52 Wochenenden
Mittwoch, 15. Februar 2006Schnee ist gefallen. Weiß ist nun die Erde, als wäre sie eine riesige, vereiterte Eichel, und überall stirbt die primitive alte Sau von Natur. Doch warte nur, schon bald wird sie erwachen und in ihrem neuen Kleid, grün wie Pennerkotze, angeschissen kommen.
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Zum Glück fahre ich heute mit dem Universalgelehrten Dietmar Dath nach Hamburg. Der wird mir schon alles beantworten können.
Mit im Auto sitzen meine Schwester, ihre beste Freundin und Julian. Auch sie wollen sich an das Urteilskraftwerk Dath anschließen und haben sich knifflige Fragen aufgeschrieben. “Wie sollen wir Leben?” fragt Julian, “Was können wir wissen?” fragt meine Schwester, und zuletzt ihre Freundin “Was dürfen wir hoffen?”. Dath fallen die Antworten nicht schwer, er muß aber doch etwas ausholen, und so entfaltet sich vor uns bereits die Pracht der Reeperbahn, ohne daß ich Gelegenheit hatte, mein kleines Problem anzusprechen.
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Nach dem Auftritt spricht mich ein kleines lallendes Mädchen mit Brille an. Wir machen kurz Small Talk, dann sagt sie: “Ich bin Übrigens auch Künstlerin. Ich mache Fotos. Ich fotografiere alles, was ich trinke. Das zum Beispiel habe ich vorhin geschossen.” Sie tippt auf ihrem Handy herum, bis das gewünschte Bild auf dem Display erscheint, dann hält sie es mir hin: Ein Schnapsglas, über dessen Rand jemand aus Versehen einen Fisch gehängt hat. “Das ist ein Bommerlunder mit einer milden Sardelle drin. Man nennt es ‘Schlappschwanz'”. Tief schaue ich der Fotografin in die Augen und frage: “Haben sie 2007 schon was vor?”
Jens Friebe schreibt auch hier.
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