Zeitunglesen …
Sonntag, 25. Juni 2006… gehört zu meinen liebsten Entspannungsübungen.
Das Spektrum des FAZ-Feuilletons reicht vom Rechtsaußen (Habermas) Lorenz Jäger bis zum Linksintellektuellen (mit Betonung auf intellektuell) Dietmar Dath. Dazwischen viele ebenso nüchterne wie leidenschaftliche Fachleute wie Dieter Bartetzko oder Christian Geyer. Unvergessen leider auch Spiralblock-Diva Gerhard Stadelmaier, dessen Kritiken zwar inhaltlich immer etwas vorhersehbar, aber von einer kraftvollen, lebendigen Sprache sind.
Und das ist es, was man den Frankfurtern hoch anrechnen muß: die Liebe zur Sprache, zum stimmigen Bild. Der Widerstand gegen die Versuchung, den Leser für dümmer zu halten, als er ist. Der Mut zu langen Texten.
Leider neigt es manchmal zur bemühten Themensetzung, die mal mehr (Hirnforschung, Rechtschreibung), mal weniger (Familienpolitik/Demographie) inhaltlich fundiert ist.
Gern gelesen dennoch, wegen der oft unerwarteten Experimente, wie Rathgebs Text zur Fußballbegeisterung der letzten Woche, wegen Dietmar Dath (immer wieder) und wegen des unglaublichen Wissens, mit dem alltägliche Aufgeregtheiten in viele Jahrhunderte Kulturgeschichte eingeordnet werden.
Und so ist der Hauptvorwurf, den man dem Frankfurter Feuilleton machen kann, daß es nicht mehr davon gibt: die Berliner Seiten werden immer noch schmerzlich vermißt.
Der Chef von’t Janze, Patrick Bahners, fällt allerdings in seinen eigenen Texten oft durch sehr bemühten, manchmal etwas wirren Politikbezug im Stile der unsäglichen Strizz-Cartoons auf. Unlesbar: seine Tatortkritiken. Überraschend spritzig dann aber gestern sein Abgesang auf Sabine Christiansen und ihren Sozius Helmut Falter.
[Aber diese komische Sonntagszeitung — also die ist ja fast so schlimm wie die Zeit]
Mensch! Jetzt hab’ ich Lust, die FAZ zu abonnieren! (Und die taz dazu!)
Hehe. Recht hat er.
Fragt sich bloß, ob Jauch noch genug in der Birne hat nach vielen Jahren Stern TV, um nicht nahtlos anzuschließen.
Sag bitte vorher bescheid, die haben Ipods als Werbegeschenke.
Auch ich würde Dittsche Jauch vorziehen.
Mir haste auch Lust gemacht auf die Sonntagszeitung (aber auch schon vor ner Weile). Muß aber noch evaluieren, wie realistisch es ist, daß ich überhaupt zum Lesen komme…
Neinein! Gerade die Sonntagszeitung habe ich doch im letzten Satz verdammt. Sieht zwar trendy aus, zitiert auch hin und wieder Blogs, ist aber insgesamt zu gefällig und süß.
Ich meinte schon die ganz klassische Wochen-FAZ mit alter Rechtschreibung und Frakturüberschriften.
Man ist übrigens auch dankbar, eine Zeitung zu haben, in der neben kunsthistorischen auch mathematische Themen mit der ihnen zustehenden Zeit, Muße und mit Sachverstand behandelt werden.
Das Problem an der normalen FAZ ist, daß sie eine Tageszeitung ist. Kann ich z.Z. nicht lesen. Vor Beginn der Heizsaison, in der ich dann das Papier wenigstens auch für den Ofen brauchen kann, macht das keinen Sinn…
[Nicht alles Ernst nehmen;)]