Treptow, Stralau und die Oberspree
Dienstag, 31. Oktober 2006- Stralau und die Oberspree. Originalzeichnung von H. Lüders
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In: Emil Dominik: Quer durch und ringsum Berlin. Eine Fahrt auf der Berliner Stadt- und Ringbahn. Berlin 1883.
Treptow ist ein alter Berliner Kämmereibesitz und seit 200 Jahren ein Vergnügungsort der Berliner. Von Alters her hieß die Gegend „Der Trepkow“, war von einem Förster bewohnt, dann zu einem Ackerwerke mit Gastwirthschaft eingerichtet und ist später mit Kolonisten besetzt worden. Treptow ist zu Stralau eingepfarrt.
Stralau, ein uralter wendischer Edelsitz, ist älter wie Berlin. Anno 1244 befand sich ein Ritter von Stralow im Gefolge der Markgrafen Johann und Otto zu Spandau und ein Ritter Rudolf von Stralow verkaufte anno 1261 der Stadt Cölln eine Haide.
Die Stralauer Kirche, eine Zierde der ganzen Oberspreegegend, wurde 1464 errichtet und ist anno 1822 von Schinkel neuerbaut. Hier ist das Lokal des berühmten „Stralauer Fischzuges“, hier zwischen Stralau, Treptow und den weiteren Strecken der Obespree finden die bekannten Regatten und Corsofahrten statt, tummeln sich im Sommer hunderte von Dampfern, Booten und Kähnen. In den Regatten führen die Wasserleute mit Segel und Ruder vor, was sie können, und in den Corso’s zeigen sie ihren Humor.
Hier an der Oberspree liegen im weiteren die verschiedenen Vergnügungsetablissements, nach denen wir von Treptow aus eine Dampferfahrt machen können, hier liegen „Ostend“, „Sadowa“ und auch die beiden „Eierhäuser“, früher die Capuletti und Montecchi der Oberspree, nun durch Heirathen ihrer Besitzer „stark befreundet“. Ein altes Lokal nur, der „Quappenkrug“ ist verschwunden, der ehedem an der Stelle des heutigen „Wilhelminenhof“ lag.
[aus: Emil Dominik: Quer durch und ringsum Berlin. Eine Fahrt auf der Berliner Stadt- und Ringbahn. Berlin 1883.
Hervorhebungen und Orthographie wie im Original.]
Anmerkungen:
Die Kirche ist nicht 1822 von Schinkel sondern ab 1823 von Langerhans umgebaut worden. Eines der Eierhäuschen steht noch wunderschön verwunschen im Treptower Park, allerdings in einer Version von 1891 und zusehends dem Verfall ausgesetzt. Es wird von Fontane im Stechlin verewigt.
[…] Zu sehen ist das Restaurant „Abtei“ auf der Abteiinsel in Treptow (ältere Namen: Rohrinsel, Neu-Spreeland). Das erste Lokal an dieser Stelle wurde 1897 im Ruinenstil gebaut (es befand sich also vorher keine Abtei auf der Insel) bis es 1914 abbrannte. Allerdings entstand die Brücke (Reiseführersuperlativ: erste freitragende Stahlbetonbrücke Deutschlands) erst 1915/16. Insofern sehen wir hier wohl einen Nachfolgebau. Auf dem Treptower Festland gegenüber steht heute noch das Gasthaus Zenner, nach seinem ersten Pächter benannt, 1889 von Langhans an Stelle des alten Vorwerks Treptow gebaut, 1954 aus Ruinen wiedererrichtet. Am Treptower Ufer fanden sich vor dem Kriege weit über 100 Gaststätten. Zu Treptow und seinen Gaststätten steht mehr bei Fontane, bei Dominik sowie auf den schön gemachten Seiten des Bezirksamtes. […]