Produktion von Parias

Dienstag, 30. August 2005

Jeden letzten Montag im Monat gibt es in der Taz „Kultur minderer Güte“. Gabriele Goettle berichtet auf drei ganzen Seiten aus dem deutschen Alltag. Das besondere dabei: daß sie einerseits angenehm uneitel und dennoch sehr einfühlsam schreibt und andererseits den handelnden Personen viel Raum läßt. Gestern hat sie eine Beamte (nein, man muß nicht „Beamtin“ sagen) des Arbeitsamtes besucht:

Nein, ich mache nicht zahllose, ich mache vor allem eine grundsätzliche, häßliche Erfahrung, und das ist die der Würdelosigkeit. Die ist quasi schon per Gesetz so angelegt und zusätzlich wird sie dann noch durch schlecht qualifizierte Kollegen verschärft. Dem Arbeitslosen ist seine Würde aberkannt worden … das schlägt natürlich auch auf uns zurück, ich habe eine richtige Wut im Bauch! Und da stehe ich nicht alleine. Aber es sind hauptsächlich die Älteren, die, so wie ich, vor der Pensionierung stehen, die noch die alte BA-Haltung vertreten, also die Haltung aus den 70er Jahren, wo sich die BA wirklich noch gekümmert hat um die Arbeitslosen. Und auch in den Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit hatten die Vermittler diese — ich will mal sagen — solidarische Einstellung. Aber seit eine Reform nach der anderen durch die Behörde jagt, seit es immer mehr um die Verschönerung der Statistik geht, um betrügerische Manipulationen, siehe Jagoda usf., weht bei uns ein ganz anderer Wind. Heute ist es so, daß wir ganz unmittelbar zu Mittätern beim Sozialraub gemacht werden.

Den vollständigen Text gibt es hier. Ihre Texte erscheinen auch in der Anderen Bibliothek, dort dann in bewährter lesefreundlicher Orthographie.

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