen aus dem Internet. Dies soll auch für Kopien im Freundeskreis gelten.

Des weiteren (und hier wirds richtig eklig): zivilrechtlicher Auskuntsanspruch von Inhalts- gegenüber Internetanbietern.

Jetzt wird klar, wie sich die kürzlich beschlossene Vorratsdatenspeicherung auswirkt: es sollen neben den Daten von Schwerverbrechern die zu Straftaten, “die mit Hilfe des Internets begangen wurden” gespeichert werden. Dieser eine Schritt von den Daten zum Unternehmen fehlte noch: damit haben wir die Privatüberwachung durch Medienkonzerne. Alles gar nicht war, s.u.

Zwar wird einiges vor deutschen Gerichten vermutlich keinen Bestand haben, aber bis die entsprechenden Klagen durch sind, kann es dauern.

Update: Eine Zusammenfassung der Medienberichte gibt es bei Netzpolitik.

Update 2: Man sollte Heise mißtrauen. Der Auskunftsanspruch ist mitnichten neu im Gesetz. Und der schon vorhandene §101a erstreckt sich nicht auf Internet-Zugangsanbieter, wie das Landgericht Frankfurt feststellt.

(Recherchiert hat das Tobias Haase, hier).

Update 3: Zum Auskunftsanspruch ders. nochmal hier.

Das Geschäft mit der Angst

Mittwoch, 22. März 2006

So versuchen sie, uns von allen Seiten die private Altersvorsorge schmackhaft zu machen. Daß die Rente nicht sicher ist, ist klar.

Daß man daran verdienen kann, ist einigen auch klar. Und um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, war Angst bisher noch das beste Mittel: Monitor über die Rentenangst. Und so halten sie sich ihren Raffelhüschen, der ihnen die richtigen Zahlen für die Angst liefert. Und Deutschlands meistgelesene Zeitung ist natürlich auch dabei.

Bitter: daß sie ihre Vertreter auch in die Betriebe bekommen. Lustig: wenn da so einer von einem großen deutschen Finanzdienstleister kommt und die Mitarbeiter rechnen können, er aber nicht.

[Via Lobbycontrol.]

Die Buchmesse und Leipzig: Nachtrag

Mittwoch, 22. März 2006

Übersicht: Das Programm zu „Leipzig liest“ gab es leider nur etwas unpraktisch zum Download: als PDF, aus dem Kopieren nicht erlaubt ist. Nicht sehr sinnvoll.

Kunst: Die GFZK hat einen sehr hübschen Neubau, der allerdings die Kunst zu stark dominiert. Auch finde ich Videokunst in Ausstellungen nicht so spannend: die aufgestellten Bildschirme machen den Betrachter passiver als nötig und nehmen ihm die Möglichkeit, seinen Rhythmus zu finden. Sowas ist im Internet besser aufgehoben. Noch schlimmer allerdings ist die Beschallung. Kopfhörer wären rücksichtsvoll.

Fotos: Hier noch ein paar.

Ingo Schulze
Ingo Schulze
Katharina Wagenbach-Wolff
Katharina Wagenbach-Wolff
Peter Urban
Peter Urban
Jan Faktor und Olaf Petersen
Der Autor Jan Faktor (r.) und sein Lektor Olaf Petersen

Langes ſ in Textedit

Dienstag, 21. März 2006

Etwas verſteckt, aber ſchön: das lange ſ läßt ſich auch bequem mit Textedit verwenden:

Mit Textedit iſt es kein Problem, ein langes ſ zu ſschreiben. Man nehme die Schrift Hoefler Text und ſchalte die Option „Archaic Long s Swash“ ein

[via de.comp.ſys.mac.miſc]

Tatort: Pechmarie (WDR)

Dienstag, 21. März 2006

Mal wieder ein Juwelier, dieses Mal tot. Zu Beginn des Filmes sieht man die Täter, einen Mann und eine Frau, sich am Tatort streiten. Beide sind maskiert, so daß der Zuschauer nicht erkennen kann, um wen es sich handelt. Und so hätte das hübsche Versteckspiel weitergehen können, wenn nicht die Ratekönigin unserer Runde schon nach 20 Minuten den richtigen Riecher gehabt hätte: die Schwester der Toten hat mit ihr die Identität getauscht und die gestohlenen Steine befinden sich in der Puppe, die sie ihr ins Grab warf.

Nach Wochen der Entbehrung endlich mal wieder ein Krimi, wenn auch kein außergewöhnlicher. Die Nebenhandlung um Schenks mögliche Scharlacherkrankung ist zwar ein wenig betulich, der singende Italiener (Alexander Sascha Nikolic) und der Pathologe Dr. Joseph Roth (Joe Bausch) dafür ziemlich charmant.

[Erstsendung: 19. März 2006]

Buchmesse

Montag, 20. März 2006

Leipzig. Sehnsuchtsstadt.

Ingo Schulze liest auch gut.

Jan Faktor sollte man sich merken.

Katharina Wagenbach-Wolff erzählt wunderbar aus ihrem Leben („Und 1963 kamen ja diese schrecklichen Taschenbücher auf.”).

Peter Urban ganz phantastisch.

Ein seltsamer Jungautor mit lauter Stimme und verschwurbelten Methaphern.

