Liebes Bezirkswahlamt Friedrichshain-Kreuzberg Bezirkswahlamt Friedrichshain Wahlamt Alt-Stralau,

Freitag, 19. August 2005

vielen Dank für die Zusendung der Wahlbenachrichtigung. Leider kann ich an dieser Wahl (so sie denn stattfinden söllte) nicht teilnehmen, da meiner Meinung nach wesentliche Voraussetzungen für eine demokratische Wahl nicht gegeben sind. Obwohl die Meinung vorherrscht, daß die formalen Voraussetzungen des Art. 68 GG erfüllt sind, ist der Mißbrauch dieses Artikels durch die handelnden Akteure offensichtlich.

Weder drücke ich durch mein Nichterscheinen bei der Wahl meine Unzufriedenheit mit der Politik im allgemeinen aus, noch bin ich unsicher, welcher Partei meine Stimme gehört. Bisher habe ich auch bis auf eine Gruppenratswahl 1984, zu der ich wegen Windpocken verhindert war, brav an allen Wahlen teilgenommen. Dennoch halte ich es nicht für richtig, wenn die jeweilige Mehrheit im Parlament zu einem ihr genehmen Zeitpunkt Neuwahlen auslösen kann.

Daher: Macht doch euern Dreck alleene.

Söllte es wider Erwarten im Sommer 2006 eine reguläre Wahl geben, bin ich gern wieder dabei.

6 Responses to “Liebes Bezirkswahlamt Friedrichshain-Kreuzberg Bezirkswahlamt Friedrichshain Wahlamt Alt-Stralau,”

  1. Andreas says:

    Der Frust ist verständlich und die Absicht klar. Wenn aber viele Ihrem Beispiel folgen, würden die extremen Parteien an Stimmen hinzu gewinnen. Das hieße am Ende, den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben haben.

  2. stralau says:

    Sie haben recht, was die Auswirkungen angeht. Allerdings bedeutet zur Wahl gehen, um Schlimmeres zu verhindern, taktisch zu wählen. Das jedoch verfälscht das Endergebnis und ist nicht im Sinne der Erfinder.

    Ich halte taktisches Wählen überhaupt nicht für moralisch verwerflich. Allerdings ist es genausowenig verwerflich, stattdessen seinem Herzen zu folgen.

    Anders ausgedrückt: Wenn Sie zur Wahl gehen, um Schröders und Köhlers Fehler (die Auflösung des Parlamentes) auszubügeln (indem Sie schlimmeres verhindern), ist das löblich, eine (moralische) Verpflichtung für andere ergibt sich daraus aber noch nicht. Auf der anderen Seite legitimieren Sie mit Ihrer Entscheidung, zu Wahl zu gehen, den Zirkus, der da gerade veranstaltet wird.

    Aber vielleicht wird ja doch noch alles gut und die Wahl am Donnerstag abgeblasen.

  3. waltherr says:

    taktisches waehlen ist wie jedes andere waehlen der versuch sich im politischen zu orientieren. hier irrt man nicht anders als bei herzens- oder ueberzeugungswahl. den letzten kanzler habe ich unter anderem gewaehlt, weil er erneut versprach eine laenderreform auf den weg zu bringen, leider falsch getippt. die behauptung, dass man extreme wahlstimmen foerdere, wenn man nicht waehlte, ist bei unserer 5 %-Huerde kaum relevant. so mag ein jeder waehlen, was er mag. mein wunsch ist ledigllich, dass sich begruendungen ganz auf das praeferierte konzentrierten. diese schroeders, muentes und konsorten mit ihrem wer a waehlt waehlt b und deshalb waehlt c kann ich nicht mehr hoeren.
    kniffliger ist schon die entscheidung des verfassungsgerichts, derren begruendungen hoch spannend waren. kann denn werner s. seinen verfassungspatriotismus noch aufrecht erhalten? hoffentlich nutzt der gesetzgeber die chance fuer eine neuregelung im gg. bis dahin gilt fuer alle die nicht ueber dem gesetz stehen, du hast die wahl am 18. september und wenn dir nichts gefaellt, geh hin und streich sie alle.

  4. stralau says:

    taktisches waehlen ist wie jedes andere waehlen der versuch sich im politischen zu orientieren. hier irrt man nicht anders als bei herzens- oder ueberzeugungswahl.

    Vielleicht hätte ich mich genauer ausdrücken sollen: Ich meinte mit taktischem Wählen genau das: „Wer a wählt, wählt b und deshalb wählt c“. Wählen nach Parteiprogramm ist ja völlich ok. Aber das Argument: „Wer nicht wählt, nutzt den Falschen“ ist genau so ein taktiererisches.

  5. waltherr says:

    oh, meine weltenzwingende geste richtete sich auf den unterschied zwischen argumentieren und entscheiden, bzw. auf die qualitaet der begruendungen. kurz, entscheidet was ihr wollt, aber gruende gebt mir nur gute. ich weiss um das duenne eis auf dem ich da halt suche. mein protest war ausschliesslich von den genannten medienstimmen motiviert. uebrigens sorry, fuer dick aufgetragens. ich dachte nur einen absatz und nicht gleich fettes mit …b… auszulösen. (den hip hop hinweis lass ich mal) so und jetzt hoer ich hier weiter inchtabokatables.

  6. waltherr says:

    uebrigens unterstuetzen die gruenen ihren wahlverweigerungsaufruf, denn was anderes kann uns die url “stimmt-nicht.gruene.de” sonst sagen. vielleicht sollen wir auch bloss nicht gruene waehlen. ach, wer versteht die welt noch?

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