Suchregeln

Freitag, 28. Oktober 2005

Wolfgang Schulz, Direktor des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung in Hamburg, fordert die Regulierung des Suchmaschinenmarktes. Hierbei geht es ihm vor allem um die „Diskriminierung bestimmter Seiten“. Er schlägt die Einrichtung neutraler Schlichtungsstellen vor, falls sich die Auseinandersetzungen um die Top-Positionen verschärfen sollten.

Wie soll das gehen? Das würde ja bedeuten, daß nach dem Beschluß einer solchen Schlichtungsstelle die Position einer Seite von Hand festgelegt würde und wäre ein massiver Eingriff in die Arbeit der Suchmaschinen. Das, was heute automatisch geschieht, müßte durch die Arbeit einer Redaktion begleitet werden, die zudem immer auf aktuelle Entwicklungen reagieren müßte. Ich vermute außerdem, daß eine solche Festlegung viel willkürlicher wäre als das, was heute passiert.

[Zum Hintergrund: Auf eine Suchanfrage werden zunächst alle Dokumente gesucht, in denen die gesuchten Begriffe enthalten sind. Diese werden dann nach Relevanz sortiert. Diese Sortierung geschieht automatisch nach bestimmten Kriterien. Da die Sortierung nach der eigentlichen Suche stattfindet, wäre die Festlegung einer solchen Reihenfolge natürlich nur bezogen auf eine bestimmte Anfrage möglich.]

Des weiteren wirft Schulz die Frage auf, inwieweit eine Regulierung der Marktmacht Googles möglich wäre, da diese hierzulande eine Reichweite von 85% hätte. Wie stellt er sich das vor, rechtlich und technisch? Zusätzlich zur schweren Durchführbarkeit kann ich hier auch keinen Mißbrauch eines Monopols erkennen. Ja, die Zukunft von Google ist spannend und sollte mißtrauisch beobachtet werden, keiner weiß, worauf das hinausläuft. Aber jetzt mit Regulation zu reagieren klingt ein bißchen nach einem Staat, der neidisch ist, daß sich da etwas ohne ihn entwickelt.

Auch das Ausfiltern indizierter Links (was Suchmaschinen in Deutschland heute schon tun) halte ich für eine kritische Entwicklung. Hier wird versucht, nationales Zensurrecht über den Umweg Suchmaschine in einer Welt durchzusetzen, die keine Grenzen kennt.

Schulz fordert Transparenz für bezahlte Links. Ja, finde ich auch, ist aber inzwischen auch schon überall der Fall. Interessanter fände ich Transparenz darüber, was vom Surfverhalten der Nutzer gesammelt wird und wie diese Daten ausgewertet werden.

Wolfgang Schulz scheint zwar wenig Ahnung zu haben (das unterstelle ich jetzt mal, es könnte natürlich auch ein starker Gestaltungswille dahinterstecken), ist jedoch nicht ohne Einfluß. Sein Institut erstellt Gutachten für Landesmedienanstalten, die Bundestregierung und die Europäische Kommission.

[Für eine bessere Überschrift war keine Zeit mehr, muß auch mal ohne gehen.]

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