Sonntag

Sonntag, 4. Dezember 2005

Schon immer: auch 1930 fuhr der Berliner hin über die Wannsee-, zurück über die Stadtbahn nach Potsdam, wobei die wunderbare Quietschkurve von Warschauer Straße nach Treptower Park erst seit 30 Jahren ohne Halt am Ostkreuz und bald wohl gar nicht mehr sein wird. In Zehlendorf der verlassene Bahnsteig der Stammbahn, die man damals wohl eher für den Weg nach Potsdam benutzt hat.

Potsdam dahingeworfen, die städtebauliche Katastrophe, alles so komisch verteilt, daß man gar nicht weiß, was und wer. In meinem Kopf übrigens zwei Potsdämer: eines aus der Kindheit, wegen besonderer politischer Einheit Westberlin nur umständlich über den Berliner Außenring erreichbar, eines aus den neunziger Jahren, von wo aus man zu Fuß am Wasser nach Berlin gehen kann.

Der Bahnhof: eine Schande für die Eisenbahn, Shopping-Mall mit Gleisen drunter. Attraktion: Am 3. Dezember einkaufen bis Mitternacht!

In der Maison du Chocolat (unbedingte Empfehlung!) in traurige Augen schauen und etwas für den Körper tun: Traumtorten und die heiße Schokolade, in der der Löffel stehenbleibt. Ein Genuß, den man sich in diesem kargen Preußen kaum vorstellen kann.

Auf der Brandenburger Straße das gleiche langweilige Weihnachtsmarktgebimmel wie überall. Im Hinterhof dann Kunst: „Verpaßte Gelegenheit“ im Brandenburgischen Kunstverein, schlaue Ausstellung zu Cargolifter und anderen Investitionsruinen. Eitle, unglaublich schlechtes Englisch sprechende Manager, Dias von der Hallenser Silberhöhe und Themroc an der Bushaltestelle. (Die Ausstellung hat auch noch ein oberes Stockwerk, bescheidsagen, dann macht der Meister auf).

Zurück dann früh dunkel an einem Tag, an dem es gar nicht richtig hell wurde. Hinter Friedrichstraße die atemberaubendste Strecke der Stadt über Wasser, zwischen den erhabenen Museen (Bodemuseum gestern wiedereröffnet!) durch, den Leuten im Pergamonmuseum durchs Fenster beim Schauen zuschauen und dann wieder über Wasser.

3 Responses to “Sonntag”

  1. dr.no says:

    Was Sie über den Potsdamer Bahnhof sagen ist wahr, eine Schande.
    Neulich war ich seit langem häufiger in Potsdam aufgrund leidiger beruflicher Verpflichtungen. Nach den Terminen meist noch ausgiebige Parkspaziergänge. Besonders angetan war ich von einer mir bislang unbekannten Anhöhe im Park Babelsberg und dem Ruinenberg, dessen Reiz mir entfallen war.

  2. […] Etwa zweimal im Jahr fahre ich nach Potsdam, einen Zuckerschock in der Maison du Chocolat holen. So auch heute. Die laufende Ausstellung im Brandenburgischen Kunstverein ist nicht so spektakulär wie die letzte, auch etwas lieblos gehängt. […]

  3. […] jedoch gerade richtig. Wer auf dem Rückweg noch Zeit hat und über Potsdam fahren will, kann der Maison du Chocolat einen Besuch […]

Leave a Reply