Blogs in China: Subversiv?
Donnerstag, 13. Juli 2006Die Relevanz deutscher Blogs relativiert sich schnell gegenüber geschätzen 37 Millionen Blogs und 16 Millionen Bloggern in China. Eric Schmidt von Google sagt, daß China den Internetmarkt “noch viele viele Jahre anführen” wird.
Es gibt in China augenblicklich 115 Millionen Internetnutzer. […] Allein 1,5 Millionen spielen das Internetspiel “World of Warcraft”. Im letzten Jahr wurden in China fünfzig Milliarden E-Mails von rund 72 Millionen Häufignutzern hin und her geschickt. Der Chat-Room des chinesischen Internet-Anbieters Baidu erhält täglich fünf Millionen Nachrichten. Und die chinesischen Sicherheitskräfte haben eine elektronische Datenbank, in der sie die persönlichen Daten von 1,25 Milliarden Chinesen verwalten. Sie unterhalten auch eine Cyber-Polizei zur Überwachung des Internets mit 30000 Vollzeitmitarbeitern. [FAZ]
In der FAZ beginnt heute eine Serie über das Internet in China, der erste Teil über Blogs. Und abseits dessen, was in Europa oder Amerika an der chinesischen Entwicklung interessant scheint, nämlich Zensur, geht es vor allem um die Interessen der chinesischen Internetnutzer. Nachdem eine Journalistin mit einem Sex-Blog startete, ist es für viele eine wichtige Motivation, z.B. durch Skandale möglichst schnell bekannt zu werden.
Und auch Angela Merkel ist nicht die erste Staatschefin, die sich regelmäßig im Internet äußert:
Sechzehn Millionen Blogger sind nicht subversiv. So viele Menschen können gar nicht irgendwen oder irgendwas unterminieren. Insofern konnte es nicht verwundern, daß der Nationale Volkskongreß, also das chinesische Parlament, auf seiner diesjährigen Frühjahrstagung im April öffentlich darüber diskutierte, ob es nicht sinnvoll sei, wenn nicht nur Staatspräsident Hu Jintao, sondern auch alle Abgeordneten als Blogger aktiv würden. Bloggen ist in China schon lange keine journalistische Wühlarbeit mehr von unten – falls es das jemals war. Vielmehr ist es zu einer politischen Institutionalisierung von oben umgedreht worden.