Tatort: Außer Gefecht (BR)
Dienstag, 9. Mai 2006Der “Todesengel” wird gesucht: der Altenpfleger Peschen (Jörg Schüttauf) hat mehrere Menschen getötet. Um ihn zu stellen begeben sich die beiden Kommissare als Undercover-Kellner in das Restaurant im Münchner Olympiaturm. Doch die Festnahme verläuft nicht ganz glatt: der Verdächtige spritzt Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) im steckengebliebenen Fahrstuhl eine schmerzerzeugende Substanz, Serotonin („Eine Überdosis Glück“), wie sich später herausstellt. Nachdem er ihn also in der Gewalt hat, kann er Leitmayer seine Motive nahebringen und ihn gleichzeitig mit dessen unglücklicher Beziehung zum Vater konfrontieren.
Die hohen Einschaltquoten führen leider viele Tatort-Buchschreiber dazu, sich “großer”, relevanter Themen anzunehmen. Leider sind sie diesen nicht immer gewachsen (obwohl es auch herausragende Folgen gibt) und der Film verkommt entweder zur Schmonzette oder die Kriminalistik bleibt auf der Strecke. Mindestens aber wird man, wie in dieser Folge, dem Thema nicht gerecht. Ja, es gibt Gewalt und Einsamkeit in Altenheimen. Ja, manche sehen Sterbehilfe als billigen Ausweg. Aber weder bringt es diese Folge fertig, dem Zuschauer Schicksale nahezubringen, noch schafft sie es, der Debatte um Tötung auf Verlangen vs. Sterbebegleitung einen neuen Aspekt hinzuzufügen.
Stattdessen bleibt leider die Handlung auf der Strecke. Und nur weniges ist so schlimm wie ein langweiliger Krimi. Zwar ist die Fahrstuhlszene dramatisch inszeniert, richtige Spannung will aber nicht aufkommen.
Sehr schön hingegen der Einfall, den Film in Echtzeit spielen zu lassen und die häufigen Blicke auf die Uhr mit den Uhren der Zuschauer zu synchronisieren. Glück gehabt, daß es vorher keinen Brennpunkt gab.
Seltsam, daß der Fahrstuhl mit Weitwinkeleinstellung gefilmt wurde, so daß er riesig wirkte und die beklemmende Wirkung ausblieb.
Immer wieder großartig: Michael Fitz als der Menzinger Carlo.
[Erstsendung: 7. Mai 2006]
Auch wenn der Tatort der Diskussion keine neuen Aspekte hinzufügte, so fand ich es trotzdem gut, das Thema anzusprechen. Und ja, ich persönlich hatte das Thema verdrängt. Jetzt ist es präsent. Das find ich gut.
Die Echtzeit war echt sehr gut. Auch wenn der hängenbleibende Fahrstuhl sehr konstruiert wirkte.
Aber ist das nicht sehr genügsam, ein Thema einfach nur anzusprechen? Ohne etwas neues beizutragen zu haben? Oder es überzeugend umsetzen zu können?
Der hängengebliebene Fahrstuhl (die Kamerablicke auf den Schacht erinnerten an Half Life) war ja konstruiert — er wurde vom Täter (oder seiner Komplizin) manipuliert.
Natürlich hätte man das Thema besser verarbeiten können. Das will ich nicht bestreiten!
[…] vor, einen Tatort in Echtzeit handeln zu lassen. Das gab es allerdings tatsächlich schon einmal: „Außer Gefecht“ spielt sogar von während der Tatort-Zeit von 20.15 Uhr bis […]