Tatort: Der Teufel vom Berg (ORF)

Donnerstag, 11. August 2005

Eine feine Melange haben’s da wieder gezaubert, die Österreicher.

Felix Mitterer (Buch), der Autor der Piefke-Saga, sowie Thomas Roth (Regie) lassen den aus Wien angereisten Kommissar Eisner (Harald Krassnitzer) ziemlich turbulent im dunkeln der Tiroler Alpen tappen. Dieser Film lebt vor allem von seiner Atmosphäre. Sehr lässig und gekonnt übertriebene Anleihen bei Sergio Leone (inkl. Panflöte!). Ulrich Tukur in der Rolle des unergründlichen, lächelnden Bösewichts. Das alles gemischt mit dem Drama des Heimatfilms: die Klischees, die man als Städter erwartet, werden übererfüllt. Promiskuität, Gewalt und Unterwerfung in der Ehe sowie Lynchjustiz finden nicht verdeckt, sondern offen statt. Allerdings scheint dies niemand zu bemerken, bis auf den Kommissar, der diesen Fall nur gezwungenermaßen übernommen und gar keine Ambitionen aufs Land hat, und damit als Verbündeter des Zuschauers fungiert. Er bleibt dabei einigermaßen gelassen und heiter, so wie der ganze Film ob des Elends durchaus nicht in Traurigkeit verfällt.

Zur Geschichte: Ein vor einem Jahr geschehener Mord soll endlich aufgeklärt werden. Der Ehemann der damals schwangeren Ermordeten übt über das Innenministerium Druck aus. Eisner wird gegen seinen Willen in die Wildnis geschickt. Zunächst sieht es hier so aus, als sei der zynisch auftretende Kunstmaler Hochreiter (Ulrich Tukur) für den Mord verantwortlich, zumal er selbst sich verschiedentlich so äußert.

Zwischen dem Kommissar und diesem Hauptverdächtigen herrscht zunächst Verbundenheit. Beide passen nicht so ganz in das ländliche Bild. Beide scheinen nicht davon überzeugt zu sein, daß der Maler der Mörder ist.

Während sich die Stimmung im Dorf immer mehr gegen den Maler aufschaukelt, gerät der Ehemann der Ermordeten in Verdacht. Viele Indizien sprechen gegen ihn, bis hin zu einem Gedicht, das die Ermordete vor mehr als zwanzig Jahren geschrieben zu haben scheint. Wir erleben den schon oft gesehenen Anschiß, den ein Ermittler bekommt, wenn er hohe Tiere verdächtigt. Doch hier wird die Parteilichkeit des Zuschauers für den im Dienste der Gerechtigkeit gegen die Korruption ermittelnden Kriminalen aufs Glatteis geführt. Der Industrielle ist zwar ein Sadist, kann es jedoch nicht gewesen sein.

Auch sonst gibt Eisner nicht den perfekten Kriminalen, sondern geht fröhlich mit der Tochter seines Wirts ins Bett, und kann das auch noch vertuschen, nachdem diese ermordet wurde.

Großartig übertrieben auch die hysterische Ehefrau des Malers (Susanne Lothar), die an dieser seltsamen Ehe erkrankt, sowie Robert Stadlober, der mal wieder seine Rolle als ewig Sechzehnjähriger hinreißend spielt.

Dieser stellt sich am Ende auch als der Täter heraus, was leider ziemlich unmotiviert damit begründet wird, daß er „krank“ sei. So hat dieser sehr überzeugende Film ein etwas mageres Ende.

(Erstsendung 7. August 2005)

10 Responses to “Tatort: Der Teufel vom Berg (ORF)”

  1. ozean says:

    Ick fandet ja etwas zu theaterhaft gespielt. Ausserdem habe ich eine leichte Allergie gegen Kamerakreisfahrten um die Komissare herum (wobei es in diesem Tatort auch eine gut eingesetzte und schön anzuschauende Kreisfahrt gibt: als der Komissar allein vor seiner Hütte sitzt und sinniert). Soundtrack war mir auch zu dick aufgetragen. Hmm. Anscheinend sind die für Dich lässig übertriebenen Anleihen bei mir als nicht so ganz gelungenes Gepose angekommen. So kanns gehen :)

  2. Moser, Josephine says:

    mich würde brennend interessieren wie der Titel der Hintergrund-
    musik lautet und von welchem Duett er gesungen wurde

    herzlichen Dank

  3. stralau says:

    Diese Frage scheint auch andere zu beschäftigen, und hier findet sich die Antwort:

    Das Duett stammt von Brahms, heißt „Die Meere“ und wurde gesungen von den Damen Gruberova und Kasarova.

    • Peter says:

      Hab ihn gestern gesehen. Das Duett “Die Meere” von Brahms war eine so schöne Aufnahme, dass ich mich auf die Suche gemacht habe. Und da find ich diesen Blog. Gratuliere! Besser kann man die Gefühle, die dieser Film auch in mir erweckt hat nicht beschreiben. Ein großartiger Tatort mit einem schwammigen Ende.

      Aber: Bist du dr sicher, dass es die Gruberova Aufnahme war. Ich habe mir stellenweise eingebildet, dass ich als Alt einen Counter-Alt höre. Was war deine Quelle für diese Info?

  4. […] Seltsam, daß so etwas von Mitterer kommt, der mit Dem Teufel vom Berg einen der besten Tatorte des letzten Jahres hingelegt hat. […]

  5. claudia says:

    …….ein super Tatort,noch besser

    die Brahmsduette……..hinreissend

  6. […] Das Brahms-Duett „Die Meere“ in der Aufnahme mit Edita Gruberova und Vesselina Kasarova und Friedrich Haider am Klavier gibt es auf […]

  7. Juju says:

    Hallo und Danke für die Hilfe bei der Suche des Musiktitels ( Brahms / die Meere )
    Es gibt ein zweites Stück, welches ich suche. Es kommt gegen Ende des tatorts vor, während ein Auto die Serpentinen herunterfährt (Glaube ich). Es handelt sich ebenfalls um ein Duett, allerdings sind es eher gesungene Laute, als ein gesungener text ( sowiet ich mich erinnern kann).
    Falls jemand den Titel kennt wäre ich ehr dankbar für eine Nachricht.
    MfG,
    juju

  8. miguel says:

    Die Schwestern (‘Wir Schwestern zwei’), duet for soprano, alto & piano, Op. 61/1

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