Die Spitze des Eisberges

Donnerstag, 16. März 2006

Man sollte Schirrmacher nicht lesen. Man sollte stattdessen wasweissich lesen:

[…]

Wenn man über Kindermangel spricht, beklagt, daß immer weniger Akademiker Kinder bekommen, wenn man überall in den Medien herumschreibt und –schreit, daß die Leute mehr Kinder bekommen müssen, dann sollte man ehrlicherweise dazusagen, daß man damit nur leistungsfähige und gesunde Kinder meint. Für die anderen ist im Gegenteil nämlich zunehmend immer weniger Platz.

[…]

Kinder bedeuten nämlich natürlich immer einen gewissen Kontrollverlust und sie bringen immer einen Unsicherheitsfaktor ins Leben. Wir geben uns heutzutage ja gerne der Illusion hin, wir führten ein sicheres Leben.

[…]

Wenn wir den Kindermangel hinterfragen, dann müssen wir auch die unangenehme Frage nach der Humanität stellen. Bevor wir nach mehr Kindern rufen und damit nur gesunde Kinder meinen, sollten wir nach all den Kindern fragen, die wir töten, weil sie nicht in die Gesellschaft passen. (Ganz abgesehen davon: wenn wir behinderte Kinder nicht mehr bekommen, dann wirft das auch ein Licht auf diejenigen Behinderten und ihre Angehörigen, die schon da sind, nämlich ein Licht darauf, wie unerwünscht sie sich eigentlich fühlen müssen.)

[…]

[Die Spitze des Eisbergs, via]

Heimatschachteln

Donnerstag, 16. März 2006

Heimatschachteln für Ostdeutsche

[…]

Die Pakete enthalten dem Blatt zufolge auch kleinere Geschenke, die positive Erinnerungen wecken und die Magdeburg-Identität stärken sollen: Gutscheine für Bars, regionale Produktproben, ein Zeitungs-Abonnement oder “Heimat-Magneten” für den Kühlschrank im neuen Zuhause.

[…]

[Spon]

Ujeh. Lustiges Wort. Aber Leute, die ihre Identität über “Ostprodukte” definierten habe ich sowieso nie verstanden. Verbraucher eben. Dabei sind es doch nicht zuletzt seine Produkte, die den Westen so anziehend machen.

Der Stralauer Tunnel (ii)

Mittwoch, 15. März 2006
Planung des Stralauer Tunnels
Planung des Stralauer Tunnels, in: Das Buch für alle, Heft 17

Nach dreijährigem Kampfe mit vielen Hindernissen ist der Tunnel unter der Oberspree im Osten Berlins zwischen Stralau und Treptow glücklich, ohne einen einzigen schweren Unfall, vollendet worden. Die Gründe, welche hier eine Untertunnelung der etwa 200 m breiten Spree ihrer Ueberbrückung vorziehen ließen, waren wie in London und in den amerikanischen Städten, wo bisher unterirdische Flußkreuzungen ausgeführt sind, hauptsächlich Rücksichten auf die ungestörte Schiffahrt, daneben auch wohl solche auf den unzuverlässigen, zum Tragen größerer Brückenpfeiler gänzlich ungeeigneten Baugrund.

[]

Axel Mauruszat hat im Berliner U-Bahn-Archiv verschiedene Broschüren zum Bau der Berliner U-Bahn liebevoll eingescannt und digitalisiert. Der Stralauer Spreetunnel, durch den keine Untergrund- sondern eine Straßenbahn fuhr, diente als Versuchsfeld für den Schildvortrieb, der später beim Bohren verschiedener Berliner U-Bahn-Tunnel verwendet wurde.

Daher gibt es beim U-Bahn-Archiv auch drei sehr lesenswerte Dokumente zum Spreetunnel mit reichhaltigen Abbildungen: von der Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen, aus der Zeitschrift “Die Gartenlaube” und “Das Buch für Alle. Illustrirte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung”.

Lang lebe Mordechai!

Dienstag, 14. März 2006

Für die Juden aber war Licht und Freude und Wonne und Ehre gekommen.

[Esther 8, 16. Lutherübersetzung]

Im Buch Esther wird beschrieben, wie die Juden unter persischer Fremdherrschaft leben: Haman, der Berater von König Ahasveros (Xerxes I.) lebt in Selbstherrlichkeit und läßt die Diener des Königs vor sich niederknien. Esthers Patenonkel Mordechai verweigert die Verneigung, woraufhin Haman alle Juden töten will. Esther, die jüdische Frau des Königs, setzt sich für ihren Onkel ein und öffnet Ahasveros die Augen. Schließlich wird Haman statt der Juden hingerichtet.

Seitdem wird im Andenken an diese Errettung das Purimfest gefeiert.

Am Sonntag das erste Mal auf einer Purimfeier gewesen. Ein Ort am Rande Berlins mit ca. 40 jüdischen Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion und einem aktiven Kultur- und Integrationsverein. Auch das ist Brandenburg. Sehr aufwendiges Theaterstück mit bunten, selbstgenähten Kostümen, grandiosem Schauspieltalent, guter Musik und viel Essen.

Selbst ich als alter Faschingsmuffel hatte großen Spaß (war aber nicht verkleidet).

Tscha. Und die Fotos stecken jetzt in der Kamera und ich hab das Kabel nicht dabei. Kann man sich doch aber vorstellen, oder?

Berlin Ecke Schönhauser

Montag, 13. März 2006

Heute 23.00 im RBB-Fernsehen. Einer der DEFA-Klassiker, 1957 geschrieben von Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase. Von letzterem stammt auch das Buch zu “Sommer vom Balkon”.