Archiv für September 2006

Parocktikum-Wiki

Dienstag, 5. September 2006

Schon seit längerem veröffentlicht der Radiomoderator Lutz Schramm Musik, Interviews und andere Dokumente der DDR-Independent-Szene der achtziger Jahre im Parocktikum-Podcast.

Um das Material über zu Teilen unveröffentlichte Bands etwas systematischer zu sammeln, gibt es jetzt das Parocktikum-Wiki. Steht noch nicht so viel drin, das kann sich aber ändern.

Also ran.

Bindet Euch von den Masten los!

Terrordatei

Dienstag, 5. September 2006

Im übrigen bin ich gläubig und zahle Kirchensteuer.

Wo muß ich mich anmelden?

Rembrandt in der Gemäldegalerie

Montag, 4. September 2006
Mädchen im Bilderrahmen
Mädchen im Bilderrahmen

Die Persönlichkeiten auf den Porträts gehen sehr nahe. So nahe, daß die Vorfahren aus den Bildern zu sprechen scheinen. Als hätten sie all die lange Zeit gewartet, bis Du vorbeikommst. Man fühlt sich mit seinem kleinen Leben gewogen und fragt sich, ob man das nötige Gewicht aufbringt.

Diese Nähe über die Zeitenferne hinweg entsteht durch verschiedene Mittel: die Personen blicken dem Betrachter geradewegs ins Auge. Sie verfolgen ihn sogar mit Blicken, bewegt er sich weiter (funktioniert das wegen der einfach schwarzen Pupillen?). Das Detail ist wichtig: die sorgsam ausgeführten Hautflecken, Barthaare und Fältchen sorgen für eine unerklärliche Rührung, die dadurch entsteht, daß man den Dargestellten als einzigartig wahrnimmt. Schließlich ist den Menschen eine feierliche Konzentration inne, die auf den Betrachter übergeht und ihn zu einer wohltuenden Ruhe zwingt.

Beispielhaft das „Mädchen im Bilderrahmen“ (das hier leider nur sehr unzureichend wiedergegeben ist, in der Ausstellung dagegen strahlend schön). Die auf den Scheinrahmen (der in der Ausstellung zur Verstärkung noch von einem echten umgeben ist) aufgemalten Hände verstärken noch den 3D-Effekt, der durch den wandernden Blick entsteht. Und während sie sinnend aus dem Rahmen herausschaut, entfachen ihr ruhiger Blick und die weite Landschaft hinter ihr gleichzeitig eine süße Sehnsucht nach ihrer unerreichbaren Welt.

Auch unbedingt lesen: Niklas Maak über die Ausstellung.

Mehdorn verstaatlichen!

Montag, 4. September 2006

Na da haben sich zwei gefunden.

“Ein Bahnsprecher”:

Wir sind Europas größter Mobilitäts- und Logistikdienstleister und als solcher nicht an einer Verringerung der Mobilität in Berlin interessiert. Wenn es tatsächlich zur Schließung Tempelhofs käme, könnten wir uns vorstellen, daß die Bahn zusammen mit anderen Geschäftspartnern, die auf diesem Gebiet zu Hause sind, den Busineßflugbetrieb dort aufrechterhält.

[…]

Um den historischen Gebäudekomplex müßten sich andere kümmern.

Friedbert Pflüger:

Ich freue mich darüber, denn Berlin braucht keinen neuen Park, sondern neue Jobs.

Broooommm, brooommm!

[Und dann bitte Luftbrücke und Berlinzulage wieder einführen.]

[Zu den Parks später mehr.]

Zwischenland

Sonntag, 3. September 2006

[]

Ich kannte diesen horror vacui nicht. Ich war großgeworden in einer Stadt mit grauen Altbauten und Bombenlücken, in denen inzwischen Bäume wuchsen, mit „Altneubauten” aus den fünfziger Jahren und geradezu verschwenderischen Freiflächen zwischen Sechziger- und Siebziger-Jahre-Bauten; in einer Baustellenstadt. Der Beton des Plattenbauviertels war nicht romantisch, aber Heimat.

Wenn wir als Jugendliche herumhängen und einen Hauch Welt schnuppern wollten, fuhren wir zum Alex oder zum Lindencorso. Dort saßen wir am Springbrunnen und ließen die Beine baumeln. Wir träumten nicht von Westdeutschland, von Lübeck oder Düsseldorf. Wir träumten von New York und London und Indien. Hin und wieder auch mal von Buch- und Plattenläden in Westberlin, wenn wir die teuer auf dem Schwarzmarkt erworbene Nina-Hagen-Platte hörten. Westdeutschland war bloß das Ausland nebendran, das nicht weit genug weg war und vermutlich auch ziemlich spießig.

Aber Westberlin, das hörte sich bei Nina Hagen schon aufregender an. Und wenn wir an der Mauer entlanggingen, dachten wir, es müsse schon etwas ungeheuer Aufregendes, Verbotenes, Schillerndes dahinter sein, daß man gemeint hatte, eine solche Wand bauen zu müssen. Es war schließlich die Wand, hinter der die Rolling Stones spielten.

[]

Der Wahnwitz den die Planung der Neunziger Jahre über Berlin ausgeschüttet hat, wird erst jetzt, wo die Stadt mangels Geld zur Ruhe kommt, langsam sichtbar.

Stadtplanerisch ist es vielleicht ein Glück, daß das Geld jetzt weg ist. Dazu und zum verschwundenen Früher Ulrike Steglich im Scheinschlag.