Tatort: Ruhe sanft (WDR)

Donnerstag, 22. März 2007

Der Münsteraner Tatort ist beim Publikum sehr beliebt. Allerdings wird diese Beliebtheit mit einem Trick erkauft: lustige Dialoge täuschen über Schwächen im Skript hinweg. Und so hinterläßt diese Folge einige Fragen. Aber auch das permanente Personal agiert sehr abziehbildartig, was von der einzigen Ausnahme, Axel Prahl, so überspielt wird, daß es keiner merkt.

Zur Handlung: eigentlich geht es darum, daß Thiel in der Urlaub will aber nicht kann und daß Boerne Präsident der Weltorganisation der Pathologen werden will. Außerdem hat Boerne eine schöne Wienerin in seiner Wohnung, weswegen er Tisch und Bett mit Thiel teilen muß. Thiels kiffender Vater wiederum bekommt dieses Mal eine richtige Rolle. Ein asiatischer Wissenschaftler „stellt Stange Wasser in Ecke“.

Ach so, ja, Krimi. Also: Ein Bestatter wurde erschlagen. Sofort verdächtig ist eine Gruppe von Gothics. Aber wie Harald Schmidt schon im idealen Tatort erklärte: der Tätowierte war’s nie. Und so sind die Schwarzen („Wie nennt man diese Leute, die schwarz rumlaufen?“ – „Neger“. „Neger sagt man nicht, das heißt Schwarzer.“ – „Sagt wer?“ – „Die Grünen“) denn auch so lieb und sanft, daß man sie einfach ins Herz schließen muß. Auch der 21.00-Uhr-Verdächtige fehlt nicht: der Tote hatte Streit mit seinem Bruder. Dieser schlug ihn nieder, aber jemand hatte noch mit dem Kerzenständer nachgeholfen. Jedoch ist am Ende mitnichten alles klar: Wo ist denn das Beweisstück? Auch will mir der Suizid der Wienerin nach dem falschen Befund nicht einleuchten.

Man sollte Axel Prahl übrigens nicht mit dem Fahrrad durch Münster fahren lassen. Man sieht ihm einfach an, daß er das nicht gewohnt ist.

Lustig wars aber (bis auf die Penetranz von Boerne) schon – auch die Verfolgungsjagd treppab dem Sarg nach in die Verbrennungsanlage war eine gute Idee.

Für DDR-Nostalgiker: Lutz Kerschowski war an der Musik beteiligt. Und beim Fernsehlexikon gibts einen Showdown Krimi gegen Comedy.

[Erstsendung: 18. März 2007]

2 Responses to “Tatort: Ruhe sanft (WDR)”

  1. Marc says:

    Die “Tatorte” in Münster starteten auf hohem Niveau. Das sinkt nun stetig mit jeder Folge und das nicht nur in den Dialogen. Plötzlich wohnen Thiel und Börne in einem ganz anderen Haus, auch Börnes Arbeitsplatz findet sich im Keller wieder. Da darf das (neue) Büro von Thiel nicht fehlen. Aus dem Münsteraner “Tatort” ist nun ein zweiter Kölner “Tatort” geworden, der bis auf ganz wenige Szenen in Köln entstanden ist. Schade eigentlich, denn der WDR kann’s besser.

  2. frerk says:

    wir haben letzten monat ein video interview mit axel prahl gedreht. er war grossartig. wird hoffentlich anfang nächster woche online gehen. könnte dich- als regelmässiger tatort gucker – interessieren. mich hat er vor allem als dresen protagonist interessiert.

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