Nachdenken macht Kopfschmerzen (ii)

Dienstag, 2. Mai 2006

Endlich dazu gekommen, den Film Zur falschen Zeit am falschen Ort über das Leben von Matthias zu sehen.

Heftig. Vor allem wenn man bemerkt, daß Matthias, der als verhaltensauffällig weg- und aufgegebene noch am leidensfähigsten, intelligentesten und gewissenhaftesten von den handelnden Personen wirkt.

Und die Frage, was man mit solchen Eltern machen soll. Was aus solchen Dörfern werden soll, deren Erwachsene völlig verroht sind.

Und das Gefühl, genau dieses Wegschauen bei Gewalt zu kennen. Von Lehrern in der Schule, die nicht hinsehen oder sich gar auf die Seite der Täter stellen, wenn Schüler systematisch über längere Dauer fertiggemacht werden.

Warum eigentlich die momentane Debatte um angeblich nicht integrationswillige Nachkommen von Einwanderern?

Ich habe das Gefühl, daß auch im knallharten Neukölln die Gewalt noch mehr geächtet, der Respekt vor dem anderen und vor dem Recht noch stärker vorhanden ist, als auf dem Brandenburger Lande. Ich habe den Eindruck, daß man auf der angenehm angeschmuddelten Wrangelstraße wesentlich entspannter flanieren kann als in aufgeräumten Mecklenburgischen Dörfern.

Und was können wir tun? Wie verhindern wir, daß unsere Gesellschaft immer mehr zerfällt, daß wir privilegierten urbanen Penner und Angestellten uns immer mehr abkoppeln von dem, was in anderen Teilen der Gesellschaft geschieht?

Schöne Woche. Und mißtraut dem Pathos.

4 Responses to “Nachdenken macht Kopfschmerzen (ii)”

  1. Christian says:

    Wie verhindern? Nun. Gar nicht? Ein Gutes gibt es wenigstens, diese Menschen da draußen in der Provinz sind unqualifiziert, ohne nennenswerte finanzielle Mittel und bevölkerungsmäßig am Aussterben. Das Problem da draußen erledigt sich also langfristig ganz von selbst. Wir könnten allerdings über die Konstruktion von High-Tech-Schutzwällen um die Großstädte mit Selbstschussanlagen nach Außen nachdenken, wenn wir das Abwarten uns etwas stressfreier gestalten wollen.

  2. Haarbueschel says:

    Mal davon abgesehen, das die Wrangelstrasse in Kreuzberg liegt, weiss ich nicht, wie man das verhindern soll. Ich weiss auch nicht, ob uns Christian’s Zynismus da weiter bringt. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Zerfall ohne auch nur die geringste Aussicht auf irgendeine lebenswerte Zukunft der ostdeutschen Landevölkerung nicht aufzuhalten sein wird.

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