Melancholie
Donnerstag, 9. März 2006- Straßburger Meister, 15. Jhd.
Man sollte durchaus hingehen: es sind viele aufregende Werke zu sehen. Als Ausstellung insgesamt zu beliebig: Fast alles läßt sich ja in dieses Thema einordnen. Leider wird das auch getan. Dürer, Goya und Friedrich drängen sich natürlich auf. Es entsteht aber der Eindruck, daß da von allem was genommen wurde, hauptsache es kuckt jemand traurig, und daß viel Geld für renommierte Werke da war (entsprechend hoch ist der Eintritt).
Neben den Bildern sehr platte Texte, die dem Betrachter die (häufig ziemlich gewollte) Interpretation aufzwingen. Auch die Kapitelüberschriften („Der Melancholie-Kult in der Renaissance“, „Melancholie-Verbot im Sozialismus“) sind stark überarbeitungsbedürftig.
Warum kriegt auch in einer solchen Ausstellung die DDR-Kunst ihre Extra-Abstellkammer? So spezifisch waren die ausgestellten Arbeiten nicht. Und wenn schon DDR, dann wären zusätzlich zu den obligaten Tübke und Mattheuer z.B. die Autoperforationsartisten passender gewesen.
Männer, die den mitgebrachten Weibchen ihre Kunstkenntnis demonstrieren:
- „Bosch, weißt Du, der malt so ähnlich wie Dalí.“
- F: „Das hier ist doch ziemlich bekannt, oder?“
M: „Ja klar, das ist …“ (schielt auf das Schild) „… Ritter, Tod und Teufel.“
[Neue Nationalgalerie bis 7. Mai. Öffnungszeiten: Di, Mi 9-18, Do 9-22, Fr-So 9-20, Mo geschl.]
Aber Fernand Khnopff und Franz von Stuck und Arnold Böcklin und ach, ja auch noch Herr Munch! Die hätte man zugegebenerweise nicht zu den Melancholikern packen müssen, aber ach!