Tatort: Die Blume des Bösen (WDR)

Donnerstag, 4. Januar 2007

Endlich wieder Spannung: Ein unheimlicher Serienkiller scheint es auf Max Ballauf abgesehen zu haben: in kurzer Zeit werden zwei Frauen ermordet, mit denen er einst ein Verhältnis hatte. Und während die Polizei einerseits versucht, den Täter zu finden, der sich auch regelmäßig telefonisch meldet, muß Ballauf in seiner Vergangenheit graben, um den Grund für den Haß des Täters zu finden.

Der dabei entstehende Wettlauf ist nett anzusehen: während der unsichtbar agierende Mörder Ballauf durch Köln hetzt und sich in Selbstüberschätzung am Spiel ergötzt, nimmt man Ballauf seine Angst wirklich ab. Dessen Verunsicherung wird zu Beginn mit einem hübschen Trick ausgelöst. Von diesem Moment an wird man durch ein Rennen in Atem gehalten, das mit sicherem Rhythmus und guten Bildern inszeniert ist. Irgendwann dringt der Unsichtbare auch in sein Leben ein: Ballauf kümmert sich um die Tochter seiner Cousine Beatrice (Nadeshda Brennicke), die mit Krebsverdacht im Krankenhaus liegt. Und da der Täter ihn auf Schritt und Tritt beobachtet, hat er es auch irgendwann auf sie abgesehen.

Am Ende kommt es zum Showdown im Haus von Beatrice, bei der sich aber das Mädchen geschickt wie das siebte Geißlein im Uhrkasten versteckt und auch von der Katze nicht verraten wird. So muß Ballaufs Kollege Schenk als das Opfer herhalten, dem Ballauf das Todesurteil sprechen soll.

Leider überdeckt die Spannung aber nicht die vielen Lücken in Drehbuch und Ausstattung: Beim Szenenwechsel vom Kindergarten in den Zoo und zurück schneit es im Zoo, am Kindergarten ist schönes Wetter. Der Racheplan Kuschmanns (dessen Tochter einst von Ballauf erschossen wurde) scheint von vorn bis hinten ausgeklügelt; von dem Mädchen, das Ballauf betreut, wußte er aber am Anfang noch nichts. Daß Ballauf genau in dem Moment die Identität des Täters (gespielt von Jürgen Schornagel) herausfindet, als dieser in seiner eigenen Wohnung eine Nachricht für ihn hinterläßt, ist nicht planbarer Zufall. Für eine junge alleinerziehende Ethnologin ist das Haus der Cousine zu luxuriös. Und wenn man schon so eine Hütte hat, dann baut man nicht gerade Glastüren in den Eingang, die sich mit einem Faustschlag öffnen lassen. Die Überwindung der Polizisten am Eingang gelingt dem Täter zu leicht: das kann so nicht (wie vom Drehbuch suggeriert) geplant gewesen sein. Und schließlich schafft Kuschmann es nicht, die zierliche Beatrice zu überwinden, beim schweren Freddy Schenk scheint das aber kein Problem gewesen zu sein (die Szene wird uns vorenthalten).

Unglaubwürdig ist auch, daß Polizisten über eine Tötung, auch wenn sie in Notwehr geschieht, so schnell hinwegkommen, daß sie im Nachhinein kein Wort mehr darüber verlieren. Ich hoffe zumindest, daß das im richtigen Leben noch nicht so ist.

Und wenn schon klugscheißern dann bitte richtig: Symbol der Unschuld ist die weiße, nicht die rote Lilie.

[Erstsendung: 1. Januar 2007]

5 Responses to “Tatort: Die Blume des Bösen (WDR)”

  1. baumkind says:

    die wohnung der cousine war doch von einem freund geliehen, der gerade ein jahr im ausland ist oder so? ansonsten wie immer prima kölner tatort!

    • stralau says:

      Ach so – das war mir entgangen.

    • Bob says:

      Der grauenhafteste Tatort, den ich je gesehen habe! Ich finde Geschmachsäusserungen zu künstlerischen Werken eigentlich problematisch. Doch da es sich bei der “Blume des Bösen” (origineller Titel!) weder um ein künstlerisches Werk handelt noch handwerkliches Können seitens des Autors/Regisseurs vorhanden gewesen sein kann, will ich diesmal nicht so sein.
      Also: ich hatte die Gelegenheit, das Drehbuch vorher anzulesen…und schon da graute es mir. Merkwürdigerweise scheint es niemandem in der WDR-Redaktion aufgefallen zu sein, dass dieser Plot so lückenhaft, unlogisch und konstruiert ist, dass daraus nur eine Zumutung für das Publikum werden konnte… von der anschliessenden Inszenierung möchte ich lieber schweigen… Bombast-Musik, überstrahlende Lichter allerorten und heruntergelassene Jalousien erzeugen eben noch lange keine “Sieben”-Atmosphäre…Einzier Lichtblick in diesem Grauenswerk war die Darstellerin der kleine Nichte von Ballauf, in den Szenen mit ihr konnten die Schauspieler einen Rest ihres zweifellos vorhandenen Könnens bewahren… Ich will nicht wissen, was Behrendt und Bär dachten, als sie den fertigen Film gesehen haben…
      Hoffentlich verschont man uns in Zukunft mit so einem hanebüchenen Mist.

      MfG, Bob

      • René says:

        Hab mir den Tatort erst vor zwei Tagen angeschaut (hatte ich aufgezeichnet). Bin eigentlich absoluter Fan der Ballauf-Tatorte.
        Bin aber diesmal dabei auch fast ausgeflippt. Dem Kommentar kann ich nur beipflichten…Selten so einen “hanebüchenen Mist” gesehen.
        Bei der Preview muss doch den Produzenten, Schauspielern etc auch der Atem gestockt haben.
        Mußte raus…
        MfG
        René

  2. 49 Suns says:

    Zeitlogik a la Tatort…

      Stimmung: cheerful  Musik: Last.fm Recommendation RadioNachdem der gestrige Tag recht frustierend verlief, wollte ich mir vollends die Kante geben und habe mir nochmal den Tatort Die Blume des Bösen angesehen, &#252…

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