Anschluß

Dienstag, 30. Januar 2007

Ich kann Jammern über die schlechte Lage im Osten meist nicht hören. Bei den Debattenthemen, die die Öffentlichkeit in Atem halten, merkt man aber, daß 1990 keine Vereinigung sondern Anschluß war.

Die RAF zum Beispiel ist (bis auf die Stasi-Nebengeschichten) ein rein westdeutsches Thema. Sicher scheint es da (ebenso wie bei Dutschke/Springer) Diskussionsbedarf zu geben. Da ist es recht und billig, die Debatte auch zu führen. Ich würde mir nur manchmal mehr Aufmerksamkeit für ähnlich wichtige Themen wie das Stasi-Unterlagengesetz, den flächendeckenden Abriß der Baugeschichte oder den erstarkenden russischen Imperialismus gegenüber den ostmitteleuropäischen Staaten wünschen.

3 Responses to “Anschluß”

  1. mek says:

    Sehr interessante Sichtweise, vor allem was das Gefälle der Themen zwischen Ost und West betrifft. Danke dafür.
    Kann es sein, dass es keine relevanten (was auch immer “relevant” sein mag, nennen wir es am besten “wortgewichtig”, weil leicht verwechselbar mit “wichtigtuerisch”) Ostdeutschen Journalisten gibt? Liest man deshalb so wenig aus nicht-bundesdeutscher Sicht? Oder will man jetzt plötzlich überall eine bundesdeutsche Vergangenheit haben? Gilt DDR Vergangenheit als miefig?

    • stralau says:

      Es gibt wirklich nicht viele wichtige, was damit zu tun hat, daß es innerhalb der Presse nach der Wende da keinen personellen Austausch gegeben hat.

      Hinzu kommt, daß die großen Verlage alle aus dem Westen kommen und die DDR-Zeitungen nach der Wende unter sich aufgeteilt haben.

      Über einen ostdeutschen Journalisten bei einem Wochenblatt hörte ich, daß er dort zwar fürstlich bezahlt würde, er aber regelmäßig kämpfen müsse, um seine Artikel auch im Blatt unterzubringen.

  2. Andi says:

    Maybrit Illner kommt auch aus dem Osten (Friedrichshain), aber sie kommt mir als jemand vor, die eher nicht ostspezifische Themen aufgreift oder ne ostspezifische Meinung vertritt. Ist das Opportunismus, weil an den Schalthebeln eher Westler sitzen?

    Aber es ist schon richtig, Leute, die dezidiert Ost-Geschichten anbringen, landen ganz schnell in der “Jammer-Ossi”-Ecke. Oder es sind Gesichter/Institutionen wie Stubbe oder Super Illu, die man nicht so recht ernst nimmt.

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