Tatort: Todesengel (RB)

Montag, 11. Juli 2005

Zum gestrigen Tatort: weniger Emotionen, mehr Krimi bitte. Viel mehr ist nicht zu sagen. Der Plot war vorhersehbar, das anfängliche Täterverwirrspiel sehr durchschaubar, der Schluß viel zu theatralisch.

Die Story: ein Sniper versetzt Bremen in Angst und Schrecken. Ziemlich schnell wird (dem Zuschauer) klar, daß ein Junge, der unter der Beziehungslosigkeit seiner Eltern leidet und in der Lehre gehänselt wird, der Täter ist. Bis die Polizei dahinterkommt vergeht leider viel Zeit, in der wir die handelnden Personen kennenlernen, die aber viel zu klischeehaft bleiben.

Die Parallelen des Jungen zu Robert Steinhäuser (redet nicht mit seinen Eltern, spielt Egoshooter, ist Sportschütze) sind viel zu dick aufgetragen, ohne daß man hinterher neue Einsichten darüber hätte.

Schöner Einfall: die Geliebte des Vaters und die Kommissarin in einer Gartenlaube gefangen, werden von außen beschossen, ohne daß sie den Täter orten können. Die Geliebte greift mit dem Notebook auf die auf einem gegenüberliegenden Hochhaus angebrachte Webcam zu, um den Garten von außen beobachten zu können.

Übrinx: die ARD, die gerade von einem Schleichwerbeskandal erschüttert wird, hat Mut zu eindeutigen Botschaften. Das Nokia-Placement im Tatort ist seit Jahren sehr auffällig. Stand zwar noch nicht in der Zeitung, kommt aber bestimmt noch. Gestern wurde dann, nachdem Nokia-Telefone mehrmals im Closeup gezeigt wurden, am Ende noch ein Phillips-Telefon zerstört.

Was noch: SpOn hat einen langweiligen Artikel über Studenten, die gemeinsam Tatort kucken. Meiner ist länger: unsere Tatortrunde trifft sich seit sieben Jahren. GEZ-Gebühr ist ein Pleonasmus.

(Erstsendung: 10. Juli 2005)

3 Responses to “Tatort: Todesengel (RB)”

  1. Boris says:

    Aus den genannten Gründen (nachdem ich gestern am Nachmittag Entsprechendes in der Programmankündigung gelesen hatte) habe ich mir diesen Tatort ganz bewusst erspart. Solch spekulativen Quatsch brauche ich wirklich nicht.

  2. […] Wie im letzten Bremer Tatort scheint es dem Drehbuchautor Thorsten Näter Spaß zu machen, gewohnte Sichtweisen und Kommunikationsrichtungen zu verwirren. Während beim letzten Mal die eingeschlossenen Opfer über eine Webcam den im Garten lauernden Täter beobachten, ist es dieses Mal die Überwachungskamera, mit der die gefangene Kommissarin ihren Peiniger unter Kontrolle hält. Während er sie dabei nicht sehen kann, dreht sich die Fragerichtung um — sie verhört ihn und konfrontiert ihn mit seiner Vergangenheit, während es ihr das ans Mikro geklebte Funkgerät erlaubt, den Platz zu verlassen und sich unbemerkt zu ihm zu begeben. […]

  3. Markus Kohlstock says:

    Ich arbeit seit Jahren in der Videospielbranche und den gestrigen Tatort zu sehen war die reinste Qual. Nicht nur, dass die Story und auch die schauspielerische Leistung grotesk waren, es kam noch hinzu, dass ich noch nie einen derat platt aufgebauten Causalzusammenhang aus “Killerspieler” = Täter gesehen habe – auch nicht 2005 als der das erste Mal im TV lief. Noch dazu waren die Szenen, die den Jungen bei zocken zeigen, echte Videosequenzen, die man natürlich nicht mit dem Joystick steuern kann.

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