Tatort: Requiem (RB)
Dienstag, 27. September 2005Scha|ra|de u. Charade [ʃa…] die; -, -n <aus gleichbed. fr. charade, eigtl. „(seichte) Unterhaltung“, dies aus dem Provenzal., urspr. wohl lautmalend>: Rätsel, Ratespiel, bei dem ein zu erratendes Wort in Silben od. willkürlich in Teile zerlegt, pantomimisch dargestellt wird.
[Duden. Das große Fremdwörterbuch, Mannheim 2000]
Rätselhaft, warum die Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) dem fiesen Massenmörder, der sie in seine Gewalt gebracht hat, mehrfach vorwirft, er würde Scharaden mit ihr veranstalten. Von Pantomime keine Spur und Wörter muß sie auch nicht erraten. Auch unklar bleibt, warum Jürgen Kaube in der FAZ einen zwar brillant geschriebenen aber doch etwas unbarmherzigen Verriß hinlegt. Ja, die Handlung ist an einigen Stellen etwas unwahrscheinlich, aber es bleibt doch ein gut gemachter Thriller, der den Zuschauer bis zum Schluß außer Atem läßt. Gute Unterhaltung, für den Bremer Tatort gar nicht so schlecht, muß man leider sagen, denn in letzter Zeit waren sie gar zu betulich.
Zur Handlung: Während der Ermittlungen zum Tode des Chefs des Space-Parks wird Inga Lürsens Auto in die Luft gesprengt. Nach der tränenreichen Beerdigung fragt man sich allerdings nur kurz, wie der Film denn nun weitergehen soll, denn die Kommissarin wacht kurz danach in einer 2001-Filmkulisse auf: der Spurensicherer hat sie im Space-Park gefangengenommen, sie soll Zeugin seiner Genialität werden. Nachdem auch noch ihre Tochter entführt wurde, müssen die beiden mit MacGyverscher Genialität einen Ausgang aus dem Labyrinth finden.
Wie im vorigen Bremer Tatort scheint es dem Drehbuchautor Thorsten Näter Spaß zu machen, gewohnte Sichtweisen und Kommunikationsrichtungen zu verwirren. War es beim letzten Mal die Webcam, mit der die eingeschlossenen Opfer den im Garten lauernden Täter beobachten, ist es jetzt die Überwachungskamera, mit der die gefangene Kommissarin ihren Peiniger unter Kontrolle hält. Als die für ihn nicht sichtbare Über-Stimme dreht sie die Fragerichtung um — sie verhört ihn und konfrontiert ihn mit seiner Vergangenheit, während es ihr das ans Mikro geklebte Funkgerät erlaubt, den Platz zu verlassen und sich unbemerkt zu ihm zu begeben.
In einem Punkt hat Jürgen Kaube allerdings recht: die Motivation des Mörders wird nicht plausibel gemacht. Man hat den Eindruck, hier macht es sich das Drehbuch etwas einfach.
(Erstsendung 25. September 2005)
Ich fand die Sache mit der Ermordung der Kommissarin ziemlich überraschend und auch gut gemacht. Als das Brimborium mit dem Massenmörder usw. fand ich etwas zu dick aufgetragen, gehe aber damit d’accord, dass ein bisschen Verwirrungsspielereien dem Tatort gut getan hat. Die Rolle der Tochter fand ich leider doch noch etwas flach – zuviel Wasser in den Augen und keine echte Konfrontation mit der Mutter, was die Sache vielleicht etwas interessanter gemacht hätte…
fand ich.
Ja — diese Familiengeschichten sind meistens eher störend. Sind Sie wieder im Lande?
Naja, mehr so im Prinzip – übers Wochenende geht es in den Süden Schleswig-Holsteins, aber sonst macht sich der ozean derzeit in Berlin breit. Und genießt den feinen Herbst, der frühstücken auf dem Balkönchen ohne Gezitter erlaubt.