Archiv für April 2006

Bootcamp

Mittwoch, 5. April 2006

Eigentlich ist das hier ja der Abfall von der reinen Lehre. Wenn es aber dazu führt, daß mir mein Arbeitgeber einen Mac hinstellt, wäre ich versöhnt.

Dann muß nur noch jemand SWT für den Mac fixen.

Das Leben hinterläßt Spuren

Dienstag, 4. April 2006

Thomas Lawinky (ja, der mit dem Spiralblock von Stadelmaier) spricht im Interview mit Barbara Bollwahn über seine Stasi-Mitarbeit.

Tatort: Sternenkinder (NDR)

Dienstag, 4. April 2006

Auch dieser Kieler Tatort lebte von der Unnahbarkeit seines Protagonisten Klaus Borowski (Axel Milberg). Dieses Schroffe, Beiläufige, in dem die Dinge, nun ja, festgestellt werden, tut den Kieler Folgen gut.

Das Buch (Orkun Ertener) und seine Umsetzung waren packend, um nicht zu sagen gruselig. Am Anfang wird eine Frau gefunden, der von einem unbekannten Täter das Kind aus dem Leib geschnitten wurde. Und während die Polizei verzweifelt nach dem Kind fahndet, werden die Zuschauer mit der Täterin bekanntgemacht, die sich in unheimlicher Idylle dem Kinde widmet, dabei fast hysterisch um die Aufrechterhaltung der Normalität kämpfend. Was es so gruselig macht: die Identifizierung mit dieser Frau, die Angst, was passieren wird, wenn das Lügengebäude in sich zusammenfällt. In der Szene, als die Polizei die Wohnung stürmen will und es gleichzeitig bei der Täterin klingelt, ist der Trick (daß die Polizei vor einer ganz anderen Wohnung steht) zwar schnell durchschaut, es ist aber dennoch hübsch gemacht.

Die Rolle des allwissenden Beobachters, die der Zuschauer hier einnimmt, wird durch die großartige Kameraführung (Andreas Doub) verstärkt: viele Szenen sind von oben aufgenommen, bei anderen steht eine Mauer o.ä. im Wege, hinter der die Kamera die eigentliche Handlung ausspioniert.

Dem Problem mit der Uhrzeit geht der Film auch sehr gekonnt aus dem Wege: nach 45 Minuten ist der Fall gelöst. Allerdings geht es nach kurzer Erholung weiter: der berühmte Frauenarzt Martin Sonneborn (wieso eigentlich?) wurde ermordet. Was nun folgt und die erste Tat miterklärt, ist leider ein wenig abstrus: in seiner Klinik wurden einerseits Mütter behinderter Kinder zur Abtreibung gedrängt, andererseits die getöteten Föten für verbotene Forschung an anderen schwerkranken Embryonen benutzt.

Leider auch deswegen, weil das ja tatsächlich häufig vorkommt: Mütter werden zur pränatalen Diagnostik und bei positivem Befund zur Abtreibung gedrängt. Der Forschungsteil hingegen hört sich etwas konstruiert an.

Diese zwei Kriminalfälle sind diesem handlungsstarken Film jedoch noch nicht genug: Der smarte iranischstämmige Kollege Alim Zainalow (Mehdi Moinzadeh) wird leider aus dem Drehbuch geschrieben. Wegen angeblicher Zahlungen an islamistische Organisationen wird er festgenommen. Hernach verläßt er seinen Arbeitsplatz, weil ihm sein Chef Milberg nicht vertraut hat. Etwas unglaubwürdig, dieser Handlungsstrang, auch wenn die ehrenwerte Absicht, Muslime vom Generalverdacht auf Terrorismus zu befreien gar nicht zu dick aufgetragen ist.

Viel Symbolik allerorten: die Bauchaufschneiderin sieht aus wie Michael Jackson; die Personen, die den Kommissar liebten, ihn dann aber wegen seiner Liebesunfähigkeit verlassen, gehen durch den Notausgang und auch die Strümpfe der Psychologin werden wieder gezeigt.

Ach ja: mal wieder furchtbare Musiksoße (Karim Elias).

[Erstsendung: 2. April 2006]

Redensarten

Montag, 3. April 2006

Der Historiker Laurenz Demps im auch sonst sehr lesenswerten Montags-Interview in der Berlin-Taz über die Herkunft von „es ist fünf vor zwölf“:

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Wilhelm I. trat kurz vor 12 Uhr ans Eckfenster des Kaiser-Wilhelm-Palais, um den Aufzug zu sehen und sich von der patriotischen Bevölkerung bejubeln zu lassen. Wenn ein Minister oder Botschafter kurz davor zum Gespräch einbestellt wurde, war das ein Wink, daß es um die Sache nicht gut bestellt war. Gegen 11.55 Uhr überbrachte ein Diener die Botschaft: “Majestät, es ist fünf vor zwölf.” Das war ein deutlicher, aber vornehmer Wink, daß die Audienz zu Ende war.

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