Tatort: Schattenspiele (NDR)

Dienstag, 29. August 2006

Schon vor längerer Zeit lief der Tatort Schattenspiele, den sich Schabia für mich angesehen hat. Vielen Dank:

Jonathan Waputo, gerade aus der Abschiebehaft geflohen, schleppt sich mit letzter Kraft zum Polizeipräsidium und verstirbt.

Bei der Obduktion der Leiche stellt sich heraus, daß diese an einer Überdosis Aconitin starb: eine Pharmafirma hatte jahrelang Rheumamedikamente an den Häftlingen ausprobiert und diese als „Vitaminpräparate“ vom Zivi an die Insassen verteilen lassen. Waputo aber starb an einer gezielten Überdosis und letzten Endes wars der Gefängnisdirektor Lambertz, der Waputo aus dem Weg schaffen wollte, denn Lambertz’ Freundin hatte 20 Jahre zuvor ein Kind überfahren. Der Beifahrer bei diesem Unfall war der kenianische Student Winston Miller, der nach dem Unfall wegen Fahrerflucht verklagt worden war.

Komissar Holicek (Tilo Prückner) der diesen alten Fall bearbeitete, wird von Winston Miller in dessen Wohnung niedergeschlagen. Während Holiceks Ohnmacht erschießt sich Miller mit dessen Dienstwaffe. Es war aber nicht Miller, der damals starb, sondern ein namenloser Schwarzer, der schon vorher auf der Flucht nach Europa gestorben war.
20 Jahre später meint Holicek, in der Leiche Waputos den damaligen Angeklagten Miller zu erkennen und rollt den Fall nochmal auf. Keiner glaubt ihm, er flüchtet sich in Arbeit und Alkohol. Die Staatsanwältin und selbst sein Kollege Casstorf (Robert Atzorn) sind gegen ihn und halten ihn für plemplem. Doch zum Glück — Holicek ist schon vom Dienst suspendiert — findet Casstorf einen ausschlaggebenden Hinweis in den alten Akten und der Fall wird gelöst.

Schauspielerisch machte dieser Tatort seinem Titel alle Ehre, denn Tilo Prückner spielte Robert Atzorn ganz und gar in den Schatten. Mit viel Herzblut und Witz überzeugt er die Zuschauer als übernächtigter, versoffener Irrer, den seine Vergangenheit nicht losläßt, während Robert Atzorn nur schmierige Plattitüden von sich geben darf. (Besonders schlimm: der weltverbesserische Monolog über Abschiebepraktiken um die Staatsanwältin zu beeindrucken.)
Wirklich erstklassig: Holiceks Albträume, seine Ausraster im Präsidium und ganz besonders die Flashbacks zum Fall zwanzig Jahre vorher, inkl. 80er-Outfit.

[Erstsendung: 20. August 2006, Text: Schabia]

